Alles auf null - so begann diese Saison für den MSV Duisburg. Nach dem Abstieg aus Liga 1 galt es Vergangenes vergangen sein zu lassen und nach vorne zu schauen, den Wiederaufstieg fest im Blick.
Doch wer beim ersten Training anwesend war, konnte den ein oder anderen Zweifel hegen, denn es gab keine Mannschaft - zumindest keine vollständige. Mit vielen ungeklärten Personalien ging es in eine ungewöhnliche Vorbereitung, die zunächst dazu diente, den Kader auf spielfähige Größe anwachsen zu lassen.
Was jedoch von Anfang an stimmte, war die Qualität: Spielerinnen wie Sofia Nati oder Steffi Weichelt haben Erstligaformat und mit Linda Bresonik kehrte eine zurück, die den Unterschied ausmachen und eine junge Mannschaft leiten kann. Die zweifache Welt- und Europameisterin, doppelte DFB-Pokal-Siegerin und Gewinnerin des Uefa-womens-Cup (mit dem Vorgänger-Verein FCR 2001 Duisburg) unterschrieb einen Zwei-Jahres-Vertrag und erfüllt sich so ihren Traum "meine Karriere dort zu beenden, wo ich auch angefangen habe."
Der Rest ist schnell erzählt: Nach einem 2:0 Auftakt-Sieg gegen den SV Meppen, inzwischen der direkte Verfolger, ging es Schlag auf Schlag Sieg auf Sieg weiter. Einzig im DFB-Pokal musste man sich in der zweiten Runde dem deutschen Meister Bayern München mit 0:3 geschlagen geben - beeindruckte aber mit einer hervorragenden Leistung, so dass FCB-Trainer Thomas Wörle nach dem Spiel verlauten ließ: "Wir hatten es uns etwas leichter vorgestellt, obwohl wir wussten, dass der MSV stärker eingeschätzt wird als in der vergangenen Saison. Das hat sich bestätigt." Und bestätigt sich weiterhin.
Mit dem 6:1 (1:1) am vergangenen Sonntag sicherten sich die MSV-Frauen vorzeitig die Herbstmeisterschaft. In der ersten Halbzeit machten sich die Zebras das Leben selbst schwer, vergaben haufenweise Großchancen und mussten in der 26. Minute nach dem ersten Kieler Angriff das erste (!) Heim-Gegentor dieser Spielzeit hinnehmen. Obwohl die Führung den Gästen merklich Auftrieb verlieh, konnte Sofia Nati in der 36. Minuten ausgleichen. Und legte in der zweiten Halbzeit nach: Ein lupenreiner Hattrick (66., 69., 72.) sorgte für klare Fronten. Steffi Weichelt (85.) und wiederum Sofia Nati (87.) schraubten das Ergebnis in die Höhe.
Vorzeitiger Herbstmeister (und das mit einem Spiel weniger; die Partie gegen SV Henstedt-Ulzburg muss noch nachgeholt werden), 27 Punkte aus neun Spielen, ein Torverhältnis von 31:6 und mit Sofia Nati die Führende der Torjägerinnenliste in den eigenen Reihen (elf Tore) - der Neustart ist auf ganzer Linie geglückt! Trainerin Inka Grings ist von der Stabilität ihres Team begeistert und freut sich über den Etappensieg Herbstmeisterschaft: "Ich bin stolz auf meine Mannschaft, die ganz toll mitarbeitet und sich diesen Erfolg verdient hat. Unser Ziel ist aber der Aufstieg am Saisonende."