Studentin schreibt Studienarbeit über Stoffe mit Nachhaltigkeitssiegel „Grüne“ Stoffe in Türkis und bunten Mustern

Wickrath · Die Bekleidungsindustrie ist weltweit mit zehn Prozent an den CO2-Emissionen beteiligt. Höchste Zeit, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit in dem Sektor zu beschäftigen, sagt Vanessa Helmer, Studentin an der Hochschule Niederrhein. Sie hat das Sortiment eines Mönchengladbacher Stoffhandels um Stoffe mit Umwelt-Siegel erweitert und eine Studienarbeit über das Thema geschrieben.

Wer glaubt, dass „Öko“-Stoffe immer nur in Erdfarben, wie Braun, Beige und Olive zu haben sind, der irrt: „Wir haben zertifizierte Stoffe in vielen bunten Farben und Mustern“, sagt Studentin Vanessa Helmer, die im Outlet für Stoffe und Styling in Wickrath jobbt und dort die Erlaubnis bekam, das Sortiment im Rahmen einer Studienarbeit um nachhaltige Ware zu erweitern.

Foto: RBAV/Ulrike Mooz

Metallstreben bilden ein großes Quadrat in der Halle des Outlets für Stoffe und Styling zwischen Hunderten von Stoffballen. Auf hölzernen Schildern steht in großen Buchstaben „RECYCLED“. Darunter stapeln sich knapp 100 ganz spezielle Stoffballen in bunten Farben und Mustern: gestrickte und gewebte Stoffe, Sweatstoff- und Bündchenware aus recycelten Rohstoffen fair gehandelt und mit Umweltzertifikat. „Dieses ist mein Lieblingsprodukt“, sagt Vanessa Helmer und zeigt Leder – oder ist es Kunstleder? – das aus einem Mix recycelter Lederreste und Polyurethan besteht, sich täuschend echt nach Leder anfühlt und auch so aussieht – sogar auf der Rückseite.

Vanessa Helmer studiert an der Hochschule Niederrhein Textiltechnologie und jobbt nebenbei beim Outlet für Stoffe und Styling im Gewerbegebiet Wickrath. „Rund 64 Prozent des globalen Fasermarktes, Tendenz steigend, besteht aus billigem synthetischem Rohstoff. In Deutschland schätzt man, dass jährlich 40 bis 800 Tonnen Mikropartikel Synthetik allein durch Kleidung in die Umwelt gelangen. Durch das Färben und chemische Behandlungen von Textilien werden Abwässer belastet“, hat sie recherchiert. Bei ihrem Arbeitgeber Hubert Schuster, Inhaber der HS-Stoff GmbH & Co. KG und Betreiber des Outlets für Stoffe, hat sie offene Türen eingerannt, mit dem Vorschlag, das Sortiment um nachhaltige Stoffe zu erweitern. Das Vorhaben hat sie auch gleich zum Thema ihrer Semesterarbeit mit dem wissenschaftlichen Titel „Zukunftsorientiertes Category Management im Einzelhandel für Textilien am Beispiel der HS-Stoff GmbH & Co. KG“ gemacht.

Zwar werde an der Hochschule Niederrhein wie auch an anderen Unis viel zu neuartigen nachhaltigen Fasern, Recycling und Upcycling geforscht, insgesamt stecke das Thema nachhaltige Stoffe in Deutschland aber noch in den Kinderschuhen, sagt Vanessa Helmer. Im Nachbarland, den Niederlanden, dagegen wurde sie, quasi um die Ecke, direkt fündig. Dort hat die Studentin ein großes Angebot an nachhaltigen Stoffen samt entsprechendem Zertifikat aufgetrieben.

Keine andere Generation sei derart mit dem Klimawandel konfrontiert worden, wie ihre, die „Generation Z“ der zwischen 1997 und 2012 Geborenen. „Die Menschen aus meiner Generation sind sehr daran interessiert, nachhaltig zu leben und zu arbeiten“, sagt Vanessa Helmer. Kleidung, und somit auch Stoffe, sei da natürlich ein Thema. „Ich wollte selber für mich wissen, was der Handel zum Thema Zukunft tut“, sagt die Studentin im vierten Semester. Es müssten dringend die Richtlinien so geändert werden, dass Stoffe mit Umweltzertifikat Standard werden. In Frankreich sei das bereits passiert, in Deutschland leider noch nicht. Fünf bis zehn Prozent seien die Preise für Stoffe aus recycelter Biobaumwolle, PET-Flaschen und Co. derzeit teurer. „Machbar“ findet Vanessa Helmer. Sie freut sich, wenn sich auch junge Textildesigner für die von ihr entdeckten Stoffe interessieren. Für später könnte sie sich vorstellen, Firmen bei der Umstellung auf zukunftsorientierte Ware als eine Art Nachhaltigkeitsberaterin professionell zu unterstützen.

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