Es war viel los im Frühjahr und Frühsommer des Jahres 1974, besonders im innerdeutschen Verhältnis zwischen der BRD und der DDR. Günther Guillaume, ein Vertrauter des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt wurde als DDR-Spion enttarnt. Brandt musste daraufhin Anfang Mai 1974 zurücktreten. Das sowieso schon angespannte Verhältnis zur DDR wurde durch diesen Vorfall empfindlich gestört.
Die bevorstehende Fußball-WM im eigenen Land sollte die Stimmung in der westdeutschen Bevölkerung aufhellen. Aber ausgerechnet vor diesem Hintergrund musste die Nationalmannschaft der BRD in einem Gruppenspiel in Hamburg gegen die Auswahl der DDR antreten.
Selbstverständlich ging damals jeder davon aus, dass die Mannschaft der BRD das Spiel gewinnen würde, schließlich war sie der amtierende Europameister und hatte mit Beckenbauer, Overath, Netzer, Vogts und Müller ein paar der besten europäischen Fußballer in ihren Reihen. Aber auch die DDR sorgt ausgerechnet im Jahr 1974 im Fußball für Furore. Der 1. FC Magdeburg wurde Europapokalsieger der Pokalsieger. Erfolgreich Fußballspielen konnte man also auch in der DDR. Im Team der Magdeburger spielte übrigens ein gewisser Jürgen Sparwasser.
An das Spiel in der Gruppenphase der WM in Hamburg vor ziemlich genau 50 Jahren erinnert der bekannte Sportjournalist Ronald Reng bei einer Veranstaltung in der Stadtbücherei Nettetal am Dienstag, 28. Mai, um 19 Uhr. „1974 – eine deutsche Begegnung“, so lautet der Titel seines Buches.
Auf kluge und fesselnde Weise erzählt der Autor darin nicht nur über das wichtigste Spiel der deutsch-deutschen Geschichte, das Buch ist zudem ein bestechendes Zeugnis gesamtdeutscher Alltagsgeschichte, lange bevor es ein wiedervereinigtes Deutschland geben sollte. Als sich vor 50 Jahren, am 22. Juni 1974, für neunzig Minuten die Bruderstaaten gegenüberstanden und die DDR durch ein Tor von Jürgen Sparwasser den Sieg davontrug, brachte dieses Ereignis auch Menschen zusammen, die mit dem Fußballspiel an sich wenig zu tun hatten. Dieses historische Spiel würde das Leben der Menschen in beiden deutschen Staaten auf unterschiedliche Art beeinflussen. Nicht zuletzt behaupten viele Fußballexperten, dass ohne diese Niederlage die bundesdeutsche Mannschaft drei Wochen später niemals Weltmeister geworden wäre.
Der Verein Nettetaler Literaturtage möchte mit der Veranstaltung mit Roland Reng auch Lust auf die am 14. Juni startende Fußball-EM in Deutschland machen.