Kommunale Neuordnung 50 Jahre „Duisburg“ ...

Niederrhein · ... und „Kreis Wesel“: Am 1. Januar 1975 trat in NRW die kommunale Neuordnung in Kraft. Für Homberger und Rheinhauser war das damals eine Niederlage, für Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn zumindest ein Teilerfolg.

Der Widerstand gegen den Krupp-Kahlschlag hat Duisburg und Rheinhausen zusammengeschweißt: die Brücke der Solidarität zwischen Hochfeld und Rheinhausen.

Foto: TV/Archiv

Für Duisburg selbst nämlich war die Eingemeindung Hombergs und Rheinhausens nur ein Teilerfolg. Die in den 1960ern bundesweit aufkommende Idee größerer raumplanerischer Einheiten hatte in Duisburg den Traum von der Ruhrmündungsstadt wiedergeweckt. Eine solche hatten sich Ruhrbarone und Duisburgs damaliger Oberbürgermeister Karl Jarres in den 1920ern gewünscht: Duisburg plus Hamborn, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Sterkrade, Osterfeld sowie Homberg und Rheinhausen - schließlich hatten Bergbau und Stahlindustrie längst den Rhein über- bzw. unterquert. Bekommen hat Jarres damals nur Hamborn, was der Stadt für einige Zeit einen Doppelnamen eintrug.

Über die Karl-Jarres-Straße ging’s für den jungen Rumelner Ferdi Seidelt und seine Kumpels in den 70ern zum MSV - schon vor der Eingemeindung. Unterschrieben hat er, wie 96 Prozent der wahlberechtigten Rumeln-Kaldenhausener und Rheinhauser, gegen die Eingemeindung. Rumeln-Kaldenhausen und Rheinhausen hatten sich sogar zusammengeschlossen in der Hoffnung, so die Eingemeindung zu verhindern. „Wir werden von Duisburg unterworfen“, hatte Seidelt ein Unterschriftensammler auf dem Rumelner Markt angesprochen - worauf Seidelt gleich auch noch den Aufnahmeantrag der Jungen Union unterschrieb ... „Wir waren eigentlich immer nur am Schimpfen und am Jammern“, erinnert sich Seidelt an die Jahre nach 1975. „Es wurden reihenweise Einrichtungen aus Rheinhausen entnommen, die dort zahlreich vorhanden waren, Ortsteilbüchereien, Altentagesstätten ...“ - weshalb es Seidelt dann in die CDU und die Bezirksvertretung verschlug. „Um zu kucken, dass wir ein wenig unsere Identität behalten.“ Die Änderung doppelter Straßennamen konnte immerhin verhindert werden.

Die Ruhrmündungsstadtpläne der 1960er sahen noch mehr linksrheinisches Gebiet für Duisburg vor. Doch Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn konnten die Eingemeindung verhindern. Dafür wurden sie 1975 dem neu gebildeten Kreis Wesel zugeschlagen. Moers wiederum wurde Rheinkamp zugeschlagen, was zum Kuriosum führte, dass die alte Grafenstadt zur größten Stadt Deutschlands wurde, die weder Kreisstadt noch kreisfreie Stadt ist. Als 2012 einige Altkennzeichen wieder zugelassen wurden, war der Run auf „MO“ besonders groß ...

In Wesel wird das Kommunalreformjubiläum gefeiert mit einem Konzert im Willibrordi-Dom. Und in Moers? Wenn schon „Kreis Wesel“ kein Grund zum Feiern ist, dann vielleicht „50 Jahre nicht Duisburg“?

Die Antwort aus der Pressestelle fällt diplomatisch aus. „Ich glaube, dass viele 'alte' Moerserinnen und Moerser es lieber gesehen hätten, wenn wir die Kreisstadt geworden beziehungsweise geblieben wären", schreibt uns Klaus Janczyk. „Als Stadtverwaltung sind wir aber froh, Teil des Kreises Wesel zu sein, da wir gut und vertrauensvoll mit der Kreisverwaltung zusammenarbeiten.“

Ferdi Seidelt ist 20 Jahre älter als die Eingemeindung und mittlerweile stellvertretender Bezirksbürgermeister in Rheinhausen. „Heute sind wir nicht mehr ganz so unzufrieden mit Duisburg, weil es sich doch um ein faires Abkommen von sieben Bezirken untereinander handelt“, sagt er und ist stolz auf 50 Jahre Widerstand, die letztlich dazu geführt hätten, „dass wir heute noch ein wirklich beachtenswerter Bezirk im Gesamtgefüge der Stadt Duisburg sind.“

Und für Homberg als Vaterstadt ist wie für Moers als Mutterstadt ein anderes Jubiläum sowieso viel schöner, das 2025 gefeiert wird: 100 Jahre Hanns Dieter Hüsch. Der hatte den Niederrhein drauf: „Onkel Johann, das war einer, der wusste eigentlich nie so recht, was er tun sollte. Heute meine ich fast, er hätte am liebsten nichts getan, denn er hatte ja auch eine tüchtige Frau, die Tante Maria, eine Bäckerstochter aus Hochheide, das liegt, wenn Sie von Moers kommen, direkt vor Homberg, und wenn Sie von Ruhrort kommen, direkt hinter Homberg [...] Ob das allerdings heute noch so ist, weiß ich nicht ...“