RTV Volleyball-Coach Alfred „Freddy“ Gies nach 2. BL mit Neuanfang in der Jugend „Wir haben viel erreicht“

RUMELN · Der Jubel war groß, als die 1. Volleyball-Herrenmannschaft des Rumelner TV im letzten Spiel der vergangenen Saison, nach unfassbarer Niederlagenserie, dennoch den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga Nord sicherte.

Alfred „Freddy“ Gies trainiert jetzt mit Freude den RTV Volleyball-Nachwuchs in der U14 Jugend. Mal sehen, was in ein paar Jahren wieder möglich ist. Im Bild auch der eine oder andere U18ner.

Foto: TV

Allerdings trat diese Mannschaft in der neuen Saison nicht mehr an, sondern löste sich auf.

Wie es dazu kam welche Befindlichkeiten vorherrschen und was das Trainer-Team jetzt macht, erzählt der damalige RTV-Coach Alfred "Freddy" Gies im Gespräch mit "stadt-panorama"-Redakteur Thorsten Vermathen, der beim Training der Jugend-Mannschaft in der Sporthalle am Albert-Einstein-Gymnasium in Rumeln vorbeischaute.

TV: Freddy, wie kam es dazu, dass die 1. Herrenmannschaft des RTV nicht mehr in der 2. Bundesliga gemeldet wurde, obwohl sie doch den Klassenerhalt geschafft hatte?

Gies: Wir hatten vier geile Jahre, inklusive der Aufstiegsrunde, mit der Mannschaft und dem ganzen ORGA-Team. Ein fünftes hätte ich gerne noch gemacht. Aber es zeichnete sich leider bereits ab, dass uns einige Stammspieler verlassen würden, sei es aus beruflichen Gründen und damit verbundenem Wegzug oder auch aus Gründen der hohen Belastung. Man muss immer bedenken, obwohl wir auf hohem Niveau gespielt haben, die Mannschaft letztlich eine Feierabendtruppe war. Keine bezahlten Vollzeit-Profis. Jeder Spieler als auch wir Trainer haben normale Jobs, trainieren dann abends zwei bis drei Mal pro Woche, um am Wochenende das Spiel zu gewinnen. Das erfordert neben der vielen Zeit, enorme Leistungsbereitschaft und Disziplin. Letztlich waren die Abgänge nicht adäquat zu kompensieren, weder aus der eigenen Jugend noch auf dem Spielermarkt, um höher als in der Landesliga zu bestehen. Das macht dann keinen Spaß und sportlich auch keinen Sinn. So löste sich das bestehende Zweitliga-Team komplett auf und aus der quasi 2. Herrenmannschaft, die bereits in der Landesliga spielte, ist nun zur 1. Herren geworden, die von Roland Matzke trainiert wird.

TV: Die Mannschaft war über Jahre ein eingeschworenes Team. Viele Spieler sind unter ihrer Leitung in der A-Jugend 2002 und 2005 Deutscher Meister geworden. 2010 kam man wieder zusammen und stieg in die 2. Bundesliga auf. Nun sind alle weg. Was empfinden Sie jetzt?

Gies: Viele persönliche Wünsche sind in Erfüllung gegangen. Wir haben viel erlebt und erreicht, auch für den Verein. Erfolgreich zweite Liga gespielt, Erstligisten im Pokal in der Halle gehabt, tolle Fans und Sponsoren, mediale Aufmerksamkeit und letztlich jetzt auch eine Bundesliga taugliche Halle mit großem, farbigen Spielfeld. Die Mannschaft war ein Glücksfall für den Rumelner TV — was nicht unbedingt jeder erkannt hat. Vielleicht hätte man sich hier und da mehr Unterstützung gewünscht und hätte so frühzeitig das Projekt 2. Liga´stabilisieren können. Möglicherweise braucht so ein Projekt auch mehr Vorlaufzeit. Wenn ich jetzt hier in die Halle komme, vermisse ich die Jungs schon. Es wird dauern, bis wieder so etwas heranwächst. Aber ich habe mittlerweile meinen Frieden damit gemacht. Alles ist erklärbar — es ist wie es ist. Entweder man hat als Verein finanzielle Mittel sowie professionelle Strukturen und Organisation, um gute Spieler auf dem Spieler-Markt zu verpflichten und zu halten oder man muss selbst gute Jugendarbeit leisten und Glück haben, dass über Jahre Spieler heranwachsen und reifen, die in der Bundesliga als Mannschaft erfolgreich bestehen könnten.

TV: Daher trainieren Sie jetzt die Volleyball-Jugend des RTV?

Gies: Genau. Man kann sich nicht hinstellen und klagen, dass kein Nachwuchs da ist, der mal auf Bundesliga-Niveau antreten könnte. Da bietet sich das Trainieren der U14 an, was ich jetzt mit Freude mache. Die Truppe ist zwar völlig unerfahren, was ein ganz anderes Training und andere Formen der Motivation erfordert, aber ein paar tolle Burschen sind schon dabei. Die ersten Spiele liefen sehr gut, ohne Satzverlust. Die Angaben kamen gut und das Spiel über drei Stationen wurde schon weitgehend umgesetzt. Erfolg gibt es auch hier zu vermelden. Nebenbei bleibt mir auch wieder etwas mehr Freizeit.


TV: Um sich vielleicht andere Volleyball-Spiele anzugucken? Die Heimspiele der aktuellen 1. Herrenmannschaft in der Landesliga finden allerdings nicht in der Sporthalle am Albert-Einstein-Gymnasium in Rumeln statt, sondern in der Sporthalle an der Realschule Körnerplatz in Rheinhausen.


Gies: Zunächst, mein Sohn Oliver, der ja als Spieler-Trainer auf dem Feld und ich als Coach an der Seitenlinie die 1. Herrenmannschaft seinerzeit betreut hat, ist nach Auflösung als Spieler und Co-Trainer zu den Solingen Volleys (2. BL) gewechselt und fühlt sich dort sehr wohl. Natürlich gehe ich jetzt regelmäßig gucken, was der Olli so macht. Aber auch unsere aktuelle 1. Herrenmannschaft habe ich selbstverständlich im Blick. Ein paar interessante Neuzugänge hat es gegeben. Da die Landesliga andere Anforderungen an die Feldgrößen hat, genügt denen derzeit eine kleine Halle. So ist es nur fair anderen Sportarten, wie Handball und Basketball die große Halle in Rumeln in erster Linie zur Verfügung zu stellen. Ein Ausweichspiel wäre für die Volleyballer aber sicher mal möglich. Obwohl dies nicht unbedingt ein Vorteil wäre, da die aktuelle 1. Herren auch auf kleinem Feld trainiert. So, ich muss dann auch mal wieder, sonst trainieren die Burschen nicht weiter…


TV: Vielen Dank für dieses Gespräch — auf eine Fortsetzung, Freddy!

(Niederrhein Verlag GmbH)