Doch es gibt Momente, da wünschte ich mir tatsächlich, dass Facebook und Co. offline wären. So wie in der vergangenen Woche. Binnen weniger Tage mussten wir über zwei Tötungsdelikte berichten. Zweimal war ein Messer das Tatwerkzeug, welches völlig sinnfrei ein Leben auslöschte. Zwei schicksalhafte, grausame Taten, die unsere Stadtgesellschaft ins Mark trafen. Die Reaktionen im Netz ließen nicht lange auf sich warten. Dort entwickelte sich eine regelrechte Hetzjagd gegen „die‚ die sich hier an keine Regeln halten“. Fernab jeden Hintergrundwissens, völlig gleichgültig, in welchem Verhältnis Opfer und Täter zueinander standen, wurde diffamiert, spekuliert, pauschalisiert. Während die Untersuchungen der Ermittlungsbehörden erst am Anfang standen, urteilte das Facebooktribunal bereits. Natürlich bekamen auch Justiz und Politik ihr Fett weg. Uns Medien wurde unterstellt, wir würden die Nationalität der Täter bewusst zurückhalten. Deshalb einmal ganz deutlich an dieser Stelle: Wir halten uns an den Pressekodex, der besagt, dass „in der Berichterstattung über Straftaten darauf zu achten ist, dass die Erwähnung der Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu ethnischen, religiösen oder anderen Minderheiten nicht zu einer diskriminierenden Verallgemeinerung individuellen Fehlverhaltens führt.“
Ach, übrigens: Ich muss zugeben, dass mich die zunehmend vergiftete Stimmung im Land, die sich im Netz spiegelt, besorgt. Unsere Gesellschaft droht gespalten zu werden. Hetze und Hass dürfen aber nicht die Antwort auf verabscheuungswürdige Straftaten sein!