Zu Besuch bei Restauratorin Christine Adolphs Ein Job aus Liebe zur Kunst

Mönchengladbach · Der Erhalt von Kunstwerken ist so facettenreich wie die Kunstgenres selbst. Eine, die sich damit richtig gut auskennt, ist Christine Adolphs. Sie kümmert sich um die Konservierung und Restaurierung der Kunstobjekte im Städtischen Museum Abteiberg und im Museum Schloss Rheydt.

Restauratorin Christine Adolphs kümmert sich um die Kunstobjekte und Leihgaben im Museum Abteiberg und im Museum Schloss Rheydt.

Foto: Andreas Baum

Ihre Werkstatt hat die 54-Jährige seit 23 Jahren im Museum Abteiberg, wo sie sich um den Erhalt der Kunstobjekte für die Nachwelt kümmert. Breiten Raum nimmt dabei die präventive Arbeit, also die Konservierung ein. Darunter fallen alle Maßnahmen, die an einem Objekt oder in seinem direkten Umfeld vorgenommen werden, damit es keinen (weiteren) Schaden nimmt, zum Beispiel die Optimierung von klimatischen Bedingungen wie Luftfeuchtigkeit, Raumtemperatur oder (Sonnen-)Lichteinfall, aber auch das Schädlingsmonitoring, denn Silberfische, Brotkäfer, Fliegen, Motten und Co. können immense Schäden anrichten, haben sie ein Kunstobjekt erst einmal befallen.

Als Restauratorin ist Christine Adolphs auch für die Leihgaben an das Museum zuständig. Und die können es ganz schön in sich haben, wie die Styropor-Box mit dem übelriechenden, braun-grünlichen Inhalt erahnen lässt. Die Objekte waren ursprünglich Kunst aus Marzipan, mittlerweile ist ihr Verfall aber so weit fortgeschritten, dass auch die Restauratorin nichts mehr ausrichten kann. „Viele der zeitgenössischen Künstler machen sich keine Gedanken um die Vergänglichkeit ihrer Objekte“, bedauert die 54-Jährige. Dabei hat Christine Adolphs durchaus schon so manches mal erfolgreich in die „Trickkiste“ gegriffen, etwa um einen Lolli aus den 50er Jahren originalgetreu aus Kunstharz „nachzubauen“, denn das ursprüngliche Exponat ist natürlich längst nicht mehr auf dem Markt erhältlich. Kreativität ist eine Grundvoraussetzung für den Job, gepaart mit jahrelanger praktischer Erfahrung und einem guten Netzwerk von Kolleginnen und Kollegen.

Beim Restaurieren ist Christine Adolphs unmittelbar am Objekt tätig, etwa wenn es beschädigt oder verschmutzt ist. Ein Fall, der ihr sicherlich noch lange im Gedächtnis bleiben wird, ist das „Schießbild“ von Niki de Saint Phalle, das im Museum Abteiberg von der Wand gefallen und in viele kleine Einzelteile zerbrochen war. Um zu erahnen, was das für eine Katastrophe bedeutet, muss man wissen, wie komplex so ein „Schießbild“ aufgebaut ist. Bei den „Tirs“ (frz.) handelt es sich um auf Holz montierte Objekte, die Niki de Saint Phalle mit einer weißen Gipsschicht überzogen hat. Unter die Objekte mischte sie Beutel, gefüllt mit flüssiger Farbe, und diverse Alltagsgegenstände. Diese nach außen hin weißen Werke traktierte die Künstlern mit Schusswaffen. Die versteckten Farbbeutel explodierten und die Farbe spritzte bzw. tropfte aus den Einschusslöchern und rann über die Werke. „Die Restaurierungsarbeiten haben rund zwei Jahre gedauert. Allein den passenden Gips und die richtigen Farben zu finden, war eine unglaublich schwierige Aufgabe“, erinnert sich Christine Adolphs. Mit Unterstützung eines Bonner Restaurierungsateliers konnte das Schießbild aber schlussendlich wieder hergestellt werden.

Aktuell widmet sich Christine Adolphs den „Pointes et Courbes“ von Alexander Calder. Wind und Wetter hinterlassen regelmäßig ihre Spuren an der Skulptur, auch die vom Künstler gewünschte mattschwarze Farbe leidet unter den klimatischen Außenbedingungen. „Gemeinsam mit einem Unternehmen aus der Luftfahrttechnik versuchen wir gerade, ein Farbsystem zu entwickeln, das die Korrosion stoppt und die Farbe mindestens für zehn Jahre erhält“, erklärt Christine Adolphs. Eine spannende Aufgabe.