Runder Tisch Marxloh e.V. — ein starkes Stück bürgerschaftliches Engagement „Die Bilanz ist mehr als überraschend!“

MARXLOH · "Lass uns was bewegen", so lautet der Titel eines Songs, den Marxloher Kids und Jugendliche, in Zusammenarbeit mit dem RundenTisch Marxloh e.V., selbst geschrieben haben. Und auch ein Video gibt's dazu.

Das Außengelände wird derzeit zur Spaß- und Chill Area umgestaltet. Dort wird auch bald ein großes Trampolin für Mega-Schwung sorgen. Thomas Terschüren und Thomas Mielke freuen sich schon drauf.

Foto: Scholtheis

Doch das ist nicht nur irgendein Lied. Der Titel ist Programm beim Runden Tisch.

Seit sich der Verein vor gut acht Monaten neu strukturiert und aufgestellt hat, konnten bereits zahlreiche Projekte in Angriff genommen werden. Und mehr noch: auch schon realisiert werden. "Die Bilanz ist mehr als überraschend", freut sich der 1. stellvertretende Vorsitzende Thomas Mielke. Mit 2000 Euro Budget, zwei Schreibtischen, einem PC, aber vielen fleißigen und engagierten Händen, fing im Sommer letzten Jahres alles an. Mittlerweile haben sich die komplette Verwaltung, die Mitarbeiter, Sozialstundenleister und AGH Kräfte auf 3. Etagen im Paulushaus häuslich eingerichtet. Büro-, Aufenthalts--, und Besprechungsräume machen es den Verantwortlichen und deren Mitarbeiter möglich, mit vereinten Kräften unter einem Dach zu agieren. Für Marxloh. Und für viele Belange, die im Stadtteil anfallen. Den Mitgliedern stehen bei Bedarf auch Räume zur Verfügung. Zudem können sie nach Absprache über einen großen Festsaal verfügen. Das Paulushaus an der Paulskirche 3 liegt zentral und ist eine nahe gelegene Anlaufstelle für die Bürger. "Wir sind als "Runder Tisch" greifbar und direkt vor Ort", so der 2. stellvertretende Vorsitzende Thomas Terschüren. Der RT arbeitet eigenständig und handelt unter einer klar definierten Rechtsform im Rahmen einer Satzung ohne den Rückhalt der wirtschaftlichen Absicherung durch öffentliche Träger oder Gesellschaften. So musste vor allem die finanzielle Unterstützung bei der Neustrukturierung gewährleistet sein. Durch die Einnahmen aus Mitgliederbeiträgen, konnten die Möglichkeiten für Stadtteilaktivitäten nur sehr minimalistisch ausfallen. Die Befristung auf Förderzeiträume machte eine nachhaltige finanzielle Hilfe unmöglich.

"Wir haben uns überlegt, was wir machen können", erklärt Terschüren weiter. "Und sind zu dem Schluss gekommen, einen Zweckbetrieb zu gründen. Ein wirtschaftliches Standbein."
Gesagt, getan. Der glückliche Umstand, dass ein Vorstandsmitglied 12 Jahre Erfahrung in der pädagogischen und operativen Arbeit mit beeinträchtigten Menschen hat, ermöglichte die Konzeption von "Sozialen Diensten". Konzeptionen, die sich so rasant und positiv in nur wenigen Monaten entwickelten, dass die Stadtteilarbeit fortgeführt werden konnte. Und das mit großem Erfolg! Schnell konnten Leistungsvereinbarungen mit dem Jugendamt und dem Amt für Soziales und Wohnen der Stadt Duisburg getroffen werden. 50 geschulte Mitarbeiter des Rundes Tisches, vom Mini-Jobber bis zur Vollzeitkraft, unterstützen u.a. als pädagogische Fachkraft, als häuslicher Betreuer und als Integrationsfachkraft. Leistungen, die nicht über die Kassen erbracht werden. Besonders hervorzuheben ist, dass der Runde Tisch 21 Kunden der ARGE bzw. des Jobcenters einen Arbeitsplatz bieten konnte. Durch interne, regelmäßige Schulungen mit zertifizierten Referenten werden entsprechende Kenntnisse vermittelt. Thomas Mielke freut sich auch über einen weiteren positiven Nebeneffekt. Arbeitslose finden beim RT eine Beschäftigung: "Die AGH Kräfte sind sehr engagiert. Machen freiwillig Überstunden und haben Spaß daran für ihren Stadtteil etwas zu tun. Einfach klasse!" Seit Anfang des Jahres ist der Verein übrigens auch Mitglied des paritätischen Wohlfahrtsverbandes und anerkannt von der Bezirksregierung Düsseldorf, um zum Beispiel zusätzliche Betreuungsleistungen erbringen zu dürfen.
Durch den "Sozialen Dienst" und den daraus entstehenden Überschuss kann vernünftige Stadtteilarbeit erfolgen. Das sind unterschiedlichste Projekte. Der RT organisiert zahlreiche Veranstaltungen im Stadtteil, angefangen von Podiumsdiskussionen, über interkulturelle Veranstaltungen bis zu diversen Stadtteilfesten. So auch am 9. Mai. Dann findet von 11 bis 18 Uhr auf dem Außengelände des Paulushauses An der Paulskirche 3 ein Inklusionsfest statt. Ein Aktionstag, zu dem alle Bürger herzlich eingeladen sind. Es gibt Outdoor-Sportaktionen, Infostände, Gewinnspiele und vieles mehr. Es soll auch eine Stadtteilbegehung stattfinden, bei der nach barrierefreien Freizeitmöglichkeiten Ausschau gehalten werden soll.
Ganz aktuell ist die Umgestaltung des Außengeländes. Es soll weitestgehend barrierefrei gestaltet werden.
Zudem soll es feste Sprechstunden verschiedener Mitglieder des Vorstandes geben und ein Quartierservice eingerichtet werden. Dieser soll sich um die regelmäßige Reinigung aller Spielplätze in Marxloh kümmern, ebenso wie um "wilde Müllecken" und weitere Belange vor allem für ältere Menschen im Stadtteil. Auch einen Nachbarschaftstreff mit Frühstück und ein Mädchen-Nachmittagstreff soll Bewegung bringen. Der RT versteht sich zudem als Anlaufstelle und Treffpunkt für Menschen, zum Gedankenaustausch und einfach nur zum Plaudern. Die Workshops sind vielfältig, Kinder können zum Beispiel an Rap, Hip-Hop und Graffiti Kursen teilnehmen, die von freien Dozenten geleitet werden. Einmal im Monat findet der beliebte Brett- und Kartenspiel-Tag statt. "Da wird schon mal bis zu acht Stunden durch gespielt", so Mielke. "Hier herrscht ein Miteinander. Und das ist nicht bloß gespielt, sondern real."
Dieses Miteinander könnte aber noch weiter ausgebaut werden, wünscht sich Mielke, der sich in der neu aufgestellten Vorstandsgruppe sehr wohlfühlt: "Ich fände es schön, dass mehr Menschen, die hier in Marxloh leben, nicht flüchten, sondern mitanpacken und im Stadtteil etwas verbessern! Ich bin hier groß geworden und habe deshalb umso mehr den Antrieb, etwas verbessern zu wollen." Alle Vereine und Institutionen sollten an einem Strang ziehen und nicht gegeneinander arbeiten. Aufgaben gäbe es satt und genug. Thomas Terschüren blickt in die Zukunft: "Für mich ist es wichtig, dass wir den Dreh schaffen, unabhängig von Förderabschnitten und Förderzeiträumen etwas für den Stadtteil initiieren können." Der RT arbeitet überpolitisch, unabhängig von Nationen, Religionen und Konfessionen.
Der Song "Lass uns was bewegen" spricht da den beiden "Stadtteilmachern" aus der Seele. Das absolut sehenswerte Video dazu kann man sich übrigens auf Youtube unter "Lass uns was bewegen"/Stichwort Marxloh anschauen