Frau Materne, in wie vielen Schulen gibt es inzwischen brotZeit?
Barbara Materne: Aktuell kooperieren wir mit 480 Grund- und Förderschulen in Deutschland und versorgen täglich 20 000 Kinder mit einem kostenlosen Frühstück vor Unterrichtsbeginn, damit sie das bekommen, was ihnen zusteht: Satt zu sein, konzentrierter lernen zu können und ausgeglichener direkt in ihre erste Schulstunde zu starten.
Kinder, die ohne Frühstück zur Schule gehen, hat es früher auch gegeben – hat die Zahl zugenommen?
Fest steht: Jedes fünfte Kind geht ohne Frühstück zur Schule. Die Kinderhilfsorganisation Unicef hat festgestellt, dass Deutschland sich beim Wohlbefinden von Kindern im internationalen Vergleich deutlich verschlechtert hat und empfiehlt als Maßnahme ausdrücklich, Kindern eine gesunde Schulmahlzeit pro Tag zu ermöglichen und benachteiligte Kinder zu unterstützen.
Letztes Jahr haben Sie Ehrenamtliche für die ersten drei brotZeit-Schulen in Mönchengladbach gesucht – wie klappt es dort mit der brotZeit und den Helfern?
Das brotZeit-Frühstück ist an allen drei Schulen ein fester Bestandteil geworden. Von den 21 Ehrenamtlichen, die damals an den Schulen gestartet sind, unterstützen uns 19 bis heute. Von den Kindern kommt ganz viel Dankbarkeit und Wertschätzung zurück. Das reicht von „Bei euch ist es immer so so lecker“ über handgeschriebene Dankesbriefe bis hin zu spontanen Geburtstagsständchen. Vielen Helfern gefällt die Aufgabe auch deswegen gut, weil sie zeitlich überschaubar und gut planbar ist. Um 9 Uhr ist man meistens mit allem fertig und hat schon etwas richtig Gutes bewirkt.
Demnächst sollen die Astrid-Lindgren-Grundschule, die Grundschule Im Burgbongert, die Grundschule Zeppelinstraße und voraussichtlich die Anton-Heinen-Grundschule mit der brotZeit starten – warum diese vier?
Die Schulen sind aufgrund ihres Sozialindex förderberechtigt, sie haben die räumlichen Kapazitäten, um das tägliche Frühstück anzubieten und sie haben sich für die Aufnahme in das Projekt beworben, weil sie der festen Überzeugung sind, dass ihre Schüler von diesem Angebot profitieren werden. Sobald eine Schule in das Programm aufgenommen wurde, ist das Frühstücksangebot ohne Wenn und Aber für alle Kinder offen.
Wann soll es losgehen?
Die Astrid-Lindgren-Grundschule startet noch Ende Juni vor den Sommerferien, die Grundschule Im Burgbongert und die Grundschule Zeppelinstraße nach den Ferien im September. Vor oder nach den Herbstferien kann dann hoffentlich auch die Anton-Heinen-Grundschule mit dem Frühstück loslegen.
Sie suchen noch Helfer, die den Kindern das Frühstück machen – für wen ist dieses Ehrenamt etwas, was wird erwartet?
Wir suchen Menschen 55+, die gerne früh in den Tag starten, einen guten Draht zu Kindern haben und auf der Suche nach einer sinnstiftenden, bereichernden und lebhaften Aufgabe sind. Damit wir gut planen können, übernehmen die Ehrenamtlichen einen oder zwei feste Tage, an denen sie immer zu zweit im Einsatz sind, meistens von etwa 7 bis 9 Uhr.
Kritische Stimmen sagen: Warum nimmt man den Eltern das Frühstückmachen für ihre Kinder ab? Sollte man die Eltern nicht lieber in ihrer Verantwortung fordern?
Dass Kinder ohne Frühstück aus dem Haus gehen, kann ja ganz unterschiedliche Gründe haben: es fehlt massiv an finanziellen Mitteln, die Eltern arbeiten im Schichtdienst oder Alleinerziehende schultern eine hohe Doppelbelastung. brotZeit schaut aber nicht auf die Ursachen. Unser Ansatz besteht darin, die Kinder mit einem guten, ausgewogenen Frühstück zu versorgen – pragmatisch, unkompliziert und zuverlässig.