Dabei waren er und seine Frau schon davon ausgegangen, dass seine unbändigen Kopfschmerzen durchaus ernsterer Natur sein mussten. Vollends aus der Bahn geworfen wurde er jedoch, als klar war, dass diese Krankheit auch sein Ende bedeuten würde. Ein Ende, vor das nicht nur er Angst hatte. Auch seine Frau und seine Kinder verloren zumindest zeitweise den Halt. Dass es dazu nicht kam, lag auch an den ehrenamtlichen Mitarbeitern des Hospizes St. Raphael. Presseberichte über diese Einrichtung der Malteser in Huckingen hatten das Hospiz ebenso bekannt gemacht wie die Mitarbeiter des Malteser Palliativzentrums Rhein-Ruhr am St. Anna-Krankenhaus. Dabei hatte das Ehepaar M. die Kontaktaufnahme mit dem Hospiz zunächst vehement abgelehnt: "So schlimm ist es doch noch nicht. Da gehöre ich doch noch nicht hin, oder???"
Erst nach dem Gespräch mit der Hospiz-Zentrumsleiterin Mechthild Schulten wurde dem Ehepaar bewusst, dass sich hinter dem Hospiz St. Raphael mehr versteckt als nur ein Hospiz. Vielmehr befindet sich hier das Hospiz-Zentrum für Duisburg und Umgebung mit dem Hospizdienst inklusive Schmerzambulanz und dem ambulanten palliativen Dienst, einer Trauerbegleitung und dem eigentlichen Hospiz selbst. Dass, was Karl-Heinz M. zu diesem Zeitpunkt benötigte war der Hospizdienst mit dem ambulanten palliativen Dienst. Nachdem er mit seinen Medikamenten eingestellt war, konnte er wieder sein Leben leben: Er ging mit seiner Gattin einkaufen, spazieren, besuchte nahe Verwandte und reiste sogar noch einmal für eine Woche nach Teneriffa. Einzig: Die Prognose machte ihm zu schaffen. Doch nicht nur er hatte hieran "zu knabbern", seelisch konnte vor allem seine Frau kaum mit der Anspannung leben. Auch ihr halfen die Gespräche mit den Mitarbeitern weiter. "Rückblickend betrachtet waren das noch wunderschöne Tage zusammen mit meinem Mann. Es war einfach toll, dass er die starken Kopfschmerzen nicht mehr hatte. Dafür bin ich den Fachleuten und den Mitarbeitern des Hospizdienstes zu tiefst dankbar", betont Helga M., deren Mann zum Ende seiner Krankheit doch noch in das stationäre Hospiz kam: "Er wurde immer verwirrter. Der Krebs in seinem Kopf fraß irgendwie alles auf. Irgendwann erkannte er mich dann auch mal nicht mehr. Und die Schmerzen wurden wieder schlimmer!" Dabei muss dies nicht zwangsläufig so sein, denn die weitaus meisten Menschen möchten im Grunde da sterben, wo sie auch zuletzt gelebt haben, erläutert Mechthild Schulten, die seit nunmehr 23 Jahren das Malteser Hospiz St. Raphael leitet. Gegründet wurde dies von ihr zunächst am Standort Hamborn.
"Ein Fall wie beim Herrn M. ist bei uns nicht wirklich ungewöhnlich, denn der Großteil aller Krankheiten, weshalb Menschen zu uns kommen, sind Tumore. Zwischen 90 bis 98 Prozent aller unserer Patienten leiden an Krebs." Dabei bedeute der Hospiz-Aufenthalt nicht zwangsweise auch Bettlägerigkeit. Vielmehr bietet sich die stationäre Unterbringung im Hospiz dann an, wenn Funktionsausfälle, extremste Schmerzen, große Wunden und/oder auch ein überlastetes familiäres Umfeld vorhanden ist. Mechthild Schulten: "Die meisten Patienten sind bereits nach einem oder zwei Tagen richtig gehend 'erleichtert‘, hier zu sein. Sie wissen, dass hier bestens für sie gesorgt wird. Sie wissen aber auch, dass nun die Ehefrau oder die Kinder entlastet sind. Das ist für viele eine entspannte Situation. Sie fühlen sich bei uns sicher."
Dies erlebte auch Karl-Heinz M., wobei die Tatsache, dass seine Frau Helga praktisch die ganze restliche Zeit bei ihm war, sicherlich eine zusätzliche Erleichterung bedeutete. Möglich wurde dies durch die Gästezimmer für Angehörige, die im Hospiz für geringes Geld angemietet werden können. Beim Thema Geld wird die Leiterin des Hospizes ganz hellhörig, denn eigentlich sollten die Krankenkassen 90 Prozent der Einrichtungskosten zahlen. Zehn Prozent sollen über Spendenmittel aufgebracht werden. Vorschriften, die in Huckingen mit der Realität nicht in Einklang zu bringen sind, denn die 350.000 Euro, die jährlich an Spendenmittel eingehen, repräsentieren keine zehn sondern rund dreißig Prozent Finanzierungsanteil. Dabei gehe es nicht unbedingt um ein weiteres stationäres Hospiz. Vielmehr müsse eine engmaschigere Vernetzung zwischen Ärzten, Sozialstationen, Altenheimen, Hospizvereinen und Hospizen erreicht werden, die dann auch finanziert werden müsse. Der Gröne-Lauterbach-Entwurf, der derzeit in Berlin diskutiert werde, zeige eine mögliche Richtung auf, merkt Mechthild Schulten an.
Wer aber die Arbeit des Duisburger Hospitzzentrums direkt unterstützen will, kann dies mit einer Spende auf das Konto IBAN: DE31 3505 0000 0200 2072 07 bei der Sparkasse Duisburg , BIC: DUISDE33XXX tun.