Warnung deshalb, weil im April ja schon wieder Tarifverhandlungen anstehen. "Wir dürfen den Bogen nicht überspannen", so Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft. Nach der letzten Tariferhöhung um 3,4 Prozent hätten die meisten Arbeitgeber gedacht, das sei zu schaffen, weil allgemein höhere Ergebnisse erwartet wurden. Tatsächlich aber hätten die meisten Arbeitgeber jetzt schon "erhebliche Probleme", so Lison.
Zum 25. Mal hat der Unternehmerverband eine Konjunkturumfrage unter seinen Mitgliedern ausgerichtet; über 300 Unternehmen haben sich beteiligt. Und die senden, alles in allem, "keine guten Signale".
Insbesondere die Metall- und Elektroindustrie bereitet Lison Sorgen. "Viele Unternehmen fahren bereits Kurzarbeit", wisse er aus Gesprächen. Konkret bewerten nur 44 Prozent der befragten Unternehmen aus der Metallindustrie ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend, vor einem halben Jahr seien das noch über 50 Prozent gewesen. Und nur 38 Prozent melden gute oder befriedigende Umsätze (Gesamtergebnis siehe "Fakten").
Was also ist, abgesehen vom Maßhalten in den Tarifrunden, aus Sicht des Unternehmerverbandes 2016 zu tun? "Die Städte spielen eine wesentliche Rolle", so Lison. Immer noch würde mit höheren Steuern vor allem zu Lasten der Unternehmen versucht, die kommunalen Haushalte zu sanieren. "So kann es nicht weitergehen", fordert Lison ein Moratorium in Sachen Gewerbesteuer, "damit wir im Wettbewerb mit anderen Regionen nicht noch weiter zurückfallen."
Ebenso wie an steigende Gewerbesteuern habe man sich im Ruhrgebiet schon an Verkehrsstau als Normalzustand gewöhnt, mahnt Lison einen weiteren wunden Punkt an, der dringend angegangen werden müsse. "Da werden unglaubliche Zeiten verschwendet", weshalb in die Infrastruktur "erheblich investiert werden" müsse. Außerdem müssten mehr Flächen für Industrie ausgewiesen werden.
Hoffnung setzt Lison auf die "jungen Wilden", die jungen neuen (Essen, Oberhausen) oder nur neuen (Mülheim) oder noch jungen (Duisburg) Oberbürgermeister. Von ihnen erhofft Lison sich "eine neue Phase der Zusammenarbeit". Zum Beispiel beim ÖPNV. Wenn Link in Sachen VIA auch gerade ausgeschert sei, derzeit sei der ÖPNV in allen Kommunen "ein gewaltiger Verlustbringer, da muss unbedingt was geschehen." Allgemein sei es im Ruhrgebiet ja ungute Tradition, dass Posten städtischer Betriebe "mit verdienten Genossen" besetzt würden. Dagegen sei ein Management mit einer gestandenen Führungskraft aus der Wirtschaft wünschenswert.
Ein beherrschendes Thema auch für die Unternehmen an Rhein und Ruhr: die Integration von Flüchtlingen. "Die Wirtschaft hat großes Interesse, sich hier einzubringen", so Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes, und sehe im Zuzug "langfristig eine große Chance." Kurz- und mittelfristig aber gebe es drei Hemmnisse: Sprachkenntnisse seien unerlässlich, Qualifikationen müssten erst einmal festgestellt und drittens bürokratische Hürden abgebaut werden. "Wer investiert in einen Mitarbeiter, der nur drei Monate bleiben darf?"
Insgesamt, so Heinz Lison, lasse die Umfrage nur den Schluss zu: "Die Wirtschaft stagniert." Keine signale für Aufschwung; die Metallbranche bewege sich 2016 voraussichtlich "sehr nah am Krisenmodus". Weshalb Lison noch eine konkrete Forderung hinterherschiebt: Finger weg von Werk- und Zeitverträgen! "Wir", insbesondere der Mittelstand, "brauchen diese Instrumente!"