Außerdem wagen die Organisatoren diesmal ein Experiment.
"Es mag den Besuchern auf den ersten Blick etwas kleiner vorkommen", erklärt "Mr. Hafenfest" Walter Pavenstedt, "das stimmt aber nicht: Es ist nur etwas kompakter." Will sagen: etwas klarer strukturiert.
Es gibt das "Flaggschiff" Mühlenweide, wo sich die Hafenkirmes mit mindestens zehn, möglicherweise zwölf Großfahrgeschäften dreht. Dort steht in diesem Jahr auch die "große", die Haniel-Bühne, auf der überregionale Bands auftreten.
Quasi am anderen Ende des Hafenmundes liegt das "Beiboot", die Schifferbörse. Dort steht dieses Jahr die Imperial-Bühne für etwas intimere Auftritte lokaler Bands, dazu Gastronomie und ein kleiner "Ruhrorter Markt", so Pavenstedt.
Das "Dazwischen" und "Daneben" gibt es aber auch noch: am Samstagabend das Ruhrorter Lichtermeer mit Schachtballon und Bühnenprogramm auf dem Neumarkt, so etwas wie der Hafenstadtteil-Geheimtipp, am Sonntag dort den Kunst- und Kulturmarkt. Der hat sich laut Hafenfest-Vorstand Bernhard Weber im Vergleich zum letzten Jahr mal eben verdoppelt von 30 auf 60 teilnehmende Künstler. Die Hafenkneipe "Zum Hübi" am Leinpfad macht natürlich auch wieder Programm mit Livemusik und DJs, außerdem werden den Leinpfad entlang wieder Buden aufgebaut. Wer mal aus dem Stadtteil raus möchte, kann kostenlose Busrundfahrten durchs Hafengebiet machen. Schiffsrundfahrten, allerdings kostenpflichtig, gibt's selbstverständlich auch jede Menge. Nur ein Drachenbootrennen findet dieses Jahr nicht statt.
Höhepunkt ist und bleibt natürlich das Feuerwerk am Eröffnungsfreitag. Gegen 22.15 Uhr setzt sich vom Vinckekanal aus der Schiffskorso in Bewegung, die Stadtwerke-Illumination an der Mercatorinsel wird dann noch von bengalischen Feuern verstärkt. Um 23 Uhr heißt es dann "Feuer frei": Eine halbe Stunde lang schießen dann Sascha Tietz und sein Team rund 2.00 Kugel- und Zylinderbomben und 15.000 Bombetteneffekte, Römische lichter und mehr in den Abendhimmel. Ob man nördlich oder südlich der Friedrich-Ebert-Brücke steht, ist egal. "Wir feuern aus dem Bereich zwischen den beiden Brückenpfeilern, das sind ungefähr 300 Meter Breite", erklärt Sascha Tietz, "aus Rohren mit bis zu 250 Millimetern Kaliber, das gibt einen Effektdurchmesser von rund 250 Metern." Strukturiert und bildstark wird das Feuerwerk, verspricht Tietz eine dynamische und abwechslungsreiche halbe Stunde; Radio Duisburg steuert synchron die Musik bei (Analogradio mitbringen!). Zum glanzvollen Höhepunkt rieselt Goldregen von der Brücke, erneut mit Weißglitzer angereichert, das sieht dann so richtig nach Wasserfall aus. "Ein Feuerwerk in der Größenordnung gibt es in der ganzen Region nicht", so Tietz.
Keine Experimente? Nicht beim Ruhrorter Hafenfest. Am Samstag und Sonntag gibt es mehrfach einen spektakulären Großversuch im Hafenmund zu bestaunen. Gut, das Experiment, das dort durchgeführt wird, ist schlappe 361 Jahre alt, aber weltberühmt: nämlich Otto von Guerickes Magedeburger Halbkugeln. Zwei Halbkugeln werden so aneinandergelegt, dass sie eine Kugel bilden. Dann wird mit einer Luftpumpe über ein Ventil die Luft aus der Kugel gepumpt; ein Vakuum entsteht. Dieses Vakuum oder vielmehr der von außen wirkende Luftdruck drückt die Halbkugeln so stark zusammen, dass sie sich selbst mit seinerzeit 16 Pferden nicht mehr auseinanderziehen ließen. Und es wäre nicht das Hafenfest, wenn nicht bei der Wiederholung des Versuches (am Samstag um 14 und 17, Sonntag 14 und 16 Uhr) statt mit Pferden mit den beiden historischen Dampfbooten gezogen würde.
Erfreulich im Bühnenprogramm: Es wird nicht nur gecovert; auch Bands mit eigenem Material präsentieren sich. Und — davor hatten die Hafenfest-Macher bisher immer ein wenig Manschetten — Schlager gibt's auch.
Wer lieber vorher weiß, was er zu hören bekommt, wird trotzdem nicht enttäuscht. Den Auftakt am Freitag um 18 Uhr macht mit Policeman's Sting eine der profiliertesten Police-Coverbands. Ihr folgt um 21 Uhr Linda Hesse mit Band. Die Aufsteigerin in der Schlagerszene nennt ihr Zeug "Neue deutsche Mucke", passend zur Hafenkirmes heißt ihre Hitsingle ""Knutschen… ich kann nichts dafür", aber sie rät auch: "Hör auf dein Herz".
Am Samstag rockt mit Jokebox erst eine der besten und erfahrensten Coverbands (über 800 Auftritte in 20 Jahren, 450 Songs im Repertoire) die Bühne, dann kommt Sängerin Sarah Straub mit Band: absolut charttauglicher Pop und eine Stimme mit internationalem Format.
Am Sonntag eröffnet Pietsch das Programm auf der großen Bühne. Sarker, kraftvoller Rock von einer Spitzenband, die die deutschsprachigen Songs von Frontman Pietsch wie ein Dampfmotor nach vorne powert. Der Heartchor im Anschluss hat schon bei der Eröffnung der diesjährigen Akzente begeistert.
Auf der kleinen Bühne vor der Schifferbörse sind am Freitag die Lokalhelden Next Level, Dynamisches Duo und Smoking Wolf Trio zu erleben, den Samstag gestalten dort Accoba, Rock'n'Roll Doctors und die gut bekannte, aber völlig neu formierte Coverband The Secret. Am Sonntag sind nach dem Hafentalk Triple Ply und Die dritte Hälfte am Start vor der Schifferbörse.
Natürlich, unverzichtbar auf dem Hafenfest: die Reeperboys! Sie werden als Walking Act den ganzen Samstag im Hafenfeststadtteil unterwegs sein. Kinder und (noch nichtt) schwangere Frauen in Sicherheit bringen — zum Beispiel auf dem maritimen Kinderfest vorm Binnenschifffahrtsmuseum, dort ist draußen und drinnen am Samstag und Sonntag der Eintritt frei.
Besonders aufgewertet wird der Abschluss-Montag mit einem Tag der Vereine, dem Seniorennachmittag und den unersetzlichen Sonny Boys umTante-Olga-Neffe Heinz Robert Martin, die mit ihrer unvergleichlichen Rock'n'Roll-Show das Hafenfest beschließen.