Die Erfolgsstory geht weiter“ startete Rainer Imkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Mönchengladbach noch vor einem Jahr ins Pressegespräch zur Jahresbilanz. Der – trotz 2023 bereits hoher Arbeitslosigkeit (9,7 Prozent) – in Anbetracht der gestiegenen Zahl an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (266 936) noch herrschende Optimismus hat einen spürbaren Dämpfer bekommen. Mit im Schnitt 10,3 Prozent Arbeitslosigkeit 2024 ist Mönchengladbach in den zweistelligen Bereich gerutscht – gegenüber dem Vergleichswert von 7,5 Prozent für Gesamt-NRW und 5,9 Prozent für den Rhein-Kreis Neuss. Immerhin: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist weiter gestiegen: 268 070 waren es 2024 – „fast der höchste Wert, den wir jemals hatten“, so Imkamp. Jedoch müsse man auch hier differenzieren, denn die Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr seien im Bereich der Teilzeitbeschäftigungen zu verzeichnen (+ 2,2 Prozent), nicht aber bei der Vollzeitbeschäftigung (-0,3 Prozent).
Bei den Jobcentern sieht es kaum besser aus. Das in Mönchengladbach verzeichnet lediglich einen geringfügigen Rückgang der SGB II-Bedarfsgemeinschaften von 17 121 (9/2023) auf 17 044 (9/2024), im Rhein-Kreis Neuss gibt es sogar einen leichten Anstieg von 15 109 (12/2023) auf 15 643 (12/2024).
Die Agentur für Arbeit wie auch die Jobcenter betrachten die Entwicklung mit Sorge. „Die Rahmenbedingungen verbessern sich nicht“, stellt Imkamp alarmiert fest. „Jetzt ist der Punkt gekommen, an dem es nicht mehr möglich ist, dass sich der Arbeitsmarkt von dem Phänomen entkoppelt, wie es in Mönchengladbach noch eine ganze Weile der Fall war. 2024 konnten viele Betriebe nicht mehr anders als Mitarbeiter zu entlassen, in Kurzarbeit zu schicken, Insolvenz anzumelden...“
Nicht nur sei die Gefahr, arbeitslos zu werden, gestiegen – auch die Chancen, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, seien gesunken. Eine große Herausforderung für die Agentur für Arbeit und die Jobcenter!
Hoffnung mache, dass trotz konjunktureller Flaute die Zahl der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Stellen zunehme, die Betriebe die Arbeitsagentur offenbar gern nutzten, um ihren Bedarf an Mitarbeitern zu decken. Und dass es durchaus noch Branchen gebe, in denen Arbeitskräfte gesucht werden: im Bereich Gesundheitsberufe etwa, im Dienstleistungsgewerbe, in der Lagerwirtschaft und dem Zustellerbereich, aber auch im öffentlichen Dienst.
Viel Handlungsbedarf also für 2025. Der Fokus solle sich verstärkt auf eine schnelle Arbeitsmarktintegration richten, so Sabine Hustedt, Geschäftsführerin des Jobcenters Rhein-Kreis Neuss. Eine „gesteigerte Kontaktdichte“ und auch „Maßnahmen, mit denen Kunden niedrigsschwellig einsteigen und sich von da aus weiterentwickeln können“, sprich: Helfertätigkeiten stehen laut Anja Winnefeld, Geschäftsführerin des Gladbacher Jobcenters auf dem Plan.
„Obwohl wir in diesem Jahr mit geringerem Budget auskommen müssen, werden wir unsere Maßnahmen beibehalten und den Berufseinstieg mit allen Mitteln unterstützen“, verspricht Imkamp. Dazu zählen auch Weiterbildungsmessen und „Leuchtturmprojekte“ wie das „Erzieher-“ und das „Quickprojekt“ für den Bereich Kinderbetreuung oder das Audi-Projekt.
Schließlich gibt es noch etwa Neues in Sachen Digitalisierung: Nachdem die Agentur für Arbeit schon länger eine App anbietet, zieht das Jobcenter jetzt mit einer Jobcenter-App nach. Hierüber können registrierte Kunden bequem Termine vereinbaren, Unterlagen ans Jobcenter schicken, Bürgergeldanträge stellen, den aktuellen Bearbeitungsstatus abfragen etc.
Ob und wann es eine Fortführung der „Erfolgsgeschichte“ und einen Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt gibt, bleibt abzuwarten.