Zirkus Roncalli vom 31. Mai bis 23. Juni auf dem Sprödentalplatz Bernhard Paul: „Ich freue mich auf Krefeld und bin gespannt auf das Publikum“
Krefeld · Zum ersten Mal in seiner fast 50-jährigen Geschichte gastiert der Circus Roncalli in Krefeld. Vom 31. Mai bis zum 23. Juni 2024 können die Zuschauer im großen Zelt auf dem Sprödentalplatz den besonderen Zauber des weltbekannten Zirkus erleben. Das komplett neue Programm heißt „ARTistART“.
„Krefeld war einfach mal an der Reihe“, antwortet Bernhard Paul schmunzelnd auf die Frage, warum die Seidenstadt zur neuen Tournee-Station auserkoren wurde. Gemeinsam mit seiner ältesten Tochter Vivi stellte sich der Zirkusgründer den Fragen der Medienvertreter, plauderte aus dem „Nähkästchen“ und ließ die vergangenen Jahrzehnte von den Anfängen seiner Zirkusleidenschaft bis zu den jüngsten Entwicklungen und Erfolgen mit zahlreichen Anekdoten Revue passieren.
Eigentlich sei es die Langeweile gewesen, die ihn zum Zirkus gebracht habe, erklärt Paul. Nach mehreren Jahren im Beruf als Artdirector bei der österreichischen Zeitschrift Profil und einer Werbeagentur habe er den Eindruck gehabt: „Das wiederholt sich aber jetzt.“ Der Kauf eines alten Zirkuswagens, der erste von mittlerweile rund 200 Stück, brachte den leidenschaftlichen Sammler schließlich auf die Idee, es selbst einmal mit dem Zirkus zu versuchen: „Ich bin da ganz naiv rangegangen, es war die Verwirklichung eines Kindheitstraums.“ Noch heute muss Bernhard Paul lachen, wenn er an diese Zeit der Improvisation zurückdenkt: „Den Vertrag für die Welturaufführung des Circus Roncalli am 18. Mai 1976 in Bonn hatte ich in der Tasche, Sonderzug, Reisekosten, Müllabfuhr, alles geregelt, aber jetzt hat mir nur noch der Zirkus gefehlt. Den habe ich dann in drei Monaten aus dem Boden gestampft.“ Und natürlich hat der Gründer anfangs fast alles selber gemacht: „Kurz vor der ersten Vorstellung noch schnell das Kassenhäuschen neu angestrichen, so war das damals.“
Ans Aufgeben habe er auch in schwierigen Zeiten nie gedacht, bekennt Bernhard Paul: „Das ging gar nicht, denn wenn Du einmal dabei bist, ist es so, als würdest Du in der Eiger Nordwand hängen - da muss man weitermachen und kann gar nicht ans Aufgeben denken.“ Mit Unterstützung seiner Familie und seiner langjährigen Mitarbeiter – einige sind tatsächlich schon seit mehr als vierzig Jahren dabei – habe es immer wieder geklappt, ins Fahrwasser zurückzufinden: „Wir ziehen alle an einem Strang.“
Als erster Zirkus in Europa verzichtete Roncalli auf Tiershows. Das stieß nicht überall auf Begeisterung: „Wir haben es oft erlebt, dass jemand kam und fragte: ‚Haben Sie Tiernummern?‘, und wenn wir dann verneinten, sind die Leute wieder gegangen.“ Heute sei dies selbstverständlich, „aber dafür war ja geradezu eine Kulturrevolution nötig“. Den großen weltweiten Erfolg von Roncalli, unter anderem bei der Weltausstellung in Sevilla und kürzlich mit gefeierten Shows in New York, die besondere Poesie dieses Zirkus, der mit seiner einzigartigen Atmosphäre nach wie vor die Herzen der kleinen und großen Zuschauer erobert, erklärt Bernhard Paul ganz bescheiden so: „Wir waren schon immer ganz anders. Statt einer Todeskugel haben wir Seifenblasen, und wir probieren immer wieder etwas Neues aus.“ Dass dieses Erfolgsrezept oft kopiert wurde, registriert er mit Gelassenheit: „Es wird ja nur Gutes kopiert, nichts Schlechtes, eigentlich ist das ja wie ein Ritterschlag.“
Zu „ARTistART“, einer kompletten Neuinszenierung, verrät Bernhard Paul nur so viel: „Mit der Show verbeugen wir uns vor den Größen der Kunstwelt. Der Maler Henri de Toulouse-Lautrec und Frida Kahlo gehören zu meinen persönlichen Idolen. Ich freue mich sehr auf die Show und auf Krefeld und bin gespannt auf das Publikum. Ich könnte ja viel erzählen und sagen: Wir haben die besten Artisten der Welt und die lustigsten Clowns, aber das mache ich bewusst nicht. Wenn Sie einen Edgar Wallace-Film schauen, möchten Sie ja auch nicht vorher hören: Der Mörder war der Gärtner. Also – ich sag nichts, schauen Sie selber!“
„Wir freuen uns sehr darüber, dass Roncalli nach Krefeld kommt und fühlen uns geehrt, dass dies sozusagen im Endspurt kurz vor dem 50-jährigen Bestehen des Circus möglich gemacht wurde“, sagt Claire Neidhardt, Leiterin des Stadtmarketings. Sie selbst habe den Zirkus bereits als Kind kennen und lieben gelernt und sei nach wie vor begeistert von den Shows, in denen sich Roncalli „immer wieder neu erfindet“.
Fest steht, dass das Duo Turkeev („Das Supertalent“) an der Show teilnimmt. Auch Lili Paul, die jüngste Tochter des Zirkusgründers und Gewinnerin bei „Let’s Dance“, ist mit dabei. Darüber hinaus gibt es waghalsige und verblüffende Artistik-Nummern, energiegeladenen Breakdance, phantastische Zaubereien und preisgekrönte Clownerie. Die Vorstellungen finden vom 31. Mai bis 23. Juni mittwochs bis samstags um 15 und 19.30 Uhr, sonntags um 11 und 15 Uhr statt. Die Premiere beginnt am Freitag, 31. Mai, um 19.30 Uhr. Weitere Informationen zum Roncalli-Gastspiel in Krefeld unter www.roncalli.de