Ende des Monats wird Notunterkunft im Gewerbegebiet eingerichtet. Parallel dazu sucht die Kommune weiter mit Hochdruck nach Wohnraum.
Dirk Haarmann redet gar nicht lange um den heißen Brei. Voerdes Bürgermeister macht keinen Hehl daraus, dass er und seine Kollegen im Rathaus mit einer derartigen Explosion der Flüchtlingszahlen nicht gerechnet hätten. Die Flüchtenden müssen untergebracht werden. Das geschieht per Zuweisung. Und gerade kleine Kommunen wie Voerde stoßen da schnell an ihre Grenzen. Gerade wenn sie einem Haushaltssicherungskonzept unterliegen. „Für uns ist das ein Riesenkraftakt. Wir können nun mal nicht einfach auf Vorrat Wohnungen bauen. Wir wollen Obdachlosigkeit vermeiden. Wir wollen auch keine Zelte aufbauen. Und über Schulen und Turnhallen mussten wir auch noch nicht nachdenken. Bisher haben wir das alles ganz gut hinbekommen. Die Voerder Bürger bringen sich ein und zeigen ein großes Entgegenkommen. Das wollen wir weiter fördern“, macht der Bürgermeister klar. Mittlerweile kommen jede Woche zwischen 25 und 40 neue Flüchtlinge nach Voerde. Und auch die brauchen Wohnraum.
Deswegen appelliert Dirk Haarmann weiter an Verständnis und Unterstützung: „Wir müssen ganz oft ganz spontan reagieren. Deswegen können wir nicht immer alle Anwohner rechtzeitig informieren. Darüber hinaus suchen wir Eigentümer, die uns Wohnraumangebote machen können.“ Aktuell sind rund 177 Flüchtlinge über den freien Wohnungsmarkt auf Voerder Gebiet verteilt, wie Voerdes 1. Beigeordneter Wilfried Limke erklärte. „Wir möchten die Menschen auf dem Wohnungsmarkt integrieren und nicht in die Peripherie abschieben“, so Limke. Und so hat die neu einberufene „Task Force Asyl“ zuletzt eine Reihe Beschlüsse erarbeitet. Demnach wird die Unterkunft an der Barbarastraße mit ihren 108 Plätzen bis zunächst Ende Juni 2016 weiter genutzt. Das Bürgerhaus Möllen bleibt weiterhin Notreserve-Unterkunft. Das Hotel am Nordturm ist von der Stadt gekauft worden und bietet rund 50 geflohenen Menschen in Zukunft eine Unterkunft. Darüber hinaus will Voerde, so weit das möglich ist, auch auf städtischen Grundstücken Wohnraum errichten.
Auf Initiative der Kommune in Kooperation mit einem privaten Investor wird in den Räumen des ehemaligen Praktiker-Baumarkts im Gewerbegebiet Grenzstraße eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes NRW eröffnet. Bereits Ende des Monats sollen die ersten Flüchtlinge aufgenommen werden. Rund 2300 Quadratmeter Platz bietet die große Halle, in der maximal 300 Flüchtlinge untergebracht werden sollen. In den Gewächshäusern werden die Sanitäranlagen eingerichtet. Finanzielle Belastungen wird es für Voerde nicht geben. Betrieben wird die Notunterkunft von der Caritas. Angelegt ist das Ganze auf ein Jahr. Die Kosten werden zu 100 Prozent vom Land getragen. Voerde verschafft die Unterkunft etwas Luft bei den Pflichtzuweisungen. Denn durch die Eröffnung der Einrichtung wird Voerde entlastet und muss erstmal 390 Flüchtlinge weniger unterbringen. Ein wenig Zeit durch zu atmen. Mehr aber auch nicht...