Großprojekt im Duisburger Hafen „Wir können’s noch!“
Ruhrort · Auf der Kohleninsel in Ruhrort entsteht das größte Containerterminal im europäischen Hinterland; der erste Bauabschnitt ist abgeschlossen. Am Montag vorm Stahl- und Wasserstoffgipfel wurde das Duisburg Gateway Terminal (DGT) von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und den internationalen Projektpartnern des Duisburger Hafens eingeweiht. Es soll in Zukunft klimaneutral betrieben werden.
Eingangs, von Meiderich kommend, leuchtet schwarz ein Solarfeld; ein Wasserstofftank steht auch schon da. Das bereits bezogene Bürogebäude und die funkelnagelneuen Kräne bekommen aber noch konventionelle Energie. Trotzdem herrscht spürbar Feierstimmung am sonnigen Montagmorgen, es sind geschätzt mindestens doppelt so viele Gäste da wie zur Grundsteinlegung vor zweieinhalb Jahren. Was wohl viel mit dem Stolz darauf zu tun hat, im Zeitplan zu liegen.
„Wir in Köln warten seit Jahren auf eine neue Oper, wie haben Sie das hier so schnell hingekriegt?“, begrüßt Moderatorin Bettina Böttinger den Duisburger Hafenchef Markus Bangen, der antwortet: „Man kann auch schnell planen.“ DGT-Geschäftsführer Christoph Kahlert ergänzt: Viele Rädchen haben ineinandergegriffen“ - von Fördergebern und finanzierender Bank bis zum Kranbauer. 2012 hatte Duisport die Kohleninsel „eher aus der Not heraus“ übernommen, so Bangen, 2018 dann wurden die Umbaupläne aus der Schublade geholt. „In den sechs Jahren war beileibe nicht alles easy“, erinnert Hendrik Wüst, doch der Fortschritt auf der Kohleninsel zeige: „Der Wandel zur Klimaneutralität ist möglich!“
Sören Link erinnert an die 50.000 Arbeitsplätze, die in Duisburg am Hafen hängen, und sagt: „Hier ist der richtige Ort, um die Weichen für die Zukunft der Industrie, für den Wohlstand des Landes zu stellen.“
Parallel zum Umbau der Kohleninsel zum Containerterminal läuft die Transformation zum angestrebten klimaneutralen Betrieb, Projektname „enerPort II“ - zwei Fördertöpfe, zwei Projektnamen, wie Bangen pragmatisch erklärt.
„Es ist eine absolute Pionierleistung, die hier vollzogen wird“, sagt Professor Manfred Renner vom mitplanenden bzw. -forschenden Fraunhofer-Institut „Umsicht“. Beim Stichwort Klimaneutralität habe die Zutatenliste schnell festgestanden: Photovoltaik, Wasserstoff per Zuleitung oder vom eigenen Elektrolyseur ... Auf dem 33 Fußballfelder großen Areal werden alle Güterbewegungen digital gesteuert. Bis zum angestrebten Endausbau 2029 soll gezeigt werden, dass auch ein Terminal dieser Größe mit lokaler Erzeugung von Wärme und Strom vollkommen klimaneutral betrieben werden kann. Renner warnt deshalb vor der hier und da und verstärkt zu spürenden „Transformationsmüdigkeit“: Wirtschaft lebt von Erneuerung, und Erneuerung, „Innovation ist immer Transformation“, so Renner. Vom Umbau der Kohleninsel gehe deshalb auch „Überzeugungskraft für den deutschen Maschinenbau“ aus.
Die ersten Schiffe wurden bereits gelöscht, Christoph Kahlert sieht das aus dem DGT-Bürogebäude mit Freude: „Wir können in Deutschland noch Großprojekte.“