Niederrhein Hilfstransport in die Ukraine

Niederrhein · Dagmar von Leski und ihr Mann Dirk Kolodzik fahren private Hilfstransporte in die Ukraine. Im Mai waren sie das erste Mal über einen längeren Zeitraum vor Ort. Was sie erlebt haben und welche Hilfsgüter nun dringend benötigt werden, lesen Sie hier:

Dirk Kolodzik, Dagmar von Leski und Pater Ivan Isajovych danken an dieser Stelle auch unseren Leserinnen und Lesern, die nach dem letzten Artikel so zahlreich gespendet haben!

Foto: von Leski

Hilfe, die ankommt. Das ist es, was Dagmar von Leski (Inhaberin des „Friseursalon und Zweihaarstudio“ in Moers-Schwafheim) und ihr Mann Dirk Kolodzik leisten. Und so ging es im Mai bereits zum vierten Mal mit einem voll gepackten Ranger plus Hänger Richtung Westukraine. 800 Konserven und zahlreiche Spendengüter waren geladen - und das wurde sich an der ungarischen Grenze wieder mal genau angeschaut: Alles ausräumen, alles wieder einräumen - sonst sei die Anreise aber problemlos verlaufen, so Dagmar von Leski.

In Serednje werden sie von Pater Ivan empfangen. Wir erinnern uns: Pater Ivan Isajovych ist ihre Kontaktperson, „ein ganz beeindruckender Mensch, der in der Ukraine hohes Ansehen genießt und bestens vernetzt ist.“ Der ehemalige Soldat fährt regelmäßig an die Front, um die Soldaten aus seinem Dorf zu unterstützen und mit Hilfsgütern zu versorgen, kümmert sich aber auch um Zivilisten. Außerdem hat er zwei Kinderheime aufgebaut. Eines davon ist im Osten des Landes. Dort werden Kinder abgegeben, deren Eltern an die Front müssen. Das andere liegt in Serednje und dort verbringt das Paar aus Kempen eine Woche.

Die Gespräche vor Ort stimmen traurig und nachdenklich. Auch wenn in Serednje noch keine Kampfhandlungen stattfinden, ist der Krieg allgegenwärtig. Das Militär sucht das ganze Land nach Männern ab, die an die Front geschickt werden können. „Die werden von der Straße weg einfach mitgenommen“, wird erzählt. Die Männer passen daher auch ganz genau auf, sobald sie das Haus verlassen müssen. Und die Folgen sind noch weitreichender: Aus Angst eingezogen zu werden, fahren Lkw-Fahrer ihre Touren nicht mehr und die Lieferketten sind unterbrochen. „Die Regale in den Supermärkten leeren sich“, hat auch Dagmar von Leski beobachtet. Und was dort noch liegt, wird teuer verkauft: Eine Tafel Schokolade für 2 Euro könnten sich hier die wenigsten leisten. Die Medikamentenversorgung ist im ganzen Land schlecht, viel wird für die Soldaten benötigt. Außerdem wissen die Ukrainer zu berichten, dass die Korruption immer schlimmer werde: Viele Hilfsgüter, die über Kiew in das Land gelangen, kommen nicht dort an, wo sie benötigt werden. Und es wird versucht, mit ihnen Geld zu machen. „Das Land wird kollabieren“, sagen sie. Hoffnung, dass es besser werde, dass der Krieg aufhöre, gebe es kaum. „Vergesst uns nicht“, so der eindringliche Appell, der immer wieder geäußert wird.

Die anschließenden Tage im Kinderheim überraschen Dagmar von Leski und ihren Mann hingegen positiv: „Die Kinder waren genial. Und im Heim wird Familie gelebt.“ Über den Krieg reden sie hier nicht. Beim ersten Luftalarm wird die 56-Jährige allerdings gefragt, ob sie Angst hätte - und verneint: „Wenn ich Angst hätte, wäre ich nicht hier.“

Und daher wird sie auch wiederkommen. „Wir sind sehr nachdenklich nach Hause gefahren und haben etwa eine Woche gebraucht, um das Erlebte zu verarbeiten. Es ist ja eine ganz neue Seite des Lebens, die wir kennenlernen durften. In der Ukraine geht’s um Leben und Tod“, erzählt Dagmar von Leski. „Aber es war sofort klar: Wir müssen wieder dorthin. Was soll denn werden, wenn die Menschen dort keine Hilfe mehr bekommen?“

Im August soll’s wieder losgehen. Im Gepäck wird auf jeden Fall schon mal ein Kickertisch sein, denn der SV Schwafheim für das Kinderheim gespendet hat. Dagmar von Leski freut sich schon auf zahlreiche Wiedersehen. Sie hofft drauf. Denn ob alle Leute noch da sein werden, die sie nun kennenlernen durften, kann niemand garantieren. Und was wird aus den Jungs, die in dem Kinderheim leben? Müssen die bald an die Front...?

Für den kommenden Hilfstransport werden benötigt:
Feuchte Tücher
Lebensmittelkonserven
Esbit-Kocher
medizinisches Equipment (Spritzen, Kanülen etc.)
Stromgeneratoren
dicke Strümpfe und Unterhosen für Männer (Shorts, keine Slips und neuwertig!)

Kontakt gerne per WhatsApp: 0151 / 74279056. Die Spenden bitte nur montags und dienstags nach vorheriger Terminabsprache vorbeibringen.