Interview mit Dr. Stefanie Markowski Ein Jahr im Amt: „Krefeld war immer mein Traum-Zoo“
Krefeld · Seit nunmehr einem Jahr leitet Dr. Stefanie Markowski als Direktorin die Geschicke des Krefelder Zoos. Der Extra-Tipp traf die gebürtige Gelsenkirchenerin zu einem ausführlichen Gespräch über ihre ersten zwölf Monate im Amt, ihre Lieblingstiere, die Freude am Karneval, ihre Zeit als Tierärztin und die Zukunft des Zoos.
Sie sagten in einem früheren Gespräch, dass Tierärztin immer schon ihr Traumberuf gewesen sei. Nun sind die inzwischen Zoodirektorin. Was ist schöner?
Markowski (lacht) Ganz klar: Zoodirektorin in genau diesem Zoo. Woanders würde ich diesen Job nicht machen wollen. Es geht mir tatsächlich um den Zoo Krefeld, hier wollte ich schon immer hin, er ist mir ans Herz gewachsen. Es war immer mein Traum-Zoo.
Was macht den Krefelder Zoo denn so besonders?
Markowski Die Authentizität. Das Bemühen um den Natur- und Artenschutz ist hier stark präsent. Wir möchten wirklich den letzten Berganoa retten. Artenschutz ist bei uns eben keine Worthülse. Zudem haben wir ein sehr familiäres Miteinander, man kann sich hier aufeinander verlassen.
Wie war denn Ihr erstes Jahr als Zoochefin?
Markowski Es war sehr schön und aufregend. Ich habe mich oft gefragt, wie es denn sei, auf diesem Stuhl, der für über 20 Jahre lang der Platz von Wolfgang Dreßen war, zu sitzen. Aber irgendwie fühlte sich dieser Wechsel sehr natürlich an. Es war kein Sprung, sondern eine logische Fortsetzung dessen, was ich auch schon als Kuratorin gemacht habe. Dadurch, dass wir im Leitungsteam ohnehin die meisten Maßnahmen gemeinsam entschieden haben, fühlte ich mich schon immer für den Zoo und nicht nur für die Tiere verantwortlich. Ein großer Vorteil war und ist sicherlich, dass ich den Zoo über zwölf Jahre lang kennengelernt habe und mir die Handlungsstränge bewusst waren. Das Tiermanagement war natürlich mein Kerngeschäft, aber auch die anderen Belange, wie das Parkraumkonzept und die Nachbarschaft zum Sport, waren mir nicht neu. Dennoch spüre ich auch ein wenig Wehmut, dass mein Vorgänger, mit dem ich so lange gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet habe, nicht mehr da ist.
Sein altes, Ihr neues Büro, hat sich optisch zumindest kaum verändert.
Markowski Wieso auch? Ich fühle mich hier sehr wohl. Und ich werde dieses Büro auch nicht streichen, bevor es nicht nötig ist und solange es noch Tierställe zu renovieren gibt.
Apropos: Fehlt Ihnen die Nähe zu den Tieren?
Markowski Die Nähe ist nicht weniger geworden, ganz selten habe ich auch noch tiermedizinische Behandlungen, habe beispielsweise einen großen Kudu oder Tiger in Narkose gelegt. Ich weiß aber auch, dass die Tiermedizin bei uns in den besten Händen ist. Deshalb vermisse ich das nicht zwingend. Außerdem kann ich ja, wenn ich möchte, gezielt Tiere besuchen. Mein Fokus hat sich inzwischen verändert. Ich achte nicht mehr nur darauf, ob ein Tier lahmt oder ob es trächtig sein könnte. Jetzt genieße ich es auch, wenn ich bei unserer Nashornkuh Mara vorbeischauen und sie streicheln kann.
Das Leben als Direktorin ist sicher auch ein Stück weit planbarer als das der Zootierärztin, oder?
Markowski Diese Beobachtung ist sehr interessant. Sie sind tatsächlich der Erste, der dies fragt. Ja, ich habe mehr Arbeit, aber diese ist jetzt planbarer. Als Ärztin, die aber auch Mutter und Ehefrau ist, kam ich auch mit Fieber in den Zoo, um ein krankes Tier zu behandeln. Die Abrufbereitschaft gehörte einfach dazu. Und ich gebe es zu: Das vermisse ich nicht.
Was war Ihre größte Herausforderung in diesem ersten Jahr?
Markowski Das Bebauungsplan und Vergabeverfahren im Rahmen unseres Bauvorhabens Artenschutzzentrum Affenpark.
Über den Affenpark ist und wird viel berichtet. Gibt es weitere Projekte, die im Zoo umgesetzt werden?
Markowski Bald geht es mit dem Bau des Känguru Outbacks los. Aber auch unsere kalifornischen Seelöwen sollen eine neue Anlage bekommen. Die Vorbereitungen der Planung laufen bereits.
Haben Sie eigentlich ein Lieblingstier?
Markowski (lacht) Na klar, unseren Hund Chad. Das ist ein alter Rhodesian Ridgeback. Hier im Zoo gibt es so viele Tierarten, die ich mag. An den Menschenaffen hänge ich emotional. Ich liebe aber auch die Schneeleoparden, große Kudus und unsere Nashörner.
Nicht nur Chad gefällt es in Krefeld, wie Sie erzählten...
Markowski Krefeld hat unheimlich viel zu bieten und hat im positiven Sinne ein interessiertes Bürgertum. Das kenne ich so aus anderen Städten nicht. Die Menschen hier beschäftigen sich mit den Themen vor Ort und engagieren sich. Hier gibt es alles, was ich lebenswert finde. Als Kind des Ruhrgebiets ist es üblich, dass man seine Freizeit auch außerhalb der eigenen Heimat verbringt. Seitdem wir hier wohnen, habe wir gar nicht mehr das Bedürfnis, Krefeld zu verlassen. Mich stört es auch nicht, dass immer mal gerne gemeckert wird, das werte ich als Interesse an der eigenen Stadt.
Und wie zu hören war, haben Sie auch den rheinischen Karneval lieben gelernt...
Markowski Ja, dieses Brauchtum macht mir und meiner Familie sehr viel Spaß und beeindruckt uns auch. Ich möchte auch das Altweiberfest an der Kasse für unsere Mitarbeiter wieder beleben. Es ist schön zu sehen, wie Menschen zusammenkommen, ausgelassen und friedlich feiern. Ich freue mich auch jetzt schon auf die Sitzung des Kölner Zoos, für die ich mir Karten gekauft habe.
Auch die Pinguine mit Kufen haben es Ihnen inzwischen angetan?
Markowski Ich war Ende November das erste Mal mit meiner Familie bei einem Spiel in der Yayla Arena. Und was soll ich sagen, die Pinguine haben 8:1 gewonnen. Wir waren alle total begeistert und werden dort nun wohl häufiger hingehen.
Zurück zum Zoo. Wo sehen Sie ihren Tierpark in zehn Jahren?
Markowski Der Zoo hat seinen Artenschutzschwerpunkt gestärkt - durch moderne Tierhaltung und Forschungskooperationen. Er ist wichtige naturkundliche Bildungseinrichtung für nachhaltige Entwicklung und Biodiversität, wobei das Wohlbefinden der uns anvertrauten Tiere in der Umsetzung unseres gesellschaftlichen Auftrags an oberster Stelle steht. Und ich hoffe... Und ich hoffe, dass die Krefelder weiterhin so emotional mit ihm verbunden sind, wie es heute der Fall ist.