Bilanz des Wirtschaftsjahrs 2024 Berufsabschluss ist Top-Thema

Krefeld - Kreis Viersen · Arbeitsagentur, Unternehmerschaft und DGB ziehen gemeinsam Bilanz des Jahres 2024: Trotz großer Krisen blieb der lokale Arbeitsmarkt erstaunlich robust. Grund ist wohl der Fachkräftemangel.

Ziehen in der Arbeitsagentur Krefeld gemeinsam Bilanz des Wirtschaftsjahrs 2024: DGB-Vertreter Klaus Churt (r.), Vorsitzender des Verwaltungsausschusses der Agentur für Arbeit Krefeld, und seine Stellvertreterin Kirsten Wittke-Lemm von der Unterehmerschaft Niederrhein, sowie der Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Krefeld Matthias Elvenkemper.

Foto: Agentur für Arbeit Krefeld/Michael Becker

Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht vom Arbeitsmarkt 2024. Die schlechte: „Die Arbeitslosigkeit steigt“, bilanziert Matthias Elvenkemper, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Krefeld. Im Jahresdurchschnitt lag der Zahl der Arbeitslosen im Gebiet Krefeld und Kreis Viersen bei 22.900 Personen, rund 800 mehr als im Vorjahr. In Prozenten: In Krefeld betrug die durchschnittliche Arbeitslosigkeit 10,8 Prozent, im Kreis Viersen 5,8 Prozent. Bei beiden Zahlen ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr.

Nun die gute Nachricht: „Der Arbeitsmarkt im Bezirk Krefeld und Kreis Viersen zeigte sich erstaunlich widerstandsfähig“, freut sich Elvenkemper. Schließlich waren und sind die Krisen in der Wirtschaft erheblich: die Inflation, die hohen Energiepreise, die nachlassende Konjunktur, die Umstellung auf erneuerbare Energien in der Industrie, die politischen Unsicherheiten. Und dennoch ist der Arbeitsmarkt bei uns viel weniger betroffen worden als im Coronajahr 2020 oder in den Krisen vor 2016. Immer noch liegt die Beschäftigung im Agenturbezirk auf hohem Niveau: „Hier sind 193.667 Menschen in Arbeit“, berichtet Elvenkemper.

Dennoch sind natürlich die Auswirkungen der Krisen zu spüren: „Die Unternehmen halten sich mit Stellenmeldungen zurück“, nimmt Elvenkemper wahr. Wenn Leute gesucht werden, dann vor allem Fachkräfte. Und ausgerechnet diese sind rar. Fachkräftemangel ist ein großes Problem in der Wirtschaft. Über 60 Prozent der Arbeitssuchenden haben hingegen keinen Berufsabschluss. „Ein Berufsabschluss ist die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit“, mahnt denn auch der Agenturgeschäftsführer. Die Agentur versucht gegenzusteuern, indem sie viele Weiterbildungen anbietet, auch berufsbegleitend, vielfach in Zusammenarbeit mit den Unternehmen. Denn diese sind interessiert an zusätzlichen Fachkräften.

Dies unterstreicht auch Kirsten Wittke-Lemm von der Unternehmerschaft Niederrhein. „Wir müssen beim Matching zwischen Bewerber und Betrieben besser werden.“ Zu viele junge Leute erwiesen sich als nur schwer ausbildungsfähig und blieben vielfach ohne Ausbildung. Dabei würden die Jugendlichen dringend in den Betrieben gebraucht. Wittke-Lemm verweist auf positive Initiativen wie das „Krefelder Summer Camp“, in dem Jugendliche mit Startschwierigkeiten auf das Berufsleben vorbereitet werden.

Klaus Churt vom DGB und Vorsitzender des Verwaltungsausschusses der Arbeitsagentur hat auch Forderungen an die Politik: „Krefeld ist ein energieintensiver Standort“, denkt er an die hiesige Industrie, „für eine Übergangszeit sollte die Politik die Netzentgelte senken“. Dies würde die Unernehmen bei den Energiekosten entlasten. Das gelte auch für den Mittelstand. Auch bei den hohen Lohnnebenkosten seien über Umverteilung auf Steueraufkommen Entlastungen möglich.

Wie sich die heimische Wirtschaft 2025 entwickeln wird, darüber wagt Matthias Elvenkemper keine Prognose. Sicher ist aber: „Weiterbildung und Qualifikation sind die Themen, die auch 2025 bestimmen werden.“