Ludwiggalerie zeigt Walter Moers Das Arschloch geht nach Oberhausen
Niederrhein · Oberhausen soll Walter Moers‘ Vorlass bekommen, noch fehlen aber 20 Millionen fürs Moerseum. Trost spendet bis dahin eine Ausstellung in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen: „Was gibt’s denn da zu lachen?“
Nach Hüsch die erste Frage des Niederrheiners, wenn einer zurückkommt: Weißte, wer gestorben ist? Walter Moers ist bei Redaktionsschluss weder zurück am Niederrhein noch tot, weshalb es sich bei seinem Nachlass noch um einen Vorlass handelt. Warum aber gibt er ihn nicht Mönchengladbach, wo er doch geboren ist? Warum nicht Moers, wo er doch so heißt? Weil er nach Oberhausen gehört. Und damit ja trotzdem daheimbleibt: Dem Kaisergarten gegenüber am anderen Ufer des Rhein-Herne-Kanals liegt die Heimspielstätte von Rot-Weiß Oberhausen, das – ganz richtig: Niederrheinstadion. Vielleicht muss man Oberhausener, Duisburger oder Moerser sein, um zu wissen, dass man Niederrhein und Ruhrgebiet gleichzeitig sein kann …
Moers, jedenfalls Walter, gehört nach Oberhausen, weil sich die Ludwiggalerie wie kein Museum sonst am Niederrhein respektive im Ruhrgebiet um Comic und überhaupt populäre, und zwar zu Recht populäre, Kunst verdient gemacht hat. Und was den Kiefers und Richters recht ist, ist dem Moers nur billig: ein eigenes Museum zu bekommen. „Weil das Haus hier für anderes gebraucht wird“, sagt Ludwiggaleriechefin Christine Vogt, die auch schon ein Konzept fürs „Moerseum“ ausgearbeitet hat, als Walter-Moers-Museum, natürlich, aber auch als Forschungszentrum für sequenzielle Bilderzählungen. Fehlt gerade noch der Milliardär, der die 20 Millionen aus der Portokasse schüttelt, aber beim Pressetermin zur Ausstellungseröffnung wirken Vogt und Mitstreiter so entspannt, als sei das nur eine Frage der Zeit …
Weil Walter Moers‘ Oeuvre natürlich ein Pfund ist. In den letzten Jahren wurden ja die Songrechte von Dylan, Bowie und anderen für dreistellige Millionenbeträge verkauft, da sollte ein zweistelliger Millionenbetrag für den Auflagenmillionär Moers drin sein … Zumal das Gesamtwerk eine unendliche Geschichte zu sein scheint; in der aktuellen Ausstellung in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen ist jede Menge Unveröffentlichtes und außerdem Allerneuestes aus der Hand nicht nur von Moers, sondern von Hildegunst von Mythenmetz zu sehen, und die Anspielungs- bis Persiflagekunst des zeichnenden Romanciers Walter Moers geht gen unendlich, das „Zamonien-Wiki“ war praktisch nur eine Frage der Zeit …
Es gibt auf jeder Etage, in jedem Raum, vor jedem Bilderrahmen in dieser Ausstellung reichlich was zu lachen, aber, da sind wir dann doch Partei oder schlicht(es) Kind der 90er, am allerlustigsten sind doch die Comics von Arschloch bis Adolf; der Raum mit dem „Arschloch in Öl“ ersetzt Museumsbesuche von Lascaux bis Tate Modern mit Inkunabeln der Kunstgeschichte von der „Fickvase von Saloniki“ (Vorläufer des Pornofilms: „schnell genug drehen!“) über Rodins „Kotzer von Calais“ und van Goghs Schlafzimmer in Arles, das eigentlich „Nar het poppen“ heißt, bis zu Jeff Koons‘ „Cicciolina“, hier, Ehrensache, mit dem Arschloch in der Position des Künstlers.
„Was gibt’s denn da zu lachen? Die komische Kunst des Walter Moers“, bis 19. Januar 2025 in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen