Amphibien sind Wirbeltiere, die an Land leben, sich aber nur in Gewässern fortpflanzen können, sei es ein Gartenteich oder ein See. Deshalb wandern die Amphibien jedes Jahr ungefähr ab Februar von ihrem Landlebensraum zu den umliegenden Gewässern und nach dem Ablaichen wieder zurück. Allerdings ziehen die verschiedenen Arten über Monate zeitversetzt zu den Laichgewässern und zurück: Frühlaicher sind Erdkröte, Teichmolch und Grasfrosch, Spätlaicher sind Bergmolch, der Kleine Wasserfrosch, Seefrosch und der Teichfrosch. Die Amphibienwanderung ist also nicht nach ein paar Wochen im Frühjahr vorbei, sondern dauert von circa Februar bis Oktober.
Bei ihrer Wanderung zum Gewässer und bei der Rückwanderung werden unzählige Amphibien auf Straßen und Feldwegen getötet oder schwer verletzt. Um den völlig schutzlosen Tieren zu helfen, ist der Meerbuscher Aktionskreis für Tierrechte und Naturschutz seit Ende Februar wieder auf der zwei Kilometer langen Strecke Am Berg/Broicherseite zwischen Meerbusch-Osterath und Kaarst im Einsatz. Dort wandern die Amphibien vom Meerbuscher Waldgebiet zu den gegenüberliegenden fünf Seen. Auch der 500 Meter lange Mankartzweg, der von der Broicherseite abzweigt, und ein Teil der Landstraße L30 zwischen Kaarster Kreuz und Meerbusch-Büderich gehören zum Einsatzgebiet. „Der Mankartzweg ist ein Tummelplatz für Amphibien und die Kinderstube für den Nachwuchs von Kröten, Molchen und Fröschen, weil er genau zwischen zwei Seen liegt und eine der Hauptwanderrouten für Amphibien aus dem Wald ist. Am Mankartzweg und auf der Strecke Am Berg/Broicherseite kommen abends oft Jogger, Radfahrer oder Spaziergänger mit Hunden vorbei, so dass die am Boden sitzenden oder wandernden Amphibien schwer verletzt oder totgetreten beziehungsweise überfahren werden. Und an der L30 wird wegen des starken Verkehrs in den Abendstunden bis ungefähr 22.30 jede Amphibie überfahren, die versucht, die zwei Fahrbahnen zu überqueren“, sagt Elke Mertens vom Aktionskreis.
Im Meerbuscher Wald lebt eine der größten Erdkrötenpopulationen in NRW. Das stellte sich heraus, als der Meerbuscher Aktionskreis, der 2018 mit dem Amphibienschutz begann, im Jahr 2021 einem Amphibienexperten des LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt, Verbraucherschutz) die Zahlen der Straßensammlungen von 2019 und 2020 vorlegte, darunter 7 062 Erdkröten (2019) und 7 510 Erdkröten (2020) bei der Hinwanderung zu den fünf Seen.
Zu Fuß und per Fahrrad rettet der Aktionskreis die Amphibien direkt von der Straße. Zwar wurden 2020 auf der Kaarster Broicherseite Amphibienschutzzäune aufgestellt, diese decken aber nicht die gesamte Länge ab. Eine ständige Gefahr für nachtaktive Amphibien, tagaktive Reptilien wie die Zauneidechse und auch für Fußgänger und Radfahrer bleibt weiterhin die Missachtung des bereits 1991 in Meerbusch beschlossenen Durchfahrtsverbots zwischen Meerbusch-Osterath (Am Berg) und Kaarst (Broicherseite).
Alle Amphibien und Reptilien sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt, manche sogar streng geschützt. Die Amphibienbestände sind dennoch seit Jahren rückläufig. Die Ursachen sind vielfältig: Verlust des Landlebensraums durch Baumaßnahmen, Verschwinden von Nahrungsinsekten durch Gifte in der intensiven Landwirtschaft, Austrocknen von Gewässern in den Hitzerekord-Sommern durch die Klimaerwärmung, wodurch auch die Tiere selbst vertrocknen können, insbesondere der winzige Nachwuchs. Im Sinne des Tierschutzes und des Artenschutzes begleitet der Meerbuscher Aktionskreis deshalb auch die Rückwanderung und im Sommer den gefährlichen Marsch des Amphibiennachwuchses vom Gewässer zum Landlebensraum.
Zum Amphibienschutz kann übrigens jeder beitragen: Abends beim Spaziergang eine helle Taschenlampe auf den Boden richten, Mähroboter nur tagsüber laufen lassen, Kellerschächte abdecken und sich beim Autofahren bewusst machen, dass ab Frühjahr Amphibien und auch Igel abends und nachts die Straßen überqueren, deren Leben durch umsichtiges Fahrverhalten gerettet werden kann.