Gibt es Gold in Krefelds Innenstadt? Im übertragenen Sinne schon, meinen Kirsten Steffens und Beatrice Kamper. Die Architektin vom städtischen Denkmalschutz und die Stadtplanerin beugen sich über das Buch „Krefeld, zeig uns dein Gold“. Gemeint ist die historische Bausubstanz.
Wobei der Ausdruck „Buch“ etwas leichtfüßig wirken könnte. Es handelt sich um ein Monumentalwerk, eine Art moderner Foliant, über 500 Seiten stark, im Großformat, schwer in der Hand liegend, angereichert mit vielen Karten, Fotos und Zeichnungen.
Geht es darin doch um nichts Geringeres, als die städtebauliche Geschichte der Innenstadt über die Jahrhunderte nachzuvollziehen und daraus Anleitungen für ihre zukünftige Entwicklung abzuleiten. „Das ist nicht nur ein Band, sondern auch ein Arbeitsinstrument,“ unterstreicht Kirsten Steffens.
Denn das Werk soll Stadtplanern, Architekten und Architekturstudenten sowie interessierten Bürgern eine wissenschaftlich fundierte Grundlage bieten, wie die Krefelder Innenstadt in der Zukunft verändert werden kann, ohne ihre spezielle Charakteristik zu verlieren. „Darin steht ein nachhaltiges Wissen“, erklärt Verleger Stefan Kronsbein, „es ist ein Buch für die Ewigkeit.“
Es dürfte auch das bundesweit einzige Buch sein, dass eine solche Analyse der städtebaulichen Traditionen aufweist und mit konkreten Handlungsanleitungen für Gegenwart und Zukunft verbindet.
So plädieren die Autoren Claudia Schmidt, Hugo van Velzen und Marcel van Winsen aufgrund der historisch gewachsenen Stadtstruktur dafür, innerhalb der vier Wälle kleine Eigentümereinheiten zu fördern. Die Einwohnerzahl solle zudem gesteigert und die gewerbliche Aktivitäten wie Werkstätten, Ateliers und Läden gefördert werden. Dadurch entstehe eine Mischung unterschiedlicher Nutzungen, was wiederum die Betriebsamkeit in der City fördere.
Zudem solle die Erreichbarkeit der City mit dem Fahrrad verbessert und der Durchgangsverkehr über den Ostwall und die St. Anton-Straße aufgehoben werden. „Das gesamte Gebiet innerhalb der vier Wälle soll auf maximal 30 km/h entschlenigt werden“, heißt es in den Empfehlungen.
Ebenso leiten die Autoren aus ihrer Analyse ab, die historische Bausubstanz, die zur Identitätsstiftung beiträgt, zu retten; auch wenn es sich um sogenannte Schrottimmobilien handle. Zum Klimaschutz trage eine Entsiegelung der Mittelstreifen auf den Wällen bei.
Diese und viele weitere Leitlinien, die auf der gewachsenen Struktur der Innenstadt beruhen, enthält der Band. Er ist im Buchhandel sowie im Kaiser-Wilhelm-Museum und im Stadtarchiv für 59 Euro zu beziehen.