Heribert Hölz ist von dem großen ehrenamtlichen Einsatz in der Flüchtlingshilfe begeistert. Er selbst engagiert sich seit 23 Jahren für die Bosnienhilfe der Caritas Duisburg. In der ganzen Zeit gab es immer wieder Ereignisse, die die Probleme in Bosnien in den Hintergrund gerückt haben. Doch bei der Flüchtlingskatastrophe ist das anders.
Nicht nur in Neukirchen-Vluyn kommt ein Großteil der Flüchtlinge vom Balkan. Dort herrscht kein Krieg, daher die, inzwischen recht negativ konnotierte Bezeichnung "Wirtschaftsflüchtlinge". "Obwohl die Leute dort nicht um Leib und Leben fürchten müssen, überlegen viele zu fliehen. Sie sehen keine Perspektive, wissen nicht, wie sie ihre Familien durchbringen sollen. Es gibt keine materielle Grundlage zum Leben." Heribert Hölz kennt viele solcher Familien, die gerade mal mit 50 Euro im Monat durchkommen müssen. Jede von ihnen würde in der Heimat bleiben, wenn es dort nur eine kleine Chance für sie geben würde. "Fliehen ist kein lockeres Weggehen. Das macht man nicht, weil man nichts Besseres zu tun hat!", stellt Hölz klar.
Doch die Hoffnung in der Flucht ist eine trügerische: "Bosnien gilt als 'sicheres Herkunftsland', wer von dort kommt, hat keine Chance auf Asyl. Doch trotzdem flieht man zu uns", und da sieht Heribert Hölz das Problem: "Die Bearbeitung der Anträge dauert Monate. Solang müssen die Flüchtlinge hier versorgt werden. Und das kostet. Viel Geld und viel ehrenamtliches Engagement. Den Leuten in ihrer Heimat zu helfen, wäre so viel effektiver." Für Hilfsmaßnahmen müssen die Kommunen eine Menge Gelder locker machen: "Jetzt stellen Sie sich mal vor, man hätte dieses Geld nicht hier ausgegeben, sondern in den entsprechenden Ländern. So könnte man richtig was erreichen. Doch die Verantwortlichen haben schlichtweg versagt", moniert Hölz.
Bei solchen Aussagen möchte Heribert Hölz nicht falsch verstanden werden: "Das ehrenamtliche Engagement ist großartig, man muss auf die Situation reagieren und den Flüchtlingen helfen." Doch er schaut auch in die Zukunft: "Ich habe schon viele 'Katastrophen' erlebt. Die Welle der Hilfsbereitschaft wird nach einiger Zeit abebben. Und ich befürchte, dass die Stimmung dann kippen könnte."
Auf lange Zeit gesehen könne nur die Hilfe vor Ort die Lösung sein. Die Bosnienhilfe organisiert daher Familienpatenschaften. Ein Jahr lang kann man eine bosnische Familie mit 25 Euro im Monat unterstützen. 25 Euro hört sich nicht viel an, aber in Bosnien bedeutet das z.B. 50 Brote. Die Familien werden von Leuten vorgeschlagen, mit denen die Caritas Duisburg seit Jahren zusammenarbeitet - Pfarrer, Lehrer, Sozialarbeiter. Heribert Hölz besucht die Familien und kümmert sich vor Ort darum, dass die Hilfe auch wirklich ankommt. Wer möchte, kann die Patenschaft nach dem Jahr verlängern.
"Ich kann nicht die Ursachen bekämpfen, aber ich kann die materielle Lage einiger Leute dort verbessern. Damit sie in ihrer Heimat bleiben können", fasst Hölz zusammen.