Die Lage auf dem Tellmannplatz in Rheydt Lieber weiter einen Bogen drum machen?

Rheydt · Andreas Filtmann hat sein soziales Engagement im Bereich Tellmannplatz in Rheydt bitter bezahlt. Keinen Schritt will er mehr in das Parkhaus tun. Wie viele andere Bürger. Aufgrund zahlreicher Beschwerden bei der Stadt ist neuerdings der Ordnungsdienst vor Ort. Aber nutzt das was? Die Stadt und die Polizei Mönchengladbach mit einer ersten Einschätzung.

Der Tellmannplatz sieht am Mittwoch sauber und friedlich aus. Doch wo sind die Wohnungslosen und Drogenabhängigen hin?

Foto: Baum/Andreas Baum

Er hat es gut gemeint. So wie früher, als seine Frau noch lebte und die beiden gemeinsam ihrem „Helfersyndrom“ folgten, stets bemüht, anderen Menschen aus der Patsche zu helfen... Andreas Filtmann wollte eine junge Frau, die durch einen „Freund“ in die Drogenabhängigkeit gezogen worden ist, aus der Szene herausholen. Gutmütig nahm er sie mit nach Hause, gab ihr zu essen, hörte ihr zu. Was er erleben musste, als er sie tags darauf, nach ihrem Verschwinden besorgt um ihr Wohlergehen, am Cityparkhaus in Rheydt suchte, hat den 61-Jährigen gebrochen. Zwei Frauen und drei Männer überfielen ihn, raubten ihn aus, prügelten ihn krankenhausreif, räumten mit den gestohlenen Schlüsseln erst sein Auto und dann seine Wohnung aus. Noch heute, Wochen später, kann er sich nach einem Oberschenkelhalsbruch und Rippenfrakturen nur mühsam auf Krücken fortbewegen. Auch psychisch hat ihm der Vorfall schwer zugesetzt. Der Weiße Ring konnte ihn zumindest finanziell etwas unterstützen. Seine Misshandler will er vor Gericht bringen, einen Anwalt hat er bereits aufgesucht.

Ein Einzelschicksal? Dass sich die Drogenszene und Wohnungslose rund um das Parkhaus am Tellmannplatz tummeln, dass es schmutzig ist und nach Fäkalien stinkt – war bekannt und hat auch die Stadt auf den Plan gerufen. So ist der Kommunale Ordnungs- und Service-Dienst (KOS) inzwischen täglich mehrere Stunden zu unterschiedlichen Zeiten vor Ort, spricht bei Ordnungsverstößen Platzverweise aus und schickt das „Klientel“ zum „Ausweichtreffpunkt“ mit Seecontainer am Tippweg. Doch bringt das etwas?

„Ja!“, sagt die Stadt. „Das konsequente Eingreifen des KOS und die Begleitung durch Gesundheitsamt, Wohnungslosenhilfe und Streetwork haben schon Wirkung gezeigt. Am Tellmannplatz ist Ruhe eingekehrt. Die Obdachlosen- und Drogenszene hat diesen Bereich verlassen. Der Platz, der zum Teil mehrfach täglich durch die GEM gesäubert werden musste, ist nun stets gepflegt.“ Von den Anwohnern und Geschäftsleuten in der Innenstadt gebe es Lob und positive Rückmeldungen, der Parkhausbetreiber habe bereits Säuberungs- und Renovierungsarbeiten veranlasst.

In Luft aufgelöst haben sich die ehemaligen Tellmannplatzbesetzer natürlich nicht. Sie seien zum Teil wie erwartet an den Container auf dem Tippweg abgewandert, so die Stadt. Sieben bis zehn Leute nutzten inzwischen den Container. Eine mobile Toilette sei bestellt und solle in Kürze geliefert werden.

Die Polizei Mönchengladbach, die für den Bereich bereits vor den Maßnahmen eine gewisse „Entspannung“ – insbesondere nach einem Höhepunkt an Straftaten im Bereich Straßen- und Drogenkriminalität in den Monaten Juli bis Oktober 2023 – verzeichnet hat, gibt nur vorsichtig Entwarnung: „Das momentan geringe Beschwerdeaufkommen lässt grundsätzlich auf eine zeitweise Besserung der Lage am Tellmannplatz schließen.“ Die dort regelmäßig ansässige Gruppe aus Alkoholkranken und Drogenkonsumenten werde momentan noch nachhaltig verdrängt. Doch die Polizei beschreibt auch die Kehrseite der Medaille: „Wir haben eine teilweise Verlagerung der Konsumenten in die Rheydter Innenstadt beobachtet, die als nicht zielführend erachtet wird.“ Gewaltdelikte, so die Polizei, passierten allerdings überwiegend unter den Konsumenten selbst. Der Überfall auf Andreas Filtmann ist demnach eher eine Ausnahme und hängt mutmaßlich mit seinem Engagement für die junge Drogenkonsumentin zusammen.

Doch wie die Polizei ebenfalls einräumt: „Wir erkennen eine nachvollziehbar vorhandene Auswirkung auf das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger“.

Auch gibt es bereits erste Beschwerden von Anwohnern und Gewerbetreibenden am Tippweg. Drei bisher, wie die Stadt bestätigt. Die CDU-Ratsfraktion Mönchengladbach sieht an der Verlagerung auf den Tippweg keine Lösung und hat einen Antrag eingereicht, der die Entfernung des Seecontainers fordert. Der Container habe sich „zu einem Brennpunkt des offenen Drogenhandels entwickelt und sorge zunehmend für Probleme im Umfeld.“

Vorerst bleibt es wohl schwierig...