Michelangelo, einer der größten Künstler der italienischen Renaissance, wird am 6. März 1475 in Caprese geboren; Papst Leo X., mit bürgerlichem Namen Giovanni de’ Medici, kommt am 11. Dezember 1475 in Florenz zur Welt; Papst Pius IV. beginnt mit dem Bau der Sixtinischen Kapelle und bei uns wird die St. Sebastianus Schützenbruderschaft Lank-Latum von 1475 in ihren Grundzügen gegründet.
Aber aus welchem Anlass gründete man eine Schützenbruderschaft? Hierzu bedarf es eines kurzen Abstechers in die Historie: Zentraler Bestandteil waren die Kölner Stiftsfehde und der Burgunderkrieg. In diesem Zuge kam es auch zur Belagerung der Stadt Neuss vom 29. Juli 1474 bis Ende Mai 1475 durch Karl den Kühnen von Burgund. Die Stadt Neuss war damals die wichtigste Festung des Erzstiftes Köln mit etwa 4 000 Soldaten. Den Verteidigern entgegen standen die Truppen Karls mit einer Stärke von zusammen etwa 13 000 bis 20 000 Mann – und eine solche Truppe wollte verpflegt werden. So kam es in jenen Zeiten dazu, dass in den umliegenden Dörfern und Ortschaften herumziehende Marodeure brandschatzten, plünderten und raubten, um die Truppen zu versorgen. Zum Schutz der Bevölkerung in Lank und Latum (ja, es waren damals zwei eigene Orte) gründete sich in diesem Zuge die heutige Schützenbruderschaft.
550 Jahre später sollte dies genügend Anlass sein, das stolze Jubiläum mit einem entsprechenden Festakt zu feiern. So waren etwa 250 Gäste aus Politik, Kultur, befreundeten Bruderschaften, Ehrenmitgliedern sowie ehemaligen Königshäusern und aktuellen Kompanievertretern ins Forum Wasserturm in Lank-Latum gekommen. Schon in seiner Eröffnungsrede stellte der 1. Brudermeister Markus Reiners die Bedeutung der Bruderschaft deutlich heraus: „Schützenbruderschaften sind jetzt und auch in Zukunft aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Zusammenhalt, Respekt und Toleranz sind die Grundpfeiler unseres Miteinanders. Werte, welche genau hier und jetzt zu spüren sind“. Und auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke stellte mit einem Augenzwinkern klar, dass heutzutage das einzige Plündern aus Sicht der Bürgermeister in den Gemeinden „die Kreisumlage sei“, Schützenbruderschaften indes in erste Linie das soziale Miteinander, das Brauchtum und die Tradition engagiert fördern und pflegen – und mitunter auch schützen.
Untermalt wurde der Festakt durch musikalische Einlagen des Bundesspielmannszuges Lank-Latum und des Blasorchesters der Stadtwerke Krefeld, eine Präsentation mit Blick in die Vergangenheit des letzten Jahrhunderts sowie weitere Gruß- und Dankesworte von Bürgermeister Christian Bommers und Vertretungen des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften. Der Festakt endete mit dem Auszug der Ehrenformation sowie der Kompanie- und Bruderschaftsfahnen, sodann folgte der Start in eine lange, intensive Schützennacht.
„Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“, formulierte einst Thomas Morus – und so spornen 550 Jahre Bruderschaft auch weiterhin dazu an, junge Menschen für die Bruderschaft zu gewinnen, die Tradition der Vergangenheit zu ehren, die Dorfgemeinschaft weiter zu stärken und vor allem keinen Meter populistischem Gedankengut und der Zwietracht nachzugeben.