Tappe, früher Leistungs-Triathlet, heute mit seinen 44 Jahren immer noch unfassbar fit, ist mit seinem Team extra eine Stunde vor den Spielern am Trainingsgelände des SK St. Johann angekommen. Dort, wo Tappe und das Trainer-Team die Kraft, Schnelligkeit- und Spielgrundlagen für eine erfolgreiche Drittliga-Saison legen wollen, hat der Schleifer einen Zirkel aufgebaut. 16 Stationen hat Tappe zusammengestellt. Das sind Medizinbälle, viele Medizinbälle, Matten, Hütchen, Hürden und und und. "In erster Linie geht es hierbei um Stabilität und Kraft", erklärt er. Dann geht es los. Die Begeisterung der Profis hält sich in Grenzen. Aber die Mannschaft nimmt die Quälerei mit Humor, spornt sich gegenseitig an und veralbert sich natürlich auch mal gerne. "Uh, der King hat seine Hose hoch gekrempelt, damit jeder seiner Oberschenkel sieht", flachst Enis Hajri in Richtung von Kingsley Onuegbu, der sich gerade an der Side Step-Station abquält. Der gibt trocken Konter. "Wenigstens habe ich Oberschenkel — im Gegensatz zu manchem anderen hier." Co-Trainer Yontcho Arsov gibt im Inneren des Zirkels per Trillerpfeife die Kommandos. Zwei Runden müssen die Profis bei purem Sonnenschein und Temperaturen nahe der 30 Grad-Marke absolvieren. Kein Wunder, dass sich Branimir Bajic & Co. bei jeder noch so kurzen Pause in den Schatten flüchten. Cheftrainer Ilia Gruev ist derweil bei seiner Österreich-Trainingslagerpremiere mit dem MSV voll in seinem Element, läuft die Stationen ab, feuert an, ermutigt und korrigiert, wo es sein muss. Sein "Ja Männer, gut so!", schallt über den Trainingsplatz, während Andreas Tappe jeden Spieler kritisch begutachtet. "Power rein, Rücken gerade, mehr in die Hocke, tiefer in die Knie", so ein Großteil seiner Kommandos.
Die Spieler sind Kummer gewohnt, was die Grundlagenarbeit mit Andreas Tappe angeht. Der Mann ist einfach gnadenlos fit. Und er schaut ganz genau hin, wie die Übungen durchgeführt werden. Kevin Wolze appelliert kopfschüttelnd schmunzelnd: "Ma Andy, heute ist unser erster Tag, sei doch mal ein bisschen netter und lob uns doch auch mal." Der Schleifer nimmt es sich zu Herzen und feuert Enis Hajri bei den Bauchübungen mit Medizinball euphorisch an. Großes Gelächter in der Runde. Zeit, für Ilia Gruev, wieder ein wenig mehr Ernst reinzubringen. "So, Männer, jetzt wieder ein bisschen ernster und konzentrierter bitte!". Gesagt, getan. Die Zebras spulen ihr Pensum ab. Und der Athletik-Trainer ist zufrieden. "Das haben sie richtig gut gemacht, da gibt es nichts zu meckern."
Dann steht noch eine kleine Sprintübung für die Feldspieler auf dem Programm. Als auch die geschafft ist, gibt es zur Belohnung den versprochenen Ball. Zwei Mal sechs Minuten auf kleinem Raum, maximal drei Kontakte auf kleine Tore. "Ich will Kompaktheit, Pressing, Passsicherheit, gute Raumaufteilung und dass ihr sauber handelt", gibt der Coach die Marschroute vor. Seine Truppe scheint's gut verstanden zu haben. Vielleicht waren sie aber auch einfach nur froh, endlich wieder Fußball spielen zu dürfen. Das Trainingsspiel läuft gut, Einsatz und die Intensität sind hoch. Zufriedene Mienen beim Trainerstab, erschöpfte Zufriedenheit bei den Spielern. Dann geht's schnell zum Hotel. Essen, kurz ausruhen und dann: Richtig, Training!