„Harold und Maude“ am Schlosstheater Moers Blutige Anfänge

Moers · Junge alte Liebe: Das Schlosstheater Moers wird nächstes Jahr 50 und triumphiert jetzt schon mit „Harold und Maude“ in der Friedhofskapelle.

Joanne Gläsel und Leonardo Lukanow in „Harold und Maude“

Foto: Bettina Engel-Albustin | Fotoage

Geht gleich gut los. Munter sprudelt das Kunstblut von Leonardo Lukanows Handgelenk. Dem ersten Selbstmordversuch in „Harold und Maude“ werden noch viele weitere folgen, und unwillkürlich fragt man sich, wo denn die Triggerwarnung zum Thema Suizid bleibt, die’s im Fernsehen jetzt ja immer gibt. Vor allem aber muss man lachen, weil Leonardo Lukanow wirklich gut ist, einerseits immer so ein bisschen neben sich steht wie Cary Grant oder ein Brecht-Schauspieler, der den Selbstmord eben nur spielt und damit die Theatralik des Selbstmords vorführt, um andererseits im richtigen Moment dann doch ganz naturalistisch zusammenzuzucken und uns kurz zusammenzucken zu lassen.

Zusätzlich komisch wird’s, weil hier eine Erklärung gleich mitgeliefert wird. Joanne Gläsel ist, bevor sie die Maude spielt, erstmal eine Mutter zum Fürchten, schrecklich wie die Mütter bei Hitchcock oder Monty Python. Und sie setzt Harold als Psychiater, Militär und zweimal als Heiratskandidatin zu. Typenkomödie haben sie einfach drauf beim Schlosstheater. Wie Joanne Gläsel diesen Kabinettstückchen dann aber Maudes gestandenen Charakter entgegenstellt, hat etwas von Understatement: wörtlich leichtsinnig, fast beiläufig. Das Leben ein Hauch. Aus mit Applaus.

Für die Umsetzung der Bühnenfassung von Hal Ashbys Filmklassiker von 1971, die Drehbuchautor Colin Higgins noch im selben Jahr verfasst hat, wechselt das Theater vom Schloss in die Kapelle. Mitten auf Moers‘ ältestem Friedhof gelegen, ist sie sowieso der ideale Spielplatz. Mit ihrer ersten Arbeit fürs Schlosstheater reihen sich Regisseurin Constanze Hörlin und Bühnen- und Kostümbildnerin Katharina Grof aber auch prima in die Haustradition ein: perfekte Raumausnutzung und mit begrenzten Mitteln großes Kino schaffen.

Weitere Aufführungen am 22.12. sowie 10., 11. und 18.01.
schlosstheater-moers.de