Historisches Gedächtnis Stadtarchiv sichert Theater-Schätze

Osterath · Das Meerbuscher Stadtarchiv hat Unterlagen der Theatergruppe „Die Eule“ aus Osterath gesichert.

Bernd Meyer (l.) und Oliver Keymis (r.) überreichten die Dokumente der Theatergruppe „Die Eule“ an Sandra Wilting und Michael Regenbrecht vom Meerbuscher Stadtarchiv.

Foto: Stadt Meerbusch

Als historisches Gedächtnis der Stadt lebt das Meerbuscher Stadtarchiv von den sprichwörtlichen Dachboden- oder Kellerfunden. Immer wieder bringen Vereine, Verbände oder auch Privatpersonen aus Meerbusch ganze Kisten mit alten Dokumenten, Fotos oder Gegenständen an den Neusser Feldweg, wo das Archiv seinen Sitz hat. Als stille Zeitzeugen sind solche Fundstücke von großem Wert – zeigen sie doch, wie das Leben und der Alltag der Menschen in den acht Stadtteilen in der Vergangenheit aussahen. Wer weiß heute schon noch, dass es beispielsweise im Alten Bahnhof in Osterath vor wenigen Jahrzehnten noch ein Theater gab?

Verantwortlich für die Bühne mit direktem Gleisanschluss war die Theatergruppe „Die Eule“ aus Osterath. Oliver Keymis und Bernd Meyer gehörten damals zu der Schauspielgruppe. Kürzlich haben sie alte Plakate, Fotos, Zeitungsausschnitte, Manuskripte und Flyer dem Stadtarchiv überlassen. Gegründet hatte sich „Die Eule“ 1968. Was als VHS-Kurs begann, entwickelte sich rasch zu einer freien Theatergruppe, deren Spielort erst in der Realschule, später im eigens errichteten Theater im Osterather Bahnhof beheimatet war.

„Im Ort wusste man, da kommen die Dollen von der Theaterguppe. Die Leute fanden uns komisch, aber witzig“, erinnert sich Oliver Keymis. Dabei ging die Gruppe sogar auf Tournee in umliegende Städte oder zum Theaterfestival in Göppingen. „Wir haben zeitgenössische Themen der 70er Jahre aufgegriffen und auch ,Öko-Theater‘ gespielt. Generell waren wir sehr experimentell. Mit dem Stück ‚Kickerikiste‘, das wir auf dem Kirchplatz aufgeführt hatten, lösten wir einen Eklat im Gemeinderat der Kirche aus, da es als zu kommunistisch angesehen wurde. Dabei ging es einfach nur um Zusammenhalt“, erzählt Bernd Meyer.

Der Zusammenhalt war auch innerhalb der Gruppe groß. So wurden gemeinsam die Requisiten und Bühnenelemente gebaut. Plakate wurden per Siebdruck selbst hergestellt. Der Kern bestand aus etwa acht bis zehn Schauspielerinnen und Schauspielern, darunter die Gründungsmitglieder René Franken und Willy Strohbücker. Außerdem gehörten Reiner Baaken und Joachim Klement zu der Gruppe, die – ähnlich wie Oliver Keymis – später auch professionell Theater spielten. „Wir waren eine gut durchmischte Gruppe – von der Stewardess bis zur Historikerin“, sagt Keymis.

Anfang der 80er Jahre hat sich die Gruppe dann aufgelöst. Was geblieben ist, sind die Erinnerungen an aufregende Zeiten – die nun auch der Nachwelt im Meerbuscher Stadtarchiv erhalten bleiben.