Das geht aus einem aktuellen Bericht des NRW-Wirtschaftsministeriums hervor, den der SPD-Landtagsabgeordnete René Schneider eingefordert hatte.
„Der Bericht legt endlich offen, welche Proben im Ermittlungskomplex ‚Boden NRW‘ in Kamp-Lintfort entnommen wurden“, sagt Schneider. „Insgesamt wurden fünf Proben genommen, die labortechnisch analysiert wurden“, schreibt das Wirtschaftsministerium mit Blick auf die beiden Verdachtsstandorte Rossenray und Rossenrayer Feld Süd. „Es ist schon erstaunlich mit wie wenigen Untersuchungen sich das Land auf so einer riesigen Fläche zufriedengibt“, sagt Schneider. Doch selbst bei diesen Proben seien Gefahren entdeckt worden.
Dabei stieß die zuständige Bergbehörde unter anderem auf „eine unzulässige PAK-Überschreitung“. PAK ist die Abkürzung für polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, eine Gruppe von mehreren Hundert chemischen Verbindungen. Nach dem ersten Anhaltspunkt auf eine entsprechende Bodenveränderung schaltete die Bergbehörde des Landes einen Gutachter ein. In seiner Bewertung vom 16. Oktober kommt er laut Bericht der Landesregierung zum Schluss, dass auffällige PAK-Werte lediglich punktuell festgestellt werden können.
Gleichzeitig erklärt das Ministerium aber auch, dass „eine Grundwasserbeeinflussung derzeit nicht ausgeschlossen werden“ könne. Für eine abschließende Bewertung sollen daher nun Anfang Dezember weitere Proben entnommen werden. Die Bergbehörde als zuständige Aufsichtsbehörde für den Tagebau hat laut NRW-Wirtschaftsministerium fünf weitere Sondierungen im Grundwasser veranlasst.
„Das muss nun rasch passieren – mit umgehender Info an die Bevölkerung“, sagt der Kamp-Lintforter Abgeordnete Schneider. Am Freitag, 5. Dezember, wird der Bericht der Landesregierung auch Thema im Unterausschuss Bergbausicherheit des Landtags. „Dort wird die Bergbehörde mir auch erklären müssen, warum erneut nur fünf Proben ausreichen sollen“, sagt Schneider: „Wer nur punktuell sucht, kann auch nur punktuelle Gefahren finden.“
Besondere Sorgen würden sich die Kleingärtner der Flora Rossenray machen. „Hier erwarte ich, dass die Bergbehörde bei ihren Proben auch den zentralen Brunnen der Kleingärtner unter die Lupe nimmt“, sagt Schneider: „Die Anlieger müssen ohne jeden Zweifel wissen, ob ihr Grundwasser unbedenklich ist.“ Dabei fordert Schneider zu Gründlichkeit auf. „In ihrem Bericht rühmt sich die Landesregierung auch damit, dass sie noch eine Ablagerung beprobt hat, die nach Beginn der Ermittlungen noch als ein Haufen zu finden war.“ Der Bergbautreibende habe sie dann abgetragen. „Wen soll das nun beruhigen? Die Anwohner kennen doch die Drohnenaufnahmen, wie viel Material am Kies-See gelandet ist und wie es mit schwerem Gerät verteilt wurde“, sagt Schneider: „Nur aufs Offensichtliche zu schauen, reicht jedenfalls nicht.“
Ebenso kündigt Schneider an, nach Konsequenzen für den Bergbautreibenden zu fragen. „Der Bericht der Landesregierung macht zuweilen fassungslos“, sagt Schneider: „Da ist etwa die Rede von Plastik und kleinen Glasstückchen, die einfach abgekippt wurden.“ Trotz so vieler Ungeheuerlichkeiten erkläre die Landesregierung mit keinem Wort, ob es Konsequenzen für den künftigen Tagebaubetrieb gibt oder Kontrollen der Bergbehörde verbessert werden sollen. „Dabei wurde ganz unabhängig von strafrechtlichen Folgen offenkundig gegen Betriebsauflagen verstoßen“, so Schneider.