„Öffentlich geförderter Beschäftigungssektor ist in strukturschwachen Regionen unverzichtbar“ Wenn die Arbeit verschwindet

HAMBORN · "Mit monatlichen Arbeitslosenzahlen von mehr als 30.000", so der Vorsitzende der SPD-Arbeitnehmer und Landtagsabgeordnete Rainer Bischoff, "wollen wir uns als Sozialdemokraten nicht zufrieden geben. Vor allem bei den Langzeitarbeitslosen sind auch mittelfristig in unserer Stadt kaum Rückgänge zu verzeichnen."

Im Hamborner Ratskeller waren die Reihen gut gefüllt. Die SPD-Arbeitnehmer hatten zum Gedankenaustausch eingeladen.

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Mit diesen Worten hatte die SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmer zur einer Podiumsveranstaltung nach Hamborn geladen und mit dem Chef der Duisburger Arbeitsagentur Ulrich Käser und der DGB-Vorsitzenden Angelika Wagner zwei kompetenten Referenten geladen, die über Strategien zur Verringerung der Arbeitslosenzahlen diskutierten. Inhaltlich wurde der unglückliche Titel der Veranstaltung quasi zum Omen, denn eine "Zukunft der Arbeitslosigkeit in Duisburg" scheint durchaus gegeben.

So referierte Ulrich Käser, der seit zweieinhalb Jahren in Duisburg wohnt, die Problemlage. Rund 33.000 Menschen sind derzeit in Duisburg arbeitslos. Dabei teilt sich diese Gruppe durchaus, denn Menschen, die klassisch Arbeitslosengeld beziehen, "bevölkern" nur zu rund zwei Prozent die Arbeitslosenstatistik. Menschen, die dagegen schön länger als ein Jahr arbeitslos sind, und meist Leistungen nach "Hartz IV bekommen, schlagen sich mit einer Gesamtzahl von rund 26.000 Personen in der Statistik nieder. "Im Grunde hat sich hier in den letzten acht Jahren auch kaum etwas geändert", merkte Ulrich Käser an, um dann seine grundsätzliche These anzuführen: "Das Arbeitsvolumen in Duisburg geht insgesamt zurück!" Duisburg fehlten einfach die erforderlichen Betriebe, führte Käser an und machte den Vergleich auf. Während Duisburg auf 8.563 Betriebe komme, könne sich beispielsweise Dortmund auf 12.000 Betriebe und Düsseldorf gar auf 20.000 Betriebe, Firmen und Unternehmen stützen. Duisburg sei mit 0,31 Arbeitsplätzen pro Einwohner schlechter dran als Gelsenkirchen, dass bei der Arbeitslosengesamtzahl oft die Statistik anführe.

Angelika Wagner betonte zudem, dass nicht bloß die offiziellen Arbeitslosen gezählt werden dürften. Mit Menschen, die derzeit in unterschiedlichsten Schulungs- und Beschäftigungsförderungen seien, und deren Zahl offiziell nicht gezählt würden, müsse man von rund 40.000 Menschen ohne Arbeit und Beschäftigung ausgehen. Auch wenn man sich darüber freue, dass im jetzigen Februar rund 30 Prozent mehr freie Stellen zur Verfügung ständen als noch im Februar 2014, ändere dies an der Gesamtsituation kaum etwas: 40.000 Jobsuchende schauen in Duisburg auf rund 3.700 frei Stellen. "Das reicht einfach nicht", betonte die DGB-Chefin und fügte an, dass die weitere Qualifikation das Kernelement sei, um Menschen in Arbeit zu bringen. Dabei komme es darauf an, dass sich die Förderung stärker an den Bedarf der Regionen und Städte orientiere. "Man kann Coesfeld und Duisburg nicht gleichwertig fördern. Das muss geändert werden", betonte Angelika Wagner und fügte an, dass die alleinige Qualifikation und die Schaffung von Arbeitsplätzen im ersten Arbeitsmarkt nicht reichen könne, um genügend neue Arbeitsplätze zu schaffen. Ein öffentlich geförderter Beschäftigungssektor müsse in strukturschwachen Regionen wieder her: "Arbeit gibt es in dieser Stadt genug. Dies rechnet sich aber nicht aus sich selbst heraus! Eigentlich weiß man alles, Man braucht keine Erprobung mehr. Es geht nur noch um die Frage `Wieviel Geld liegt auf dem Tisch´".

(vowie)