Es ist kein zufälliger „Ausreißer“, sondern ein Trend, der sich schon seit Jahren abzeichnet: Der Mönchengladbacher „feiert“ häufiger krank als der Rheinländer – nicht, was die Länge der Krankschreibung (10,6 Tage in MG gegenüber 11,42 Tage im Rheinland!), wohl aber, was die Häufigkeit angeht. Das betrifft in besonderem Maße Krankschreibungen bis zu 42 Tagen. 6,01% waren es 2024 in Mönchengladbach gegenüber 5,18% im Rheinland, und bereits 2020 4,69% (MG) gegenüber 3,99% (Rheinland)*. Dieser Trend ist für Arbeitgeber von besonderer Relevanz, da es innerhalb der ersten 42 Tage noch kein Krankengeld von den Kassen gibt, sondern weiter Lohn ausgezahlt wird.
Mit einem Gesamtkrankenstand von 8,1% (beinhaltet auch Krankschreibungen über 42 Tage) liegt Mönchengladbach innerhalb der AOK-Region Rheinland/Hamburg damit auf dem zweiten Platz, übertroffen nur von Remscheid (8,21%).
Jeweils rund ein Drittel der beschäftigten Versicherten haben 2024 ein bis zwei AU oder drei und mehr AU bei der AOK eingereicht, nur ein Drittel keine AU. „Mehr als zwei AU pro Kopf – das sind viele!“, so die Einordnung durch Dr. Matthias Czarny, Teamleiter Betriebliches Gesundheitsmanagement bei der AOK. Weiterhin auffällig in Mönchengladbach: 2023 gab es im Jahresverlauf noch zwei „infektionszeittypische“ Spitzen bei den Krankenständen – im Februar/März (um 9%) und im November/Dezember (über 9%), 2024 gab es nur geringe Ausschläge, dafür ein „durchgehend hohes Niveau mit sogar knapp 8% in den Sommermonaten Juni/Juli“, so AOK-Regionaldirektorin Maria Schröder. Zu den häufigsten Diagnosen in Mönchengladbach zählen Erkrankungen der Atemwege und Infektionen, Muskel/Skelett („Rücken“), Verdauung, Psyche (depressive Episoden, Zustand nach schwerer Belastung) und Herz-Kreislauf, seltener sind Arbeitsunfälle und sonstige Erkrankungen Grund für die Krankschreibung.
Für die AOK ist diese Entwicklung in Mönchengladbach, insbesondere die steigende Zahl von wiederholten Krankschreibungen im Jahresverlauf, ein Alarmzeichen. „Das ist häufig eine Flucht in die AU“, erklärt Dr. Czarny, der genau das im Rahmen von Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung anonym von Arbeitnehmern bestätigt bekommen hat. „Das sind Leute, die nicht anders können. Sie gehen zum Arzt, der nimmt sie zwei Wochen raus, dann gehen sie wieder arbeiten, merken ‚das hat mir nichts genützt‘, gehen dann wieder zum Arzt, und wieder und wieder...“
Die AOK ist daher die betriebliche Gesundheitsförderung ein wichtiger Ansatz. Im Rahmen einer psychischen Gefährdungsbeurteilung werden Faktoren am Arbeitsplatz, die sich auf die psychische und physische Gesundheit auswirken können, unter die Lupe genommen und möglichst eliminiert. „Das erfordert natürlich die Partizipation der Mitarbeiter und das Commitment der Geschäftsführung. Grundsätzlich muss der Arbeitgeber Menschen mögen“, so Dr. Czarny. „Das einer denkt ‚Die Gesundheit meiner Mitarbeiter interessiert mich nicht, ich will Produktivität, Zahlen, Fakten‘ – das kommt vor!“
Eine Einstellung, die zum Glück rückläufig ist. Für Firmen, die sich für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter interessieren, ist das ein „Branding“, auch für die Gewinnung neuer Arbeitkräfte, wie Dr. Czarny betont.
* Zahlen beziehen sich auf die knapp 38 000 beschäftigten AOK-Versicherten (insges. rund 84 000 AOK-Versicherte) in Region Rheinland/Hamburg.