Arbeiter und Angestellte gründeten im Jahr 1900 die Wohnungsgenossenschaft, die damals noch „Spar- und Baugenossenschaft“ hieß. Mit ihrem Zusammenschluss reagierten sie auf eine Folge der Industrialisierung: Immer mehr Menschen zogen vom Land in die Stadt, weil sie Arbeit in den Fabriken fanden – es gab jedoch viel zu wenige „gesunde und zweckmäßig gebaute Kleinwohnungen“, wie es die Chronik beschreibt. Die Keimzelle der Wohnungsgenossenschaft liegt im Rahser. Die ersten Häuser entstanden an der Ecke Sittarder Straße/Oberrahserstraße. Sie wurden 1975 abgerissen und durch moderne Gebäude ersetzt.
Zu ihrem Jubiläum verzichtete die Wohnungsgenossenschaft auf eine Feier mit offiziellen Reden. „Wir haben uns bewusst für ein lockeres Familien-Sommerfest mit unseren Mietern, Mitgliedern und Mitarbeitenden sowie Kooperationspartnern entschieden“, erläutert der hauptamtliche Vorstand Lars Sluka (48), der die Genossenschaft gemeinsam mit den nebenberuflichen Vorstandsmitgliedern Günter Neumann und Georg Maria Balsen führt. Vorsitzende des siebenköpfigen Aufsichtsrates ist Regina Peters.
Bürgermeisterin Sabine Anemüller hob im Gespräch mit Moderator Frank Nießen hervor, wie wichtig die Genossenschaft für die Versorgung mit Wohnraum in Viersen sei. Als herausragendes Projekt würdigte sie den Bau der ersten und bisher einzigen Klimaschutzsiedlung in Viersen, die 2018 an der Oststraße eröffnet wurde. Die insgesamt 48 Wohnungen entsprechen den höchsten Energiestandards.
Auch künftig will sich die Wohnungsgenossenschaft Viersen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz engagieren. Kürzlich hat sie den gesamten Wohnungsbestand daraufhin analysiert, wie die Auswirkungen des Klimawandels gemindert werden können. „Anhand der Ergebnisse werden wir nun eine Klimastrategie für die nächsten 20 Jahre entwickeln“, sagt Lars Sluka. Einen Schwerpunkt legt der Vorstand auf die Modernisierung der Gebäude mit Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen. „Wo es geht, wollen wir durch entsprechende Technik sowohl auf teure Dämmung als auch auf den Einsatz von Gas verzichten“, erklärt Günter Neumann. Für ihren Beitrag zur Klimaneutralität muss die Wohnungsgenossenschaft nach heutigem Stand rund 21 Millionen Euro investieren. „Es ist wirtschaftlich und technisch eine große Herausforderung, aber am Ende werden sich 60 Prozent unserer gesamten Wohnfläche in den höchsten Energieeffizienzklassen A und A+ befinden“, erläutert Georg Maria Balsen.
Darüber hinaus will die Wohnungsgenossenschaft Viersen auch den Neubau wieder ankurbeln, sobald die Zins- und Inflationsentwicklung dies zulassen. „Wir haben bereits vor Jahren ein Grundstück an der Wörthstraße gekauft und planen hier über 20 seniorengerechte Wohnungen“, sagt Aufsichtsratsvorsitzende Regina Peters. Noch stehe nicht fest, wann das Projekt starten könne. Klar sei aber, so Lars Sluka: „Auch künftig wird die Wohnungsgenossenschaft Viersen die Wohnqualität in Viersen mitgestalten.“
Bei der Wohnungsgenossenschaft Viersen sind die Mieter gleichzeitig Miteigentümer mit einem lebenslangen Wohnrecht. Sie zeichnen einen Genossenschaftsanteil, für den sie jährlich eine Dividende erhalten. Die Wohnungsgenossenschaft Viersen beschäftigt neun Mitarbeitende. Die Geschäftsstelle befindet sich an der Nordstraße in Viersen.