Dass Krefeld seine Flusslage über Jahrzehnte ungenutzt ließ, verstört nicht nur viele Bürger. Auch Oberbürgermeister Frank Meyer hadert damit: „Krefeld hat das Potenzial dieses traumhaften Areals links liegen lassen: Nun kommt die Entwicklung mit Wucht“, sagte er am Freitag bei der Vorstellung der Planungen für das Großprojekt „Rheinblick“.
Bereits seit den 1990er-Jahren gibt es Pläne, die Industriebrache am Rheinufer mit einer attraktiven Bebauung umzugestalten. Passiert ist seitdem nichts. Nun aber soll der „große Wurf“ gelingen. Auf dem Gelände südlich des Zollhofs entsteht ein Neubaukomplex mit 43 Wohnungen, zwei Büroeinheiten sowie einer Tiefgarage. Die Bauarbeiten haben im Spätsommer 2024 begonnen. Wer einen Spaziergang über die Uerdinger Rheinpromenade macht, kann die Fortschritte beobachten.
Weiter geplant sind ein vier- bis achtgeschossiges Gebäude, welches parallel zum Rhein entstehen soll, ein zwei- bis viergeschossiges Gebäude, das unterhalb eines neuen Fußweges verlaufen soll sowie ein weiteres L-geschossiges Gebäude oberhalb des Fußwegs. Die Tiefbauarbeiten sind abgeschlossen, die Bodenplatten fertiggestellt, der Hochbau läuft.
Die Baugenehmigung für die drei Wohngebäude, die nördlich des Zollhofs geplant sind, ist erteilt. Die Erdarbeiten laufen aktuell und sollen im Juni abgeschlossen sein. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2027 vorgesehen.
Insgesamt entsteht dort auf Initiative der Projektgesellschaft „Quartier Rheinblick KG“, ein Gemeinschaftsprojekt der First Retail Consult GmbH (Bielefeld) und der Hanseatic Development GmbH (Hildesheim), ein Park mit Büros, Hotel, Geschäften, Gastronomie, rund 130 Wohneinheiten und zentralen öffentlichen Plätzen. Auf dem ehemaligen Howinol-Gelände ganz im Norden des Rheinblick-Areals könnten zwei gläserne Bürotürme mit einer angrenzenden denkmalgeschützten Lagerhalle entstehen. Die ersten Grafiken erinnern an die so genannten „Kranhäuser“ im Kölner Rheinaufhafen. Aufgrund der Nähe zum Chempark ist an dieser Stelle nur Gewerbe zulässig.
„Krefeld liegt am Rhein: Das war vor zehn Jahren vielleicht nicht jedem bewusst, aber dieses Grundgefühl hat sich seither komplett verändert. Mit der ‚Rhine Side‘ haben wir das Areal seit 2017 Stück für Stück für die Öffentlichkeit erobert und belebt – nun wird der Rheinblick zum Quantensprung für das Flussufer und für ganz Uerdingen“, freut sich OB Frank Meyer.
Der „Rheinblick“ wird übrigens von zahlreichen städtischen Maßnahmen im Umfeld begleitet. So sollen die Kronenstraße, die Casinogasse und Teile der Straße Am Rheintor bis 2026 so umgestaltet werden, dass der Verkehr reduziert und die Aufenthaltsqualität erhöht wird. Die „Herbertzhäuser“ werden bereits saniert und zum Quartierszentrum mit Bücherei und kulturell nutzbaren Räumen (VHS, Musikschule) umgebaut: Die Bauarbeiten im Inneren laufen, im August wird die Baustelle mit Kran für die Rückseite eingerichtet. Die Nebengassen werden ebenfalls einheitlich gestaltet, neu beleuchtet und fußgängerfreundlich ausgerichtet. Auch die Alte Krefelder Straße wird ab 2027 zur attraktiven Achse Richtung Rheinufer umgebaut.
Ab 2028 soll dann das das Untere Werft an die Reihe kommen. Der historische Kran soll erhalten werden. Eine attraktive Möblierung und Fußgängerwege sorgen dann für eine hohe Aufenthaltsqualität. Es wird auch die entsprechende Infrastruktur für Veranstaltungen am Flussufer geschaffen.