„Wenn die Kinder einen anschauen, in den Augen Dankbarkeit und Freude, dann weiß ich, wofür ich das alles mache“, sagt Elisabeth Bublitz, die kürzlich von einem Besuch ihrer Hilfsprojekte im rumänischen Siebenbürgen zurückgekehrt ist. Für ihre Rumänien-Hilfe – die zwei Hilfsprojekte „Roma-Kindergruppe“ und „Brothilfe“ – engagiert sich die 67-Jährige mit ihrem Mann Günter seit über 20 Jahren. Mit voll beladenem Auto hat sie in der kleinen Siedlung nahe der Stadt Ocna Mures die Menschen besucht und ist mit den Kindern schwimmen gegangen. „Das ist das Highlight des Jahres für die Kinder, die in wirklich katastrophalen und finsteren Verhältnissen leben“, so Bublitz. Viele Menschen kampieren in nur einem Raum, manchmal ohne Tisch, ohne Schrank, unter denkbar schlechten hygienischen Bedingungen und oft haben auch die Kinder keine familiäre Zuwendung. „Väter gibt es oft nicht oder die Eltern arbeiten im Ausland und kümmern sich um nichts. Manchmal schicken auch Väter ihre Töchter auf den Strich“, erklärt die Viersenerin.
Das Ehepaar Bublitz hat ein Projekt initiiert, in dem rund 25 Kinder zwischen sieben und 17 Jahren an zwei Nachmittagen vor Ort von pädagogischen Kräften betreut werden. „Da wird gespielt, gebastelt und vor allem gegessen. Oft ist das die einzige Mahlzeit des Tages. Und die Kinder sind auch dankbare Abnehmer für gespendete Kleidungsstücke.“
Apropos Spenden: Die Rumänienhilfe wird durch Spendenbeträge und vor allem durch die Erträge des Trödelladens finanziert, der jetzt seit Anfang August an der Hauptstraße 116 in Viersen zu finden ist.
„Wir sind sehr froh, dass wir an der Hauptstraße 116 eine neue Bleibe für unseren Verkaufsstand gefunden haben“, berichtet Günter Bublitz und richtet seinen Dank an Walter Schmitz Immobilien und Eigentümergemeinschaft Hornstein-Eypasch, „die uns sehr entgegen gekommen sind“. Noch immer ist der 73-Jährige jedoch enttäuscht über die Auseinandersetzung mit dem Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde. Denn über 20 Jahre war der Verkaufsstand vor der Kreuzkirche in Viersen bekannt, bis er „kurz und schmerzlos“ aufgekündigt wurde. „Das war alles etwas kleinkariert und die Stimmungslage nicht schön“, sagt der Pfarrer im Ruhestand.
An der neuen Adresse können Kunden jetzt ausgiebiger und umfangreicher stöbern: Haushaltswaren, Dekoartikel, Bücher, Spiele und Kleidung – die Einnahmen kommen der Rumänienhilfe zugute. „Die Menschen haben seit Jahren Vertrauen und wissen, wo es hingeht und dass es ohne Verwaltungsaufwand direkt da ankommt, wo es benötigt wird“, berichtet Elisabeth Bublitz. Unterstützt wird sie im Laden von zwei oder drei Ehrenamtlichen, auch engagierten Flüchtlingen.
Regelmäßig kämen auch kleinere Geldspenden rein, aber der Hauptanteil werde durch den Trödelladen generiert, so die engagierte Viersenerin, die nicht nur im Laden steht, sondern auch Waren einsammelt, sortiert und drei Mal im Jahr selbst mit voll gepacktem Auto bis nach Rumänien fährt. „Dann informiere ich mich über die Projekte, pflege die Kontakte und bezahle die Hilfe vor Ort.“ Einmal jährlich schickt die Fünffach-Mutter einen Lkw-Transport mit Hilfsgütern und Sachspenden auf den Weg. Mehr sei finanziell nicht drin. „Dann kann man gar nicht so schnell verteilen, wie die Hände hochgehen – das ist schon sehr ergreifend und beeindruckend“, erinnert sich Günter Bublitz.
Neben dem Roma-Kinderprojekt gibt es auch die „Brothilfe“. Dabei werden 35 Roma-Familien unterstützt, die für einen Euro ihren Tagesbedarf an Brot bekommen. „Diese Familien leben davon und müssten sich sonst ihren dringlichsten Bedarf aus Müllcontainern suchen.“
„Wenn ich nicht selbst vor Ort das Elend miterleben würde, dann hätte ich vielleicht schon längst alles hingeschmissen“, ergänzt Elisabeth Bublitz. Motiviert und aufgemuntert habe sie beim letzten Besuch in Siebenbürgen auch ein Gespräch mit der Schuldirektorin. „Die hat mir bestätigt, dass sie merkt, wer aus unserem Projekt kommt.“ Die Kinder bekämen eine andere Lebenseinstellung, wollen ein anderes Leben, suchen Arbeit. „Und diese Kinder kommen nicht als Bettelkinder nach Deutschland“, weiß Bublitz, die viele Lebenswege weiter verfolgt.
Gut erhaltene Trödel-Spenden können gern im Ladenlokal oder auch an der Privatadresse in Noppdorf 52 abgegeben werden. Kontakt unter 0176/ 24011651.
Öffnungszeiten Trödelladen, Hauptstraße 116: Dienstag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr, Samstag, 9 bis 14 Uhr
Jetzt wurde auch ein Verein für die Rumänienhilfe gegründet.
Spendenmöglichkeit: Konto: Rumänienhilfe Viersen e.V. - IBAN: DE89 3146 0290 2506 4720 19 - Stichwort „Brothilfe“