514 Seiten voller Information über die Walsumer Schachtanlage „Zeche am Strom“ vorgestellt

WALSUM · Seit Mitte der Woche liegt es nun vor, das Buch, das die knapp achtzigjährige Geschichte des Bergwerks Walsums aufarbeitet. Unter dem Titel "Zeche am Strom" haben Christian Böse und Michael Farrenkopf vom Bochumer Bergbaumuseum ein über 500 Seiten starkes Werk zusammengestellt, dass weit mehr ist als nur eine Beschreibung einer Bergwerksgeschichte.

Gruppenbild mit Büchern: Ein Teil der Gruppe, die am Buch „Zeche am Strom“ mitgearbeitet haben, stellte sich im Walsumer Knappenheim dem Fotografen. Unter ihnen ist Hans-Dieter Kollecker (letzter Leiter der Zeche — mit aufgeschlagenem Buch), Christian Böse (mit Buch rechts) und Michael Farrenkopf (mit Buch links) vom Bergbaumuseum Bochum. Mit dabei sind unter anderen auch Bertold Maucher, Markscheider Peter Reinhart und Erich Heinser.

Foto: vowie

Vielmehr zeigt das reich bebilderte Werk geschichtliche, soziale und technische Hintergründe auf, die zum Aufbau und Betrieb der Schachtanlage an den Gestanden des Rheins führten. Dabei starten die Autoren schon lange vor der Planung der Anlage an der heutigen Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße. Die Macher vom Bergbaumuseum verstehen das neue Buch nämlich als ein Stück der Sicherung der bergbautechnischen Vergangenheit in der Region. So wird das Walsumer Buch auch nicht allein bleiben, denn bis zum Ende des Jahres 2018, wenn die Steinkohlenförderung in Deutschland endgültig eingestellt wird, werden im Ruhrgebiet mit den Zechen "Auguste Viktoria" und "Prosper Haniel" weitere zwei Schachtanlagen geschlossen werden müssen. Hier ist man in Gesprächen beziehungsweise bereits in konkreten Arbeitsschritten, um auch hier ähnliche Bücher zu produzieren. Die Kooperation zwischen der Ruhrkohle und dem Bergbaumuseum habe sich bei der Sicherung des geschichtlich-historischen Erbes bewährt, war bei der Pressekonferenz in Walsum zu hören. Ob es ein ähnliches Projekt unter Federführung des Bergbaumuseum auch in Ibbenbüren mit der dritten in Deutschland noch betriebenen Schachtanlage geben wird, ist derzeit noch ungeklärt. Möglicherweise gibt es hier Akteure, die einfach näher am Geschehen sind, wenn es um die Geschichte des Kohlebergbaus im Osnabrücker Revier geht, hieß es weiter.

Tagesanlagen der Schachtanlage Walsum im Juli 1928.

Foto: Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok), Bochum

Die interessierten Walsumer dürfen sich jedenfalls auf ein Buch freuen, dass wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, jedoch trotzdem für die breite Öffentlichkeit geschrieben ist. Dabei floss nicht nur Quellenmaterial aus dem historischen Bergbau-Dokumentationszentrum, das im Bergbau Museum inzwischen auf gut sechs Regalkilometer an Akten angewachsen ist, mit in das Buch ein. Vielmehr wurden persönliche Bilder, Dokumente, Papiere ehemaliger Mitarbeiter, Bergwerksdirektoren und des Knappen- und Heimatvereins in Walsum gesichtet und eingeordnet.

Gruppenfoto der Belegschaft vor dem Schacht Walsum 2, als dort am 11. November 1930 bei 340 Metern Teufe das Steinkohlengebirge erreicht wurde.

Foto: Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok), Bochum

Diese Kombination aus Fachleuten und Wissenschaftler macht das Buch nicht nur lesenswert, sondern machte auch den Erfolg des Projekts aus. Dabei gibt es in Walsum durchaus ein paar Besonderheiten zu berücksichtigen. Da wäre zunächst die unmittelbare Lage am Rhein, die dafür sorgte, dass die geförderte Kohle schnell abtransportiert werden konnte. Ebendiese Lage am Rhein sorgte in der Rückschau jedoch mit dafür, dass das Bergwerk Walsum deutlich früher als ursprünglich mal geplant geschlossen wurde. Die Angst vor kaputten Deichen durch Bergschäden entlang des Niederrheins war das Ende des Walsumer Pütts. Dabei hatte Walsum über lange Zeit gegenüber vielen anderen Ruhrgebietszechen die Nase deshalb vorn, da man sich recht schnell auf die Stromerzeugung konzentriert hatte. Während andere Zeichen bis zur Mitte der sechziger Jahre nach und nach Personal abbaute, wuchs die Walsumer Belegschaft bis kurz vor der ersten Bergbaukrise auf die höchste jemals erreichte Zahl von 8.000 Beschäftigten.

Foto: Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok), Bochum

All dies ist in dem überaus informativen und historisch durchaus spannenden Werk nachzulesen. Das Buch ist zum Preis von 25 Euro in den Buchhandlungen der Region erhältlich. Man kann es aber auch zuzüglich Versand bei Deutschen Bergbaumuseum in Bochum bestellen. Interessierte sollten sich jedoch etwas beeilen, denn die Erstauflage ist zunächst auf 500 Exemplare beschränkt.

(Niederrhein Verlag GmbH)