Neue Wege wagen, Traditionen beibehalten. Mitunter ist dies ein Prozess, der große Anstrengungen, Mut, aber auch Fingerspitzengefühl erfordert. In eben einer solchen Verwandlung befindet sich aktuell die Traditionsgesellschaft Creinvelt. Zwei Jahre vor dem 100-jährigen Jubiläum basteln Präsident Dr. Georg (genannt Schorsch) Rupp und seine Mitstreiter an der Zukunftsfähigkeit des Vereins, der sich das „Verhohnepipeln“ auf die Fahne geschrieben hat. Und dies übrigens bereits seit der Gründung durch drei Arndt-Gymnasiasten 1927. „English Spokers und francais Parlesseure“ wollten sie sein, ordneten sich dem „Dadaismus“ zu. Der Gesellschaft den Spiegeln vorhalten, Regeln brechen und die Menschen unterhalten - dies alles gehört seit der ersten Stunde zur Creinvelt-DNA. Doch dies alleine, so räumt es „Schorsch“ Rupp ein, reicht nicht aus, um „Kabarett im Karneval“ am Leben zu erhalten. „Wir wollen, wir müssen, uns öffnen und neue Wege gehen. Ansonsten werden wir das Jubiläum nicht mehr erleben“, ist sich der „kürzeste und längste Creinvelt Präsident“ (ein Rupp-Zitat über seine Körpergröße und seit 2002 andauernde Amtszeit) sicher. Er begründet dies wie folgt: „Wir haben noch nie Künstler eingekauft, da wir als gemeinnütziger Verein unseren Reinerlös ausschließlich spenden wollen und unser Programm immer aus eigener Kraft stemmen. Doch dies wird mit unseren 37 aktiven Mitgliedern zunehmend schwieriger.“
Für Rupp, als „Spottdrossel“ in „der Bütt gesetzt“, ist eine Öffnung der Traditionsgesellschaft alternativlos. Und ja, auch Frauen werden in Zukunft einen Platz bei Creinvelt haben. „Auch, wenn dies nicht allen zu 100 Prozent zusagt“, räumt er ein. Um eine Brücke in die Moderne zu bauen, dabei aber die Traditionalisten nicht zu vergrätzen, wurde mit „Creinvelt und Freunde“ eine neue Plattform geschaffen. Menschen, die ihre Liebe zu Krefeld zeigen und auf der Bühne präsentieren wollen, werden hierzu eingeladen. So wird bei den beiden Mitgliederversammlungen im Februar 2025 der Krefelder „Poetry Slamer“ Johannes Floehr, der inzwischen in Hamburg lebt, auftreten. Er selbst bezeichnet sich übrigens als „dadaistisch“. Perfekte Bedingungen, um bei den Creinvelter aktiv zu werden. Auch Andreas Dams, Ex-Prinz und Mitglied der Fakultät der Doctores humoris causa, gibt sich die Ehre. Und schließlich wäre da die erste Dame auf der Creinvelt-Bühne: Die Darbietung von Ute Lindemann-Degen dürfte mit Spannung erwartet werden.
Doch nicht nur personell wird sich im kommenden Jahr einiges ändern. „Schorsch“ Rupp verspricht ein „vollgepacktes Programm mit zahlreichen Überraschungen“. Passend zum Motto „Krie-ewelsche Lüh – jlöcklich wie nie!“ wird der Stadtwald und sein prämierter Biergarten auf der Seidenweberhaus-Bühne Schauplatz des Geschehens sein. Der traditionelle 11er-Rat wird durch einen 5er-Rat abgelöst. Schließlich fügt „Theatertausendsassa“ Franz Mestre (Kresch) als Coach die Fäden zusammen. Die Proben laufen. Und die Vorfreude auf diese neue Creinvelt-Zeit steigt.