Im alten Bürgermeisteramt im Herzen von Bracht riecht es schon lange nicht mehr nach Akten und Tinte. Hier liegen nun der Duft von frisch gemahlenem Kaffee und leckerem Käsekuchen in der Luft. Seit Ende Januar hat das Inklusionscafé in dem fast 200 Jahre alten Gebäude geöffnet, das einst als Gemeindebüro, Archiv, Wachstube und Gefängnis diente. Schon von 2016 bis 2022 herrschte hier Cafébetrieb: Silke Beckstedde führte in der Zeit das Café Bürgermeisteramt.
Nach anderthalb Jahren Leerstand kommt nun endlich wieder Leben in die Bude: Ende Januar eröffnete das Ponte Café, betrieben vom Heilpädagogischen Zentrum Krefeld-Kreis Viersen (HPZ) seine Türen. Ein Inklusionscafé, das Menschen mit Behinderungen einen abwechslungsreichen Arbeitsplatz bieten soll. Sieben Mitarbeiter, die vorher in der Werkstatt des HPZ gearbeitet haben, erfüllen von nun an die kulinarischen Wünsche der Gäste am Tisch, helfen in der Küche, sowohl bei der Zubereitung der Speisen als auch beim Spülen – das alles unter der Anleitung der beiden Gruppenleiterinnen Ramona Hormes und Nadine Hemmer. „Die Mitarbeiter werden bewusst in allen Bereichen eingesetzt, um ihnen Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten“, weiß Jeanette Echterhoff vom HPZ. „Einen eher introvertierten Mitarbeiter dazu zu bringen, Kontakt mit dem Kunden und die Bestellung aufzunehmen, ist ein großer Entwicklungsschritt, den wir hier jetzt schon erleben durften“, ergänzt Stefan Rennen, Geschäftsleiter Rehabilitation im HPZ.
Das Ponte Café soll nicht nur ein attraktiver Arbeitsplatz für Menschen mit Behinderung sein. „Wir möchten ganz klar Barrieren zwischen Menschen mit und ohne Behinderung auflösen“, betont Stefan Rennen. „Wir möchten die Stärken und Talente von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen und Vorurteile abbauen.“ Auch das Miteinander untereinander im Ponte Café werde groß geschrieben. „Hier arbeiten alle auf Augenhöhe“, betont Jeanette Echterhoff. „Die Mitarbeiter werden von den Gruppenleiterinnen in alle Prozesse mit eingebunden und beispielsweise bei der Auswahl der Speisen integriert.“
Bereits in den ersten zwei Wochen sei das Café stets gut besucht gewesen. Am Donnerstag und Freitag gibt es hier Kaffee aus der hauseigenen Ponte-Rösterei in Uerdingen, immer wechselnden Mittagstisch (kann auch abgeholt werden) und selbstgebackenen Kuchen. Am Samstag wird dann auch Frühstück auf Vorbestellung angeboten. Damit das Café für alle zugänglich und somit barrierefrei ist, hat die Burggemeinde einen Rollstuhllift an den Seiteneingang des Gebäudes bauen lassen. „Die Burggemeinde hat sich sehr engagiert gezeigt und uns gut unterstützt“, betont Stefan Rennen.
In Zukunft soll das Café aber auch ein Ort der Begegnung werden: Kunstaustellungen, kleine Konzerte und Lesungen sollen hier über das Jahr verteilt stattfinden.
Das Ponte Café an der Marktstraße 1 in Bracht hat donnerstags und freitags von 11 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Weitere Infos: www.ponte-
kaffee.de/cafe-ponte/