Die gemeinnützige Organisation VSR-Gewässerschutz fordert noch mehr Unterstützung für das Anlegen von Baumstreifen auf den Feldern. Diese Agroforstsysteme führen nachweislich zu einer erheblichen Senkung der Nitratbelastung ohne den Ertrag auf dem Acker zu verringern. Harald Gülzow und Ehrenamtler Heinz-Theo van Wickeren beantworteten am Informationsstand viele Fragen von besorgten Brunnenbesitzer*innen zu der Nitratbelastung und der Verwendung des Wassers. Manche Bürger*innen erkundigten sich, ob Bekannte oder Nachbarn auch noch Wasserproben untersuchen lassen können. „Auf der Homepage vsr-gewaesserschutz.de erfährt jeder, der den Termin verpasst hat, wie man noch eine Wasserprobe mit der Post zusenden kann“, erklärt Harald Gülzow. Alle bis Ende Oktober zugeschickten Proben unterstützen die Messkampagne des Vereins und fließen in die Jahresauswertung für den Kreis Viersen ein.
Die Brunnenwasserergebnisse vom diesjährigen Termin in Brüggen hat der Physiker Harald Gülzow bereits ausgewertet. Bei 31 Proben aus den privat genutzten Brunnen stellte er eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest. In 20 untersuchten Proben lag der Nitratwert sogar über 100 mg/l. Besonders erschreckend fand der Gewässerexperte die festgestellte Belastung in den Gartenbrunnen in Breyell mit 258 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Schaag mit 228 mg/l, in Leuth mit 217 mg/l, in Bracht mit 206 mg/l, in Lüttelbracht mit 171 mg/l, in Brüggen mit 148 mg/l und in Kaldenkirchen mit 147 mg/l. Harald Gülzow betont, dass die Nitratrichtlinie dazu verpflichtet, eine Überschreitung des Nitratgrenzwertes von 50 Milligramm pro Liter im Grundwasser zu verhindern. „Im letzten Moment konnte gerade noch das Vertragsverletzungsverfahren mit hohen Strafzahlungen wegen der Nichteinhaltung der Richtlinie letztes Jahr abgewendet werden. Bis zur nächsten Überprüfung muss die Nitratbelastung deutlich sinken.“ sagt Harald Gülzow.
Im Kreis Viersen bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 81 Prozent aus Ackerflächen. Es dominieren Felder ohne Bäume. Diese verschwanden im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Im Gegensatz dazu können Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen. „Bäume auf den Feldern hilft das Nitrat wieder an die Oberfläche zu befördern und so in der Zukunft die Nitratbelastung im Brunnenwasser zu verringern.“ berichtet Harald Gülzow. Dieses moderne Agroforstsystem, eine Kombination von Forst- und Landwirtschaft wurde an die Technik und die Produktionsweise der heutigen Landwirtschaft angepasst. Land*wirtinnen können seit Anfang 2023 für Agroforstflächen Förderungen beantragen. Harald Gülzow hat jedoch festgestellt, dass die Höhe und die Bedingungen zum Erhalt dieser Fördergelder nicht zu einer bedeutenden Zunahme der Agroforstfläche führte. Das liegt daran, dass die Neuanlage von Agroforstsystemen sehr teuer ist und erst nach Jahren das Holz verkauft werden kann. „Die Landwirte dürfen mit den hohen Investitionskosten nicht allein gelassen werden.“ betont Harald Gülzow.