Und es deutet einiges darauf hin, dass auch Lettieris Mannschaft mittlerweile begriffen hat, wie das so läuft in der zweiten Liga.
Lettieri rechnet am Montagabend (Anstoß am Millerntor: 20.15 Uhr) mit einem spielstarken Gegner. Der FC St. Pauli sei "euphorisch gestartet", aber auch "sehr stabil". Vor allem muss sich Lettieri was einfallen lassen, wie er dem spielstarken Mittelfeld mit Marc Rzatkowski, Enis Alushi und Sebastian Maier entgegentreten will. Die zuletzt durchaus vielversprechende Variante mit zwei Stürmern könnte St. Pauli ein Übergewicht im Mittelfeld verschaffen. "Da muss man abwägen, was für uns das Beste ist."
Im MSV-Lazarett hat die Länderspielpause nicht ganz die erwünschte Entspannung gebracht. Thomas Bröker hat im Training einen Rückschlag erlitten und plagt sich weiter mit Adduktorenproblemen, Zlatko Janjics Zustand (Wadenprellung) ist unverändert, auch Pierre de Wit (muskuläre Probleme) und Nico Klotz (Einblutung im Oberschenkel, Adduktorenprobleme) stehen Montagabend noch nicht zur Verfügung. Enis Hajri immerhin hat seinen Bänderriss im Sprunggelenk auskuriert und kann wieder mittrainieren, "muss aber noch aufholen". Auch Martin Dausch hat seine Rücken- und Knieprobleme überwunden und ist schmerzfrei. "Das war sicher nicht ganz schlecht, dass ich Hajri, Dausch und Andreas wieder mit ins Training einbinden konnte", so Lettieri. Und insgesamt muss er seiner Mannschaft "ein großes Lob aussprechen, wie sie in den letzten 14 Tagen aufgetreten ist. Ich denke, dass die Spieler begriffen haben, dass es nur so geht." Jetzt komme es darauf an, das in den nächsten fünf, sechs Spielen auch so umzusetzen.
Andreas Wiegel könnte ein Kandidat für die Startelf am Montagabend sein und damit endlich sein Pflichtspiel-Debüt in Zebrastreifen absolvieren. "Auf St. Pauli habe ich mein bisher einziges Zweitligator geschossen", erinnert sich der pfeilschnelle Außenbahnspieler an das Gastspiel mit dem FC Erzgebirge Aue 2012. Zum damaligen 3:0-Auswärtssieg hat Wiegel neben dem Treffer zum Endstand auch das 2:0 vorbereitet. "Jetzt hast du dir selber Druck gemacht", nimmt Lettieri die Vorlage dankbar an und stellt Wiegel einen Einsatz auf St. Pauli in Aussicht, "wenn wir uns noch über einige Laufwege einig werden."
Mit Spannung erwarten die Zebra-Anhänger natürlich das Debüt der Sensationsverpflichtung Victor Obinna. Ob die Offensivhoffnung aber schon am Montagabend dabei sein wird, ist ebenso offen wie der Einsatz von Defensivverstärkung Lasha Dvali. "Das ist noch zu früh jetzt, könnte aber sein", so Lettieri heute.
Die Vorfreude aufs Freudenhaus jedenfalls ist da. "Das wird ordentlich zur Sache gehen", ist sich Wiegel sicher und erwartet "Druck bis zur 90., 94. Minute". Der Einmarsch bei vollem Haus am Millerntor sei auch für die Auswärtsmannschaft "ein geiles Gefühl. Das ist nicht in vielen Zweitligastadien so." Für Gino Lettieri ist es das erste Mal auf St. Pauli. "Alle erzählen immer von der Atmosphäre dort. Jetzt will ich die auch mal erleben." Und aus seiner Erfahrung mit Aue weiß Andreas Wiegel: Der Pauli-Anhang bleibt auch bei Rückstand der eigenen Mannschaft fair gegenüber dem Gegner. Das klingt doch gut!