„Meilenstein der Schulpolitik“ Schulbegleiter im Unterricht

Krefeld · Einen „Meilenstein der Schulpolitik“ nennt Stadtdirektor Schön das Krefelder Konzept der „Systemischen Schulbegleitung“. Es wurde von vier Grundschulen erprobt. Nun schließen sich weitere an.

Susanne Schumacher (li.) ist Systemische Schulbegleiterin an der Lindenschule, die Claudia Gehlings (re.) leitet. Das Konzept hat sich hier ebenso wie an den fünf anderen Schulen sehr gut etabliert. Darüber freuen sich auch Fachbereichsleiterin Ellen Schönen und Stadtdirektor Markus Schön.

Foto: Stadt Krefeld

Wenn an der Lindenschule am Gießerpfad der morgendliche Unterricht beginnt, steht die Lehrerin nicht allein vor ihrer Grundschulklasse. Meist ist eine Schulbegleiterin dabei. Diese kümmert sich um ein Kind, das massiv verhaltensauffällig ist; ebenso um ein anderes Kind, das chronisch krank ist; und nicht zuletzt um ein weiteres Kind, das kein Deutsch spricht.

„Wir sind seit 2019 eine Pilotschule für Systemische Schulbegleitung“, erklärt Schulleiterin Claudia Gehlings. Vier Krefelder Grundschulen sind an dem Versuchsprojekt beteiligt. „Das ist ein erfolgreiches Konzept“, blickt Stadtdirektor Markus Schön zufrieden auf die Pilotphase zurück. Deshalb schließen sich nun weitere Grundschulen an. Beteiligt sind damit derzeit: Astrid-Lindgren-Schule, Südschule, Paul-Gerhardt-Schule, Lindenschule, Buchenschule, Mariannenschule. 2026 sollen hinzukommen: Haus der Bildung und Kompass-Schule.

„Systemische Schulbegleitung“ meint, dass der Einsatz von pädagogischen Fachkräften im Unterricht bereits von der Schule - dem „System“ - vorgegeben ist. Es gibt nämlich ein Recht der Eltern auf eine Einzelfallhilfe, wenn bei ihrem Kind eine besondere Bedürftigkeit diagnostiziert worden ist. Durch den Einsatz der generellen Schulbegleiter konnte die Stadt Krefeld bisher 18 Einzelfallhelfer einsparen. 2018 hatte die Stadt dieses Konzept ersonnen.

Die Vorteile der „systemischen Schulbegleitung“ liegen auf der Hand: Die Lehrer können sich auf den Unterricht konzentrieren, ohne durch einzelne Kinder über Gebühr in Anspruch genommen zu werden. Die besonders bedürftigen Kinder wiederum erfahren stetige Zuwendung und Unterstützung. „Ich kann die Kinder, die Unterstützung brauchen, auch mal aus dem Klassenzimmer heraus nehmen und mit ihnen einzeln oder in kleiner Gruppe üben“, berichtet Schulbegleiterin Susanne Schumacher, ausgebildete pädagogische und inklusive Fachkraft. Die Übung kann den Unterrichtsstoff betreffen, aber auch das Verhalten.

Störend wirken die Hilfestellungen nicht. Denn im modernen Unterricht arbeiten die meisten Kinder selbstständig in unterschiedlichem Tempo an verschiedenen Aufgaben.

Susanne Schumacher hat eine Vollzeitstelle. Ihre Anwesenheit ist den Schülern vertraut. So sind persönliche Beziehungen gewachsen. Sie spürt, wenn ein Kind unruhig ist oder eine seelische Belastung mit sich trägt. Ihr Wissen um die Befindlichkeit der Schüler oder ihre Lücken im Unterrichtsstoff hilft ihr zudem bei der Betreuung im offenen Ganztag am Nachmittag: „So kann ich die Kinder bei der Hausaufgabenbetreuung nochmal gezielt fördern“.

Insgesamt 20 Schulbegleiter sind an der Lindenschule derzeit im Einsatz. Manche in Vollzeit, andere stundenweise. Für die Stadt Krefeld, die das Konzept finanziert, ist diese Kollektivbetreuung durchaus wirtschaftlich. Stadtdirektor Markus Schön hat errechnen lassen, dass das Schulamt dadurch jährlich 900.000 Euro einspart gegenüber dem Aufwand, den es bei Einzelfallhelfern aufwenden müsste.

Dennoch: „Das ist ein Kraftakt für uns“, sagt Schön angesichts der Löcher im Haushalt. Doch kommt die Politik der Vorbeugung letztlich der ganzen Gesellschaft zugute. Ellen Schönen, Leiterin des städtischen Fachbereichs Schule, betont: „Das Konzept zahlt sich nach vielen Jahren aus.“ Wenn nämlich aus den Kleinen gesunde und gebildete Große geworden sind.