Pandemie – jeder erinnert sich noch, was das bedeutet: Wenn eine gefährliche, ansteckende Krankheit durchs Land zieht, weiß die Medizin sich oft nicht anders zu helfen, als die Menschen zu isolieren. In der Corona-Zeit war das nicht anders: Kontaktsperren galten sogar in der Familie, Kinder mussten zu Hause bleiben, Büroangestellte machten Home-Office, in Seniorenheimen sah man sich nur durch Glasscheiben, und in den Krankenhäusern starben schwer Erkrankte oftmals allein ohne ihre Angehörigen. ›Mittelalterliche Zustände‹, dachte sich da mancher.
An der Kreuzstraße erinnert das Siechenkreuz unter dem ›Kruse Boom‹ an frühere Pandemien in Willich: Von 1668 bis ins 18. Jahrhundert stand hier ein ›Siechenhaus‹, in dem Aussätzige und Pestkranke isoliert leben mussten. Im Jahr 1731 stiftete Notar Johannes Ackers das Siechenkreuz an der heutigen Kreuzung Heiligenweg/Kreuzstraße. Es trägt die lateinische Inschrift »HAEC CRVX IN DEI ATQVE BEATTAE VIRGINIS HONOREM POSITA A IOANNE ACKERS NOTARIO SYBILLA BORGER CONIUGIBUS«, auf Deutsch: „Dieses Kreuz wurde zu Gottes und der seligen Jungfrau Ehren errichtet von den Eheleuten Notar Johann Ackers und Sybilla Borger“.
Um 1820 herum wurde am Siechenkreuz eine Linde gepflanzt, die im Volksmund den Namen ›Kruse Boom‹ erhielt. Im Februar 1967 fuhr ein LKW das Siechenkreuz um. Der Künstler Heinrich Paepen setzte die Bruchstücke zusammen und restaurierte das Kreuz. Die ursprüngliche Linde musste 2003 wegen Pilzbefalls gefällt werden. Ein Jahr später wurde ein neuer Baum gepflanzt. Kreuz und Baum stehen unter Denkmalschutz.