Die künftige Gedenkstätte möchte didaktisch neue Wege gehen. Denn unter einer zeitgemäßen Gedenkstättenpädagogik versteht man nicht mehr die bloße Übermittlung von Zahlen, Daten und Fakten, die Jugendliche zwar inhaltlich informiert, aber emotional nicht abholt. „Unser Ansatz ist ein Wissenstransfer, der alle Bildungs- und Altersgruppen erreicht. Das erfahrungsbasierte Lernen kann über Zeitzeugengespräche, über Diskussionsrunden und über das Erleben, welche uns neuartige technische Entwicklungen ermöglichen, erfolgen“, erläutert Franciska Lennartz, Projektleitung der Gedenkstätte Viersen.
Das von der Bürgerstiftung der Stadtsparkasse Viersen mit einem erheblichen Beitrag mitfinanzierte Eröffnungsprojekt der künftigen Gedenkstätte befasst sich in Form eines Imagefilmes mit dem jüdischen Leben in Viersen und zeigt die virtuelle Rekonstruktion der zerstörten Synagoge in Viersen-Dülken. Um auch den Bekanntheitsgrad des Projektes regional und überregional zu steigern, wurde der Imagefilm auch als Bewerbung bei den ELNET Awards in Berlin eingereicht. Darüber hinaus wurde auch die Bewerbung zum Wettbewerb „Digitale Orte 2024“ eingereicht.
„Unsere Projektzielsetzung gliedert sich in die Rekonstruktion der Dülkener und Süchtelner Synagogen und einen Gesamtfilm zum Jüdischen Leben in Viersen. Für beide Synagogen wird die Rekonstruktion des Innenraums mit dem Erstellen von Standbildern, ein 2D-Film mit Untertiteln und ein VR-Film erstellt - für Dülken auch die Rekonstruktion des Äußeren der Synagoge und die Umgebungsbauten.“, erklärt Franciska Lennartz. Abschließend solle zusätzlich ein Gesamtfilm über jüdisches Leben in Viersen entwickelt werden.
Das nachhaltige Bildungsprojekt hat sich zum Ziel gesetzt, das Jüdische Leben in Viersen – erstmalig im Rheinland - virtuell erlebbar zu machen. Der Film „Jüdisches Leben – Visionen einer neuen Gedenkstätte im Rheinland“ nutzt die technische Faszination von Virtual Reality und führt gleichzeitig die gestalterische Schönheit der Architektur von Synagogen vor Augen.
Die Idee, Synagogen, die in der NS-Zeit zerstört worden sind, virtuell zu rekonstruieren, entstand bei Dr.-Ing. Marc Grellert (FB Digitales Gestalten, TU Darmstadt). Die jüdische Kultur wird mit einem zusätzlichen Modell der zerstörten Synagoge in Dülken quasi zum Greifen nah. Dieses von einem 3-D-Drucker produzierte Schnitt-Modell (Maße: 347 x 143 x 225 mm), ebenfalls mit Mitteln der Bürgerstiftung der Stadtsparkasse Viersen finanziert, kann ab sofort im Foyer der Sparkasse in Viersen, Hauptstraße 91, besichtigt werden.
Voraussichtlich im kommenden Jahr wird das Modell im Rahmen der Eröffnung der Gedenkstätte aus dem Foyer der Sparkasse in die neue Gedenkstätte umziehen.
Im Rahmen der Veröffentlichung des Buches von Franciska Lennartz „Fremd- und Zwangsarbeit in Viersen von 1939 – 1945“ hat bereits eine intensive Zusammenarbeit mit den weiterführenden Schulen in Viersen und auch vereinzelt im Kreis Viersen stattgefunden. Hieraus resultierend ist nun vorgesehen, den Film den Schulen vorzustellen und die Zusammenarbeit weiter zu intensivieren.
Die Gründung eines Fördervereines für die Gedenkstätte Viersen ist zeitnah angedacht. Desweiteren sind Ausstellungen rund um das Thema NS-Zeit, Zeitzeugengespräche und auch Synagogenführungen für Schulklassen, Lehrkräfte und Verwaltungsmitarbeiter sowie weitere Veranstaltungen geplant.