Interview mit dem Landtagsabgeordneten Guido Görtz (CDU) Halbzeit für Guido Görtz im Landtag

Kreis Viersen · Er ist der Mann, der den Kreis Viersen mit Schwalmtal, die Kreisstadt Viersen und die Stadt Willich im Landtag repräsentiert. Im Mai 2022 wurde Guido Görtz (CDU) in den Landtag gewählt. Am heutigen Sonntag ist - auf den Tag genau - Halbzeit für den Willicher.

Im Landtag empfängt MdL Guido Görtz gerne Besucher - wie auf dem Foto die Mitarbeiter der Sparkasse Krefeld aus Willich. Bis Anfang Oktober des Jahres waren es immerhin 1372 Besucher. Foto: Grammatikou

Foto: Kellys Grammatikou

Bereits als Guido Görtz 100 Tage in seinem neuen Amt war, hat der Extra-Tipp den sympathischen Landespolitiker in seinem beschaulichen Büro im großen Landtagsgebäude besucht. Zu seiner politischen Halbzeit als Mitglied des Landtages haben wir ihn erneut zum Interview getroffen und wurden herzlich empfangen.

Herr Görtz, seit zweieinhalb Jahren im Landtag - hat sich Ihre Arbeit verändert?

Wir sind routinierter geworden, es gibt aber immer neue Herausforderungen. Es sind spannende Zeiten, aber Spaß macht es mir immer noch.

In der Bundesregierung geht es momentan ja sehr turbulent zu, wirkt sich das auf die Arbeit im Landtag aus?

Wir in Düsseldorf arbeiten als CDU und Grüne zusammen - und das funktioniert gut. Tatsächlich hängt der Erfolg der Arbeit immer von den handelnden Personen ab.

Das funktioniert hier?

Bisher sehr gut sogar. Mein Ziel ist es, die Aufgaben, vor denen wir stehen, für die Menschen in diesem Land zu erledigen.

Ihre Aufgabenbereiche umfassen Arbeit, Gesundheit und Soziales, Bauen und Wohnen sowie Kultur und Medien. Ist es dabei geblieben?

Im Kern ja, aber ich arbeite jetzt zusätzlich noch im Ausschuss für Europa und Internationales mit.

Also doch mehr Arbeit. Reden wir über den Bereich Sozia-les/Gesundheit. Was hat sich da entwickelt?

Im Bereich Gesundheit ist gerade viel in Bewegung. Vor allem im Bereich der NRW-Krankenhausplanung. Wir werden Schwerpunkte schaffen. Weg von „ein-Krankenhaus-macht-alles“ zu Kliniken, die auf bestimmte Fachbereich spezialisiert sind. So bündeln wir zum einen das Know-How, also das Fachwissen der Ärzte, und zum anderen ist es ein Vorteil für Patienten, wenn sie genau wissen, in welcher Fachklinik sie sich mit ihren Beschwerden optimal aufgehoben wissen.

Haben Sie Beispiele?

Wir werden im AKH in Viersen, angeschlossen an die Kinderklinik, einen Perinatalen Schwerpunkt setzen. Das heißt, dass das Allgemeine Krankenhaus nun eine Einrichtung ist, um plötzliche kindliche Notfälle aus dem Normalbetrieb der Geburtsabteilung für begrenzte Zeit zu versorgen. Gleichzeitig wird es im Hospital zum Heiligen Geist in Kempen eine Stroke Unit geben – ein auf die spezialisierte Behandlung von Schlaganfallpatienten ausgerichtete Abteilung. Es ist mir wichtig, dass wir das Gesundheitssystem in der Region stabil und fit für die Zukunft aufstellen.

KI im Bereich Gesundheit - wie stelle ich mir das vor?

Es gab eine interessante Präsentation mit dem Titel „Praxis4Future“. Da wurde in einem Showroom eindrucksvoll demonstriert, wie mit Hilfe von KI praxisinterne Prozesse vereinfacht und beschleunigt wurden, das alles immer zu Wohle des Patienten. Wir reden hier von kürzeren Wartezeiten, schnellerer und besserer Behandlung. Solchen Zukunftsideen und Chancen stehe ich interessiert und offen gegenüber. In skandinavischen Ländern wird das schon sehr gut umgesetzt. Ich kann natürlich auch die Sorgen verstehen. Aber: KI wird nie den Menschen ersetzen, kann aber große Hilfe leisten.

Was ist im Bereich Soziales passiert?

Auch da waren wir nicht untätig. Wir stellen zum Beispiel 1,6 Millionen Euro für die Tafeln zur Verfügung, um auch den ärmsten Menschen zu helfen.

Ein großes Thema bleibt der gefühlt immer knapper werdende Wohnraum. Wie sieht es da aus?

Ein wichtiges Thema. Darum haben wir die öffentliche Wohnraumförderung von 1,7 auf 2,7 Milliarden Euro erhöht. Wohnen soll sich jeder leisten können. Dann gibt es die Baulandmobilisierungsoffensive des Landes NRW. Willich ist hier eine von 95 Modellkommunen, bei denen es vor allem darum geht, Bauland schnell zu aktivieren. Darum ist ein gutes Miteinander zwischen Kommune und Land unabdingbar.

Das sind bisher alles sehr bedeutende, aber auch schwierige Themen. Da bringt der Arbeitsbereich Kultur doch sicherlich große Abwechslung?

In der Tat ist dieser Bereich anders aber nicht weniger wichtig. Denn Menschen brauchen Kultur. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, Räume für ein kulturelles Zusammentreffen zu unterstützen.

Wo ist Ihnen das gelungen?

Ein gutes Beispiel dafür ist der Mühlenturm in Schwalmtal, den wir als Dritten Ort des Zusammentreffens auch für niederschwellige Kulturangebote fördern konnten. Es gibt drei Orte, wo Menschen zusammen kommen - Wohnen, Arbeiten, Freizeit. Freizeit und Kultur – der Dritte Ort. Ich pflege enge und vertrauensvolle Kontakte zu den Ministerinnen und Ministern der Landesregierung, denn nur gemeinsam erreichen wir so viel für die Heimat.

Erst kürzlich waren Sie mit der Schulministerin in Willich unterwegs, suchen aber auch selbst das Gespräch in Schulen mit Lehrern und Schülern. Warum machen Sie das?

Eine gute schulische Ausbildung für unsere Kinder liegt mir sehr am Herzen. Für eine Stärkung unserer Schullandschaft wird bis 2026 eine Besoldungsanpassung für Lehrkräfte auf A13 vorgenommen – mit knapp 900 Millionen Euro eine der großen Landesinvestitionen. Ich möchte Politik erlebbar machen und Kinder und Jugendliche für Politik und unsere Demokratie sensibilisieren und begeistern.

Kommen wir zur Medienvielfalt, für die Sie sich bereits beim letzten Besuch von mir ausgesprochen haben. Ist das immer noch der Fall?

Natürlich. Ich bin weiterhin für eine große Medienvielfalt im Land und versuche auch hier immer im engen Austausch mit den handelnden Akteuren zu bleiben - sei es Radiosender oder Zeitungsredaktionen, wie man ja jetzt gerade sieht. Es wird immer unterschiedliche Meinungen und Sichtweisen geben. Und diese sollten auch medial breit dargestellt werden. Dafür setze ich mich ein.

Ihr neuer Arbeitsbereich ist Europa und Internationales - also „Görtz goes international“?

Fast. Hier geht es vor allem darum, einfach mal über den Tellerrand zu blicken. Was machen die anderen? Was machen die Nachbarn, wovon können wir lernen oder was machen wir besser? Darum geht es. Aber auch darum, internationale Partnerschaften zu pflegen und weiter auszubauen, Partnerschaftsprogramme zu entwickeln und Gespräche zu suchen. NRW ist eines der aktivsten Bundesländer, was den internationalen Austausch betrifft. Internationale Partnerschaften machen einen nur reicher. Europa ist doch das beste Beispiel dafür. Für mich ist es das größte Friedensprojekt!

Gibt es weitere Projekte?

Die große Tarifreform des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) ist ein gutes Beispiel. Ziel ist, das Angebot so zu verbessern und zu vereinfachen, dass man je nach Mobilitätsbedarf zwischen dem Deutschlandticket oder dem ‚eezy’-Tarif wählen kann. Den Tarif-Dschungel haben wir im VRR um 75 Prozent verschlankt. Vor der Reform gab es weit über 600 verschiedene Tarife. Das wird ab März 2025 deutlich übersichtlicher. Das Leben für die Menschen hier muss einfacher werden. Dafür leiste ich täglich meine Arbeit als Abgeordneter.