In den 1970er Jahre wäre sie beinahe gänzlich abgerissen worden, zugunsten von weiteren Hochhäusern (Weiße Riesen). Durch Widerstand der Bewohner bis hin zum Hungerstreik, konnte ein Teil erhalten werden, der seit 30 Jahren genossenschaftlich verwaltet wird und unter Denkmalschutz steht. Im Gegenzug wird eines der damals gebauten Hochhäuser (Ottostraße 24-30) aktuell für den Abriss durch die Stadt vorbereitet. Die Siedlung Rheinpreußen ist eine ehemalige Bergarbeiterkolonie der Zeche Rheinpreußen im Duisburger Stadtteil Hochheide. Anfang des 20. Jahrhunderts erforderte die Expansion der Zeche Rheinpreußen den Zuzug von Arbeitern aus den preußischen Ostprovinzen, Schlesien, Österreich-Ungarn und den Niederlanden. Um diesen Arbeitskräften angemessenen Wohnraum bereitzustellen, wurde bereits ab 1897 bis etwa 1905 rund um die Schachtanlagen eine Arbeitersiedlung erbaut. Die rechtwinkelig angelegten Straßen haben Namen mit Bezug zum Bergbau und werden nur von den schräg verlaufenden Süd- und Schlegelstraßen durchschnitten. Das einheitliche Siedlungsraster wiederholt sich in der offenen Reihung von giebelständigen Einzel- und traufständigen Doppelhäusern, die entweder ein- oder zweigeschossig ausgeführt wurden. Trotzdem wirkt das Straßenbild abwechselungsreich durch differenzierte Dachformen, Baumalleen, offenen Vorgärten und viele ländliche Stilelemente. In den Zwerchgiebeln wurde Zierfachwerk ausgeführt, die Fassade mit Putz und Ziegelstein gestaltet, die mehrflügligen Fenster haben Klappläden. Das Leben in der Siedlung unterlag seinerzeit der strengen Aufsicht der Bergwerksverwaltung. Ein Kolonieverwalter überprüfte zweimal die Woche Straße und Wohnungen. Für die Pflege von Wohnung und Garten waren sogar Prämien ausgesetzt.
Nach dem Niedergang des Bergbaus sollte die Zechenkolonie in Homberg-Hochheide einer Neubebauung weichen, etwa 1200 Wohnungen wurden bis 1968 abgerissen und an ihrer Stelle Hochhäuser errichtet. Der auf Kredit tätige Bauherr Josef Kun ging allerdings pleite und die Frankfurter BHF Bank, eine der Hauptgläubiger, stellte Abbruchantrag für die restlichen 550 Häuser. Die Pläne wurden im Mai 1975 bekannt und die Bewohner wehrten sich mit vielfältigen Aktionen, unter anderem auch Hungerstreiks vor dem Duisburger Rathaus. Erst im Februar 1979 und nach einem weiteren Hungerstreik der Bewohner kaufte die Stadt Duisburg die Siedlung und rettete sie vor dem Abriss.
Ironie der Geschichte: Das erste marode, seit über zehn Jahren leer stehende Hochhaus, was an die Stelle der alten Siedlungshäuser gebaut wurde, Ottostraße 24-30, reißt die Stadt 2016 übrigens für etwa 21 Millionen Euro ab. Damit schließt sich der Kreis.
Die Rheinpreußensiedlung ist nicht nur ein Zeugnis der Bergbaugeschichte am linken Niederrhein und des Arbeiterwohnungsbaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts, sie steht auch für das Genossenschaftsmodell und erinnert an den jahrelangen Kampf der Bewohner für den Erhalt der Siedlung und ihrer gemeinschaftlichen Identität.
Am „Tag des offenen Denkmals“ in der Rheinpreußensiedlung - Ironie der Geschichte Siedlungshäuser überleben Hochhaus
HOMBERG/HOCHHEIDE · Am Sonntag fand wieder der "Tag des offenen Denkmals" statt und Interessierte konnten sich über die Rheinpreußensiedlung informieren.
16.09.2015
, 13:19 Uhr