Vorträge und Diskussion im IHK-Regionalforum Wie sicher ist’s in der Innenstadt von MG + RY?

Mönchengladbach · Die Sicherheitslage in den Innenstädten ist bundesweit Thema. Auch in Mönchengladbach wächst der Handlungsdruck. Die IHK hat am Mittwoch zu einem Regionalforum ins Gladbacher Polizeipräsidium eingeladen. In kurzen Vorträgen haben Polizei, Stadt und Rheydter City Management die faktische Lage eingeschätzt und Maßnahmen erläutert – aber auch Erfahrungen und das subjektive (Un-)Sicherheitsgefühl geschildert. Spätestens beim Vertiefen in „Arbeitsgruppen“ ist klar geworden: Es muss mehr Licht und Leben in die Innenstädte!

Beim Regionalforum zum Thema Sicherheit (v.l.): Jesko Timmers, Polizeihauptkommissar in Düsseldorf, Martin Meinhardt, Leiter Ordnungsamt Stadt MG, Guido Henn, Direktionsleiter Kriminalität der Polizei MG, OB Felix Heinrichs, Tobias Schmitz und Roland Beeten vom Rheydter City Management e.V., Polizeidirektorin Rebekka Hayek, Heinz Schmidt, IHK-Ehrenpräsident und Sprecher des Regionalforums, Daniela Perner, IHK-Geschäftsführerin Berufliche Bildung und Handel, Moderator Axel Tillmanns.

Foto: Markus Rick

Knapp 100 interessierte Gladbacher sind gekommen, von der IHK, aus dem Handel, aus der Politik. Weil das Thema, wie IHK-Ehrenpräsident Heinz Schmidt gleich zu Anfang betont, jede Bürgerin und jeden Bürger betrifft. „Nach 20 Uhr durch Rheydt gehen“, so der Sprecher des Regionalforums, das könne man keiner Frau und keinem älteren Menschen raten. Zum Glück habe sich schon viel getan, aber eben noch nicht genug. Das sieht Oberbürgermeister Felix Heinrichs ähnlich. Er berichtet von den zweimal jährlich stattfindenden Sicherheitskonferenzen, an der auch Staatsanwaltschaft und Gericht beteiligt seien und die unter anderem eine zeitnahe Inhaftierung von mehreren jugendlichen Intensivtätern erreicht hätten. Aber er sagt auch: „Ich fühle mich nicht sicher, wenn ich nur von Polizei umgeben bin, und auch nicht in einer dunklen Straße, wo viele Überwachungskameras sind, sondern wenn ich unter Menschen bin!“ Eine entsprechende Stadtentwicklungsstrategie sei also ganz wichtig. Die Verlegung der Stadtteilbibliothek Rheydt ins Erdgeschoss des ehemaligen Karstadt-Gebäudes etwa führe genau dazu, dass sich mehr Menschen vor Ort aufhielten, auch am Wochenende. Der Kernpunkt sei: „Wie schaffen wir lebendige Innenstädte?“ Denn da kämen die wenigen Menschen aus „Problemgruppen“ – und das seien gerade mal etwa 30 bis 35 – gar nicht hin.

Guido Henn, Direktionsleiter Direktion Kriminalität der Polizei Mönchengladbach, gibt einen Überblick über die Entwicklung der Kriminalitätszahlen. Die zeigen zum einen, dass es sich bei dem Großteil an Fällen im Bereich Straßenkriminalität „nur“ um Eigentumsdelikte handle. Zum anderen belegen sie (wenig überraschend), dass in den östlichen und westlichen Bezirken von Mönchengladbach deutlich weniger passiert als in Nord inklusive MG-Hautbahnhof und Süd inklusive Rheydt-Innenstadt. Polizeidirektorin Rebekka Hayek, verantwortlich für das behördenstrategische Ziel, führt an der Stelle das im vergangenen Jahr noch einmal auf ein höheres Level gebrachte BAB-Konzept der Polizei Mönchengladbach als eine erfolgreiche Maßnahme an, Kriminalität in Brennpunkten, Angsträumen und Beschwerdestellen zu bekämpfen – durch Präsenz, Kontrollen, Inhaftierungen, wo nötig. Einmal monatlich treffe sich die Polizei mit Netzwerkpartnern, darunter die Bundespolizei und der Kommunale Ordnungs- und Servicedienst (KOS), und bespreche alles, was in den Bereich Sicherheit falle, also auch zum Beispiel die (fehlende) Beleuchtung in Angsträumen.

Martin Meinhardt, Leiter des Gladbacher Ordnungsamts, hebt hervor, dass sich 50 Prozent der KOS-Einsätze auf die gerade mal 5 1/2 Quadratkilometer Innenstadt (Hbf MG und City RY) konzentrierten. Etwa 500 Einsätze seien das im Bereich Alkoholismus/Drogensucht/Obdachlosigkeit. Doch die Tendenz sei deutlich steigend. Und da das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen nicht messbar sei, setze das Ordnungsamt genau da an – mit vielen direkten Bürgerkontakten und Präsenz des inzwischen 30-köpfigen Teams. „Wir decken jetzt sechs Tage die Woche ab und werden öfter auch an Sonntagen unterwegs sein.“

Wie dringend nötig der Austausch und die Zusammenarbeit mit den Bürgern und besonders auch mit den Händlern vor Ort ist, zeigen die sehr plastischen Schilderungen von Roland Beeten. Er betreibt nicht nur ein Geschäft in der Rheydter Innenstadt, sondern wohnt auch direkt darüber. „Wenn einer Rheydt kennt, dann er“, sagt sein Rheydter-City Management-Kollege Tobias Schmitz. Beeten macht einen Rundumschlag von der Tellmann-Drogenszene 2023 über einen in Haus- und Ladeneingängen übernachtenden und kotenden Obdachlosen mit Spitznamen Läuse-Felix bis hin zur Abstiegsspirale, in die vor Ort anwesende Randgruppen die eigentlich attraktive Außengastronomie, etwa am Marktplatz, ziehen. Dass Felix Heinrichs den Tellmannplatz zur Chefsache gemacht habe, habe Wirkung gezeigt, ebenso wie Einsätze von KOS und Polizei. „Es ist schon was passiert“, so sein Fazit. „Aber die Rheydter Innenstadt hat gelitten!“

Anregungen, was noch passieren kann, damit die Menschen sich in den Innenstädten wieder wohl fühlen, gibt schließlich Jesko Timmers, Polizeihauptkommissar in Düsseldorf, der das Altstadt-Sicherheitsprojekt SIDI vorstellt. Dazu gehören Kontrollen – „Ein Schild allein hält kein Messer fern“ – ebenso wie bauliche und verkehrliche Maßnahmen wie die bei Bedarf bis auf Flutlichtstärke aufdrehbaren Kugelleuchten am Rheinufer. Ganz wichtig in Timmers‘ Augen auch: „Wo Menschen sich treffen, entsteht Reibung. Das kann zur Eskalation führen, aber es kann auch Wärme entstehen...“

Es scheint darum zu gehen, eine Art Teufelskreis zu durchbrechen: Denn, wie Jochen Klenner, MdB, in einer anschließenden „Arbeitsgruppe“ resümiert, „ohne Sicherheit ist Belebung schwierig“. Und andererseits: Ohne Belebung, ohne Licht, ohne viele Menschen bleiben Räume unsicher, und sei es nur vom Gefühl her. Dr. Burkhard Schrammen bedauert: „Auf Veranstaltungen trifft man immer so tolle Menschen und dann fragt man sich, warum sieht man die nur zweimal im Jahr?“ Der Architekt schlägt vor, Geld aus Förderprogrammen gezielt in Maßnahmen zu investieren: in Beleuchtungssysteme, Veranstaltungen... „Man könnte viel erreichen!“

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