Dass Bart Maris den Moerser Bahnhof nicht kennt und deshalb zur Pressekonferenz ins Bollwerk zu spät kommt, war natürlich nur ein Scherz. Bart Maris kennt wenn nicht Moers, dann aber doch jedenfalls das Moers-Festival wie seine Westentasche. 1994 war er das erste Mal da, hat im großen Zelt gespielt und später mit Jan Klare in der Enni-Eventhalle, und seit ein paar Jahren bleiben auch alle erwachsenen Festivalbesucher stehen, wenn er den Kindern auf der Kreativwiese den Jazz erklärt. Ein sofort einnehmender Mensch: Offenheit, Toleranz, Internationalität und Bereicherung durch Kultur, die Kulturdezernent Wolfgang Thoenes und Mark Rosendahl als Aufsichtsratsvorsitzender von Moers-Kultur fördern und fordern - Bart Maris verkörpert sie.
Vermutlich spielt Gent da auch eine Rolle, diese wunderschöne, geschichtsträchtige, gastfreundliche, kunstsinnige und weltoffene Stadt mit so viel herrlicher Gastronomie - da gibt’s eine Kneipe, in der wird nur Genever ausgeschenkt, und der Laden ist immer bumsvoll! Und da gibt es den wunderbaren Hot Club, wo Bart Maris jeden Mittwochabend auftritt, nachdem er tagsüber als Professor für Improvisation die Musiker am Konservatorium locker gemacht hat. Schule ist Pflicht, Kneipe die Kür ...
Tatsächlich geht Maris aber auch gerne zur Schule, bringt dann einen ganzen Wagen voll Instrumente mit und legt dann mit den Schülern am liebsten nicht nur eine, sondern drei, vier, fünf Sessions hin.
Locker machen, frei werden, das ist für Bart Maris Improvisation. Was damit beginnt, Ängste zu nehmen - vor der großen Tradition, vorm schweren Instrument, vor was auch immer. Oder auch vor Institutionen. „Junge Leute kucken das Moers-Festival an wie eine Formalität“, sagt er, das muss man überwinden: „Dann gibst du ihnen eine new goal, and then it starts!“ Gestern war die Pressekonferenz, heute Morgen hat er sich gleich zum ersten Kita-Besuch aufgemacht und morgen Abend wird er beim Übergabekonzert mit seiner Vorgängerin Virginia Genta im Bollwerk sicher wunderbar musizieren - Eintritt frei!