Diskussionsveranstaltung der SPD Den Kollaps verhindern

Lank-Latum · Kürzlich lud Jochen Ott zum Kneipentalk der SPD NRW-Landtagsfraktion nach Meerbusch ein. Als Vorsitzender der SPD Fraktion und Bildungsexperte im Land brachte er das Thema „Wie können wir den Kollaps in der Kinderbetreuung in Kitas und Schulen verhindern?“ mit.

Nicole Niederdellmann-Siemes (l.) und Chantal Messing von der SPD Meerbusch begrüßten den Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Jochen Ott, in Lank.

Nicole Niederdellmann-Siemes (l.) und Chantal Messing von der SPD Meerbusch begrüßten den Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Jochen Ott, in Lank.

Foto: Jobst Buba

Tausende Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher fehlen in NRW. Gleichzeitig stelle man abnehmende Kompetenzen und Bildungsreife bei den Kindern fest. Ein Zustand, der Ott schlechter schlafen ließe, aber gleichzeitig auch antreibe, politisch gegenzusteuern. Die Zukunft könne gut werden, davon sei er überzeugt. Kinder hätten höchste Priorität.

Fest steht: Der Bedarf an Kita- und OGS-Plätzen steigt. Deshalb werden auch in Meerbusch derzeit Schulgebäude umgebaut oder erweitert. Überall im Land fehlen Kindergärten, Nachwuchs- und Fachkräfte. Regelmäßig mangelt es am Geld.

Wie kann man die „Kitastrophe“ abwenden? Wie lässt sich ein Kollaps bei der Kinderbetreuung verhindern? Wie geht es den Beschäftigten in der Tagespflege, in der Kita und in der Schule? Wie geht es den Eltern? Was kann die Landespolitik leisten? Was muss – aus Sicht der SPD – geschehen? Und warum sieht Jochen Ott, Oppositionsführer im Landtag, die Zukunft trotz aller Herausforderungen „pink“ und optimistisch? Darüber tauschte Jochen Ott sich mit den Gästen aus.

Beschäftigte aus der Tagespflege, aus Kindergärten und Schule fanden sich im Haus Baumeister Lank ein. Sie schilderten ihre Herausforderungen und äußersten ihre politischen Forderungen. Engagierte Meerbuscher, die zum Beispiel in Vereinen oder Elterninitiativen aktiv sind, berufstätige Eltern und Alleinerziehende schlossen sich der Diskussion an und teilten ihre Wünsche und Lösungsansätze mit. Nicole Niederdellmann-Siemes, Vorsitzende der SPD-Fraktion Meerbusch, dazu: „Die Veranstaltung war vor allem deshalb gelungen, weil die verschiedenen Sichtweisen offen eingebracht wurden.“ Ott bewertete die Perspektiven nicht, er hörte zu. Man redete miteinander. „Oftmals sind Familien heute durch die vielen Krisen belastet. Dies führe auch dazu,“ so Niederdellmann-Siemes im Rückblick, „dass sich manche Familien in ihr Schneckenhaus zurückziehen und dort das Gefühl haben in einem Hamsterrad immer schneller laufen zu müssen.“

Ott machte an anderer Stelle deutlich, dass Lehrkräfte in Grundschulen oft Kinder zu beschulen hätten, die noch nicht ausreichend auf den Schulstart vorbereitet seien. Sowohl für die Kinder als auch für die Lehrkräfte wäre das eine Startschwierigkeit, die man mit einem „Chancenjahr“, wie es die SPD fordert, in der Kita besser beantworten könnte. Gleich wiesen die Vertreterinnen aus den Kitas darauf hin, dass der Bürokratieaufwand in Kindergärten immer größer werde und die eigentliche Aufgabe, nämlich mit den Kindern zu arbeiten, dabei in Gefahr gerate, auf der Strecke zu bleiben. Dass man da was machen müsse, das sei klar, so Ott. Ziel müsste es sein, dass sich die Beschäftigten in den Kindergärten wieder mehr mit ihrer originären Aufgabe, der pädagogischen Arbeit, befassen können. Es bräuchte dazu mehr Vertrauen, mehr Selbstbestimmung, quasi einen „New Deal“, so Ott und er erklärte weiter, dass die von seiner SPD-Landtagsfraktion auf den Weg gebrachte „Enquete-Kommission“, die aus Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft bestünde, derzeit Vorschläge entwickle, wie sich die Strukturen im Bildungssystem insgesamt verbessern lassen. Neben langfristigen Reformen, bräuchte es aber schon jetzt kurzfristige Maßnahmen, die helfen. Hierzu machte Ott einige Vorschläge.

„Das war ein Abend ganz nach unserem Geschmack. Die Gäste diskutierten – auch kontrovers – miteinander“, so Chantal Messing, Parteivorsitzende der SPD Meerbusch, die den Abend moderierte. „Es wurde wieder mal klar, dass alle ihr Bestes in ihren Bereichen geben, aber eine Mehrfachbelastung an vielen Stellen und aus verschiedenen Gründen festzustellen ist. Deshalb war es interessant zu erfahren, welche Lösungsansätze die SPD, gerade auch in Bezug auf Nachwuchsgewinnung und das Halten von Fachkräften – und das mit den unterschiedlichen Gegebenheiten im ganzen Land im Blick – verfolgt. Im Ergebnis waren sich alle einig: Es braucht Entlastung beziehungsweise Unterstützung. Kitas und Schulen müssen gestärkt werden, es braucht mehr Geld, mehr Personal. Familien müssen entlastet werden. Und natürlich ist es unser aller Aufgabe, uns verstärkt der Integration und Inklusion zu widmen, damit Chancengleichheit eben keine Worthülse bleibt.“