Tierherberge Kamp-Lintfort: Ein Herz für Hund und Herrchen

Kamp-Lintfort · In Deutschland liebt man sein Tier; Tierheimtiere sind nicht zwangsläufig verhaltensauffällig, alt oder krank; und Blonde sind beliebter als Schwarzhaarige - das haben wir bei unserem Besuch in der Tierherberge Kamp-Lintfort gelernt.

Diese Erkenntnisse beziehen sich in erster Linie auf Hunde. Denn die machen den größten Anteil an Tieren in der Tierherberge aus. „Rudelhaltung“ lautet die bevorzugte Art der Unterbringung. Das hört sich zunächst seltsam an, hat aber nichts mit „Massentierhaltung“ zu tun. Ganz im Gegenteil: Es ist die artgerechteste Form der Unterbringung auf einer großen Freilauffläche. „Für die Tiere ist das entspannter, sie haben Sozialkontakte und den ganzen Tag sind wir dabei. Außerdem können unsere Besucher so besser Kontakt zu den Tieren aufnehmen“, so die Tierheimleiterin Beate Mühlenberg, die sich gemeinsam mit sieben ausgebildeten Tierpflegern, in Kamp-Lintfort und am zweiten Standort Weeze, um die Tiere kümmert. Natürlich gibt es auch Hunde, für die Rudelhaltung nichts ist. Für diese stehen Zwinger zur Verfügung. Für genügend Auslauf wird aber auch hier gesorgt.

Große Aufregung herrscht bei dem Rudel zu den Besuchszeiten. Die haben sich die Hunde gut eingeprägt und begrüßen freudig neue potenzielle Herrchen und Frauchen.

Natürlich ist der erste Eindruck entscheidend, aber ein „der ist süß“ ist nicht das Hauptkriterium, wenn es darum geht, sich einen Hund zu zulegen. In den Vermittlungsgesprächen werden daher ganz gezielt Fragen nach Vorstellung und Lebenssituation gestellt, dann werden Spaziergänge und ein Probetag vereinbart. So kann man sicher gehen, dass Leben und Hund zusammen passen. Und das kann auch mal einer sein, der sich beim ersten Kontakt eher schüchtern verhalten hat - oder schwarzhaarig ist. Denn die haben es erfahrungsgemäß bei der Vermittlung deutlich schwerer als ihre „hellen“ Konkurrenten.

„Die meisten Leute, die zu uns kommen, haben sich aber ausführlich mit dem Thema auseinander gesetzt und lassen sich nicht ’nur’ von Oberflächlichkeiten leiten“, erklärt Martina Klein, 1. Vorsitzende des Trägerverein Bund deutscher Tierfreunde. Überhaupt sei der Mensch gar nichts so schlecht, wie es immer wieder im Bezug auf Tierhaltung dargestellt werde.

Das wird auch deutlich, wenn man nach den Gründen fragt, warum Tiere in der Tierherberge abgegeben werden: „Krankheit, Wohnungswechsel, der Job, Alter oder Scheidung sind die häufigsten Abgabegründe. Die meisten merken dann, dass sie ihrem Tier nicht mehr gerecht werden können und wollen, dass es irgendwohin vermittelt wird, wo es gut versorgt werden kann.“ Dass Tiere einfach ausgesetzt werden, sei der Einzelfall. „Die Menschen lieben ihre Tiere oder warum würden sie sonst so viel Geld für deren Wohl ausgegeben?“, ist sich Martina Klein sicher.

„Würden schon Arbeitgeber und Vermieter umdenken, müssten wesentlich weniger Tiere abgegeben werden müssen“, wünscht sich Beate Mühlenberg im Hinblick auf die häufigsten Abgabegründe. Natürlich spielen auch die immer höheren Kosten eine große Rolle. Ein Grund, warum der Tiergnadenhof in Weeze, der „alles aufnimmt, was nicht Hund ist“, seit zwei Jahren eine wahre Pferdeflut bewältigen muss.

Seit Anfang des Jahres hat die Tierherberge zudem die Fundtierbetreuung der Stadt Kamp-Lintfort übernommen. Seitdem finden auch andere Tiere als Hunde den Weg an den Drehmannshof 2.

Des Weiteren steht die Tierherberge allen Tierfreunden gerne beratend zur Seite. Eine ganz wichtige Info hat Beate Mühlenberg direkt parat: „Durch das gesetzlich vorgeschriebene Chippen sind Hunde nicht automatisch registriert. Dies muss extra online geschehen. Und ist kostenlos. Wenn gechippte Hunde nicht registriert sind, nützt das nichts. Fragen Sie bei Ihrem Tierarzt nach oder wenden Sie sich an uns.“

Die Tierherberge finanziert sich übrigens ausschließlich über Spenden („Wir freuen uns über jeden Euro aber auch über Sachspenden) und Mitgliederbeiträge. Es gibt keine Förderung von Staat oder Stadt. Wer helfen möchte, kann Fördermitglied beim Bund deutscher Tierfreunde werden (ab 6 Euro/Monat ist man dabei). Gesucht werden auch immer ehrenamtliche Helfer, die mit den Hunden spaziergehen.

Weitere Infos gibt es unter www.tierherberge-kamp-lintfort.de/, auf der Facebookseite oder vor Ort am Drehmannshof 2.

(Niederrhein Verlag GmbH)