Der November ist bekanntlich ein grauer Monat, er enthält mehrere Trauer- und Gedenktage, außerdem bildet er das Ende des Kirchenjahres (dessen Beginn ist am 1. Advent). Die Künstlerin Susanne Altweger setzt mit ihrem Ausstellungstitel deutlich einen Kontrapunkt: „Sunpainted“, von der Sonne gemalt.
Aber es gibt noch völlig andere Details zu entdecken. So erläutert die Künstlerin: „,Sunpainted‘ habe ich eine Serie von Fotografien genannt, die 2021 in Lucinasco, einem kleinen Ort in den ligurischen Hügeln entstanden. Dort gibt es eine bezaubernde romanisch-gotische Kirche inmitten von Trauerweiden an einem kleinen See. Ein magischer Ort, der zum Verweilen und Meditieren einlädt. Unweit der Kirche sind Plakate angebracht, die Touristen über die Kirche informieren. Sie waren über Jahre der intensiven Sonne des Mittelmeeres ausgesetzt und sind vollkommen verblichen. Die Sonne hat die Plakate ‚neu gemalt‘, in den Farben rosa und lila, mit Krakelee an den Klebestellen. Diese Bilder sind von eigentümlicher Schönheit. Ich musste sie festhalten.“
Als Marlies Blauth, die Kuratorin der „Kunst in der Apsis“, die Fotoserie sah, war ihr sofort klar: Sie passt, mit ihrer besonderen Ästhetik und Ambivalenz, in die Novemberzeit. Das Licht, nach dem wir uns im Novembergrau sehnen, ist einerseits lebenswichtig – für den Menschen und überhaupt für die allermeisten Lebewesen und selbstverständlich auch essenziell für die Licht-Kunst, die Fotografie. Aber das Licht lässt eben auch Farben ausbleichen, verändert Material, mahnt an Vergänglichkeit, indem sie sie „ins Licht setzt“.
Die Künstlerin sagt: „Wir steuern auf die Wintersonnenwende zu, und danach gewinnt die Sonne wieder an Kraft. Sie kann lebensspendend, aber auch unbarmherzig, zerstörerisch sein. Alte Religionen haben ihr eine große Bedeutung zugemessen, sie erkannten, wie abhängig wir Menschen von ihr sind.“
Dr. Susanne Altweger mit ihrer äußerst vielgestaltigen Biografie wird vielen bekannt sein. In Graz (Österreich) geboren und dort aufgewachsen studierte sie Schauspiel am Max Reinhardt-Seminar in Wien; in Wien und Innsbruck studierte sie außerdem Kunstgeschichte und Psychologie. Es folgte die Promotion (Dr. phil.). Mithin arbeitete Susanne Altweger als Schauspielerin, Regisseurin, Coach/Trainerin, Publizistin und Fotografin. Als Fotografin porträtierte sie unter anderem Schauspieler für das Deutsche Bühnenjahrbuch (1979-1993) und dokumentierte für das Jahr 2004 die Komödie Düsseldorf; neben der Präsentation ihrer fotografischen Arbeit in einigen Einzelausstellungen war sie an zahlreichen Gruppenausstellungen beteiligt.
„Seit sieben Jahren durchstreife ich Dörfer und Städte, um meine Motive zu finden“, erzählt Susanne Altweger. Und, ganz aktuell: „Betonen möchte ich, dass es bei mir keinen Einsatz von KI gibt, auch keine Nachbearbeitung am PC, bis auf winzige Veränderungen an den Ausschnitten.“