„Wir haben vor, das angemessen zu feiern“, sagt Ulrich Greb und meint damit nicht seine persönliche Exit-Strategie, sondern 50 Jahre Schlosstheater. Das Jubiläum steht nämlich auch an in der kommenden Spielzeit: Am 8. März 1975 wurde das Theater in den um- und ausgebauten Kellerräumen des Grafschafter Schlosses eröffnet. Gefeiert wird das vom 24. bis 26. Mai mit Party und Großer Tafel - und mit dem „Sommernachtstraum“, einem der bekanntesten Stücke Shakespeares, mit dem die Spielzeit auch am Donnerstag, 5. September, eröffnet wird.
Gespielt wird im Schloss und draußen im Park. Das Schlosstheater, das vom Alten Neuen Rathaus über den Duisburger Containerhafen bis zum Wallzentrum alle möglichen Räume in und um Moers bespielt hat, hat den Park „in den letzten 20 Jahren noch nicht richtig hingekriegt“, wie Greb sagt. Jetzt soll die Natur helfen und mit der Blauen Stunde den Elfen- und sonstigen Zauber im Park liefern. Erstmals sind neben dem Ensemble - Joanne Gläsel, Matthias Heße, Leonardo Lukanow, Ludwig Michael und Gast-Rückkehrerin Marissa Möller - auch Mitspieler aus dem Jungen Ensemble des Schlosstheaters dabei, acht insgesamt, die sich abwechseln, also vier pro Aufführung. Damit auch sonst in die Vollen gegriffen werden kann, gibt’s besondere Unterstützung von den Hauptsponsoren Enni und Sparkasse sowie den Lions und den Freunden des Schlosstheaters. Birgit Angele besorgt Bühnenbild und Kostüme - ihre künstlerische Zusammenarbeit mit Ulrich Greb dauert auch schon wunderbare 30 Jahre an.
Der Sommernachtstraum ist natürlich ein Blick nach vorne, mit vielen Anspielungen aber auch ein Blick zurück. Bestimmte Bühnenelemente bzw. -segmente aus den letzten 20 Jahren werden als Zitat auftauchen, so Greb, verspricht aber direkt: „Es wird keine Nostalgiespielzeit!“, sondern: „Es wird sehr komisch. Wir haben bei den Proben schon sehr viel Spaß.“
Außerdem Premiere feiert am 31. Oktober „Harold und Maude“ nach Colin Higgins‘ Drehbuch zu Hal Ashbys Kultfilm. Die Exit-Strategie selbstbestimmter Tod, eine Liebesbeziehung mit erheblichem Altersunterschied, bei der nicht der Mann der Ältere ist, die Kapelle, Moers‘ erste Begräbnisstätte, als Spielort - am Schlosstheater wurden die letzten Dinge schon häufiger erfolgreich zu den ersten gemacht.
Vom perfekten Schutzraum, der zum perfekten Gefängnis wird, handelt „Der Bau“, mit dem Greb seine mehr als drei Jahrzehnte währende Beschäftigung mit Franz Kafka auf der Bühne fortsetzt. Inspiriert ist sein Ansatz diesmal von der Begegnung mit der Philosophin Eva von Redecker, die am Schlosstheater die Wandlung des Eigentumsbegriffs hin zur absoluten Sachherrschaft beschrieben hat: „Dass mir was gehört, heißt, dass ich es auch zerstören kann.“
Keineswegs steht dieser Bau aber für einen Rückzug in den Theaterneubau, den Greb leider nicht mehr als Intendant eröffnen kann, auf den er sich aber trotzdem freut: für Moers. Demnächst mehr.